Softfair ist das Digitalhaus mit der vermutlich meistgenutzten Maklersoftware - und sollte über eine Brancheninitiative an möglichst viele Versicherer verkauft werden. Der Vorstoß ist nun gescheitert.
Es war eine kleine Branchen-Sensation, als Norbert Porazik und Markus Kiener, Geschäftsführer von Deutschlands größtem Maklerpool Fonds Finanz, im April 2017 das IT-Haus Softfair erwarben. Einer mit Beigeschmack, denn die Verwaltungs- und Vergleichsprogramme der Hamburger wurden von vielen Maklerinnen und Maklern genutzt. Wie würde es nun um die Unabhängigkeit der Digitalschmiede bestellt sein, wenn sie sich in der Hand eines Marktteilnehmers befindet?
Bedenken, die Fonds Finanz durchaus bewusst waren. Und so riefen die neuen Eigentümer etwa zwei Jahre später die Brancheninitiative „PNext“ ins Leben. Ziel war ein Verkauf von Softfair, allerdings mit einer ganz speziellen Idee: Die Hansestädter sollten in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, "um dann bis zu 100 Prozent der Anteile kleinteilig an möglichst viele Versicherungsgesellschaften zu veräußern“, wie die beiden Eigner im Mai 2019 per Pressetext bekannt gaben (der Versicherungsbote berichtete).
Das Projekt: ehrgeizig. Per Ein-Prozent-Anteilen sollte Softfair an möglichst viele Versicherer, Vertriebe, Pools und andere Branchenakteure verscherbelt werden, als eine Art Digitallabor für die Branche. "Damit wäre Softfair mit dem Tochterunternehmen Ascore nicht mehr in der Hand nur eines Marktteilnehmers, sondern im Idealfall in der Hand aller Versicherungsgesellschaften", hoffte Porazik. Die neue AG sollte im Zweifel allen gehören und somit keinem - ein digitales Kaleidoskop, in dem keiner ein Übergewicht hätte.
“Nicht akzeptable Bedingungen“
Das Vorhaben muss nun aber als gescheitert betrachtet werden. Wie die Softfair-Konzernmutter Finanzsoft GmbH am Montag der Presse berichtet, wird die Brancheninitiative PNext mit sofortiger Wirkung beendet. Und es wird deutlich, dass die Versicherer das vermeintliche Geschenk nicht recht annehmen wollten - zumindest nicht zum geforderten Preis.
“Nach Abschluss des Bieterverfahrens vor wenigen Tagen wurden die eingegangenen Optionen analysiert und intensiv auf wechselseitige Realisierbarkeit geprüft“, heißt es im Pressetext. „Nach erfolgter Prüfung muss die Finanzsoft GmbH heute mitteilen, dass eine Umsetzung der Brancheninitiative mit den eingegangenen Optionen für die Finanzsoft nur zu nicht akzeptablen Bedingungen realisierbar wäre“. Alle eingegangenen Optionsverträge seien daher abgelehnt und die betroffenen Unternehmen darüber informiert worden.
Warum die Offerten nicht akzeptabel waren und wie viele Bieter es überhaupt gab, kommunizierte das Unternehmen nicht. „Wir haben auf Anregung der Branche unsere Übernahme von Softfair im Jahr 2017 überdacht und uns dazu bereiterklärt, zum Wohle des gesamten Marktes eine branchenweite Initiative zu starten. Dass dieses Angebot nun nicht angenommen wurde, ist gerade deshalb für uns absolut in Ordnung“, erklären Norbert Porazik und Markus Kiener, Geschäftsführer der Finanzsoft GmbH.
Bei Maklern marktführend
Vorerst bleibt also alles beim Alten im Hause Softfair. Bereits seit 1988 sind die Hamburger mit IT-Lösungen für die Assekuranz am Markt, zählen somit zu den Pionieren der Branche. Mehr als 35.000 Versicherungsvermittler benutzen nach Angaben des Unternehmens die Vertriebs- und Vergleichssoftware der Firma mit Standorten in Hamburg und Maisach bei München. Neben Maklerprogrammen kooperiert Softfair auch mit Versicherern und bietet Ratings an.
Die Süddeutsche Zeitung sah noch einen anderen Grund für den damaligen Branchenvorstoß: Der Großvertrieb Swiss Life Select hatte die Software-Vereinbarung mit Softfair gekündigt und platziert sein Geschäft seit Januar 2020 über die Plattform des Softwareanbieters Franke & Bornberg. So ging ein wichtiger Auftraggeber verloren. Gleichwohl hätten die Versicherer mit dem Anteil an Softfair eine Art Garantie erworben, nicht aus dem Programm zu fliegen: bei dem immerhin wichtigsten digitalen Helfer der Versicherungsmakler.