Versicherungsvermittler sollen wie Steuerberater und Rechtsanwälte vergütet werden

Quelle: gerhardschick.net

Gerhard Schicks abschließendes Plädoyer: „Die Versicherungsbranche muss sich bei den Produkten, den Abschlusskosten und der Vertriebsvergütung bewegen!“ Die Produkte müssten stärker nachhaltig ausgerichtet werden - etwa bei den investierten Kundengeldern. Und die Kosten müssten bei der Vergütung runter. Für diese Forderungen bestehe aktuell ein großer Handlungsdruck, zumal sie nicht mehr nur von wenigen Stimmen in Politik und Verbraucherschutz getragen würden, sondern der Ruf nach Veränderung lauter werde: auch bei den Kunden "Jetzt ist Zeit für einen Wandel!"

Auch die gesetzliche Rente wurde unter Bismarck eingeführt

In der kritischen Debatte wollten die - an den Bildschirmen anwesenden - Versicherungsvorstände und Wissenschaftler die Vorwürfe so nicht stehen lassen. So sagte der gastgebende Fred Wagner vom Institut für Versicherungslehre Leipzig, die Kritik, dass bereits unter Bismarck das Provisionsmodell eingeführt worden sei und es deshalb veraltet, habe ihn nicht überzeugt. „Er hat schließlich auch die gesetzliche Rente eingeführt. Ich weiß, dass Sie diese sehr goutieren!“, sagte er an Schick adressiert.

Schick antwortete, es bedürfe „einer gewissen solidarischen Komponente, auch eines paternalistischen Impulses“, damit nicht viele Bürger in Altersarmut ändern. Davon nahm er auch die private Versicherungswirtschaft nicht aus. „Wir erreichen ganz viele Menschen nicht, gerade die Gering Verdienenden!“ Ein weiteres Problem sei die Komplexität der Regelungen und Produkte. So erhalte er in vielen Bürgerrunden die Rückmeldung von Verbrauchern: „Mensch, warum macht man es uns eigentlich so kompliziert?“

Unattraktiv - woran misst man das?

Ein weiterer Kritikpunkt war, dass die Angebote der Lebensversicherer letztendlich weniger unattraktiv seien als von dem Vortragenden behauptet. Woran man dies messe, wollte Wagner wissen: 1,84 Prozent Durchschnitts-Rendite, wie als Beispiel für eine Lebensversicherung genannt wurde, seien doch etwa im Verhältnis zu Staatsanleihen noch attraktiv? Diese würden gar nichts mehr an Rendite abwerfen, sogar einen negativen Zins. Zudem gelte es, die gebotenen Sicherheiten der Leben-Produkte zu bedenken, die ebenfalls Geld kosten. Allein in letzter Woche sei der Dax um 30 Prozent gefallen: "Meinen Sie, die meisten Deutschen könnten damit umgehen?"

Hier versicherte Schick noch einmal, dass es ihm nicht darum gehe, Produkte und Beratung per se infrage zu stellen. Nicht alle Deutschen sollen in Altersvorsorge Selbstentscheider werden: viele seien damit überfordert. „Ich setze auf einen Markt für qualitativ hochwertige Beratung und ich setze auf ein Standardprodukt!“, so Schick. Dieses Standardprodukt könne zum Beispiel ein Modell ähnlich dem Schwedischen Staatsfonds sein. Doch auch dieser solle sich weiterhin dem Wettbewerb der privaten Anbieter stellen. Wenn diese erfolgreicher seien, solle der Kunde sich auch gegen das Standardprodukt entscheiden können.