Die Zurich Deutschland hat in der Coronakrise nahezu alle Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt: Und macht trotzdem weiter. Welche Tipps der Versicherer in Krisenzeiten für die Versicherungsvermittler hat und wie der Betrieb bei den Kölnern weiterläuft, darüber sprach der Versicherungsbote mit Jawed Barna, Vorstand Distribution & Partnerships bei der Zurich Gruppe Deutschland.
Versicherungsbote: Das neue Coronavirus legt ganz Deutschland lahm, man spürt Angst und Verunsicherung bei vielen Bürgern - und auch Unternehmern. Können Sie bereits abschätzen, wie stark die Zurich durch die Corona-Pandemie betroffen sein wird?
Jawed Barna: Wir stehen weltweit inmitten eines beispiellosen globalen Gesundheitsthemas, das nicht mehr nur ein medizinisches Problem ist, sondern auch ein wirtschaftliches Problem und sich zu einer politischen Herausforderung entwickelt. Es ist aber noch viel zu früh um darüber zu spekulieren, inwiefern Zurich von dieser Pandemie am Ende betroffen sein wird.
Zurich berichtet, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun von zu Hause aus arbeiten: in vollem Umfang und ohne Kurzarbeit. Haben sich die Aufgaben, die nun bei Ihnen im Haus abgearbeitet werden müssen, durch die Krise verändert? Wie?
Wir sind prozessual und technisch sehr gut vorbereitet auf die Herausforderungen der aktuellen Situation. Wir haben durch unser fortschrittliches "FlexWork-Konzept" bereits Arbeitsweisen implementiert, die auch in solchen Ausnahmesituationen, wie wir sie aktuell erleben, nahezu flächendeckend das working@home ermöglichen. Auch eine entsprechend leistungsfähige IT-Infrastruktur steht uns dafür zur Verfügung. Über 93 Prozent aller Mitarbeitenden arbeiten derzeit von zuhause und sorgen dafür, dass wir für unsere Kunden und Vertriebspartner wie gewohnt ansprechbar sind. Auch in diesen herausfordernden Zeiten sind wir für sie da.
Die Verunsicherung ist auch in der Vermittlerbranche groß. Was sind häufige Fragen, mit denen Vermittler und Geschäftspartner nun an Sie herantreten?
Sollten Vermittler ihre Kundinnen und Kunden nun aktiv ansprechen - auch aus dem Homeoffice heraus? Wenn ja, wie - ohne, dass dies in der aktuellen Notlage vieler Betroffener als übergriffig empfunden wird?
Auch und gerade in diesen Zeiten sind Sensibilität und Feinfühligkeit auf Vermittlerseite besonders wichtig. Ein guter Berater zeichnet sich auch in krisenhaften Situation dadurch aus, dass er die Sorgen und Bedarfe seiner Kunden gut einschätzen kann und ihnen als vertrauensvoller Partner kompetent zur Seite steht.
Viele Vermittler werden voraussichtlich in den nächsten Wochen und Monaten weniger Einnahmen aus dem Neugeschäft haben. Rechnen Sie damit, dass viele Agenturen und Maklerbüros aufgeben müssen?
Wir wissen, dass die nächsten Wochen und Monate hart werden. Wir wissen nicht, wie lange der Ausnahmezustand anhalten wird. Aber auch wenn diese Unsicherheit für uns alle belastend ist, für manche sogar existenzgefährdend, bleibt meine Botschaft: Wir kommen da durch! Es wird eine Post-Corona-Welt geben. Unabhängig von den in Aussicht gestellten staatlichen Unterstützungsmaßnahmen, haben wir einen Maßnahmenkatalog für unsere Vertriebspartner zusammengestellt. Wir werden unsere loyalen Partner in diesen anspruchsvollen Zeiten nicht im Stich lassen!
Planen Sie, Provisionen und Courtagen in den nächsten Wochen und Monaten anzupassen?
Nein, im Vertrieb sind keine Provisionsanpassungen vorgesehen. Wir denken aktuell über spezifische Maßnahmen nach, um den Bedürfnissen unserer Kunden und Vermittler in diesen Zeiten noch besser nachkommen zu können.
...Betriebsschließungsversicherung: "Wir prüfen jeden Schadensfall"
Versicherungsbote: Was können Versicherungsvermittler aus der aktuellen Krise lernen? Vielleicht sogar, um gestärkt daraus hervorzugehen?
Jawed Barna: Die aktuelle Gesamtsituation ist für die Menschen und die Wirtschaft ohne Frage eine Belastungsprobe. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir auch viele positive Erfahrungen aus dieser Ausnahmesituation mitnehmen werden. Es wäre nicht das erste Mal, dass solche fundamentalen Krisenereignisse auch ein Katalysator für Innovationen sind - beispielsweise in der Art und Weise miteinander zu arbeiten.
Die Börsen sind auf Talfahrt, auch wenn sie bisher meist Krisenzeiten robust überstanden haben. Sie haben zahlreiche Altersvorsorge-Produkte im Angebot. Haben Sie einen Rat, was Vermittler nun ihren Kunden sagen können, wenn sie auf die Kursstürze an den Börsen angesprochen werden? Wenn Kunden vielleicht sogar aus der Altersvorsorge aussteigen wollen? Wie schafft man in solchen Zeiten Vertrauen in Altersvorsorge-Produkte?
Eine große Sonntagszeitung (BamS 29.3.20) hat es auf den Punkt gebracht: Eine Lebensversicherung ist eine Langfristanlage, läuft Jahrzehnte und dient der Altersvorsorge, man sollte aufgrund der aktuelle Lage nicht aussteigen. Und das genau spiegelt auch unsere Empfehlung: Über die Zeit ist die Lebensversicherung jeglicher Form ein sehr gutes Altersvorsorgeprodukt und die fondsbasierten Varianten bieten auch gute Chancen auf Erträge, wenn der Bulle an den Börsen wieder Oberhand gewinnt.
Versicherungsmakler beschwerten sich, dass mehrere Versicherer im Rahmen der Betriebsschließungs- oder All-Risk-Versicherung nicht leisten, wenn die Behörden aufgrund der Corona-Pandemie Firmen ihrer Kunden dichtgemacht haben. Der Grund: in vielen Verträgen, die älter sind, wird das neue Coronavirus noch nicht namentlich erwähnt. Wie ist das bei Ihnen? Können Gewerbekunden bei Ihnen auf Entschädigung hoffen?
Fragen zum Versicherungsschutz unter bei unserer Gesellschaft bestehenden (Betriebsschließungs-) Versicherungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus (COVID-19) können wir nicht pauschal beantworten. Die denkbaren Fallgestaltungen sind vielfältig. In jedem Schadenfall prüfen wir die konkreten Ansprüche. Jede Deckungsentscheidung wird dann unter Berücksichtigung der vereinbarten Versicherungsbedingungen und der konkreten Umstände des Schadenfalles getroffen; wir haben jetzt mit der Bearbeitung der gemeldeten Schäden begonnen.
Fest steht: Die Pandemie hat nie dagewesene Einschnitte bewirkt, die nachwirken werden. Wie wird sich der Vertrieb der Zukunft durch die Coronakrise ändern?
In der Tat, die Welt wird nach der Corona-Krise wird ökonomisch, politisch und gesellschaftlich eine andere sein. Zunächst wird es darum gehen wie nach dem Lockdown die Wirtschaft nach einem nahezu kompletten Stillstand in einer Übergangsphase wieder hochfahren lässt, wie der physische Vertrieb seine Beratungsleistung nachkommen kann, wie klein- und mittelständische Unternehmen gestärkt und mit besserem Versicherungsschutz ausgestattet werden können. Die Digitalisierung wird einen weiteren Schub erfahren und der direkte Weg zu den Kunden effektiver gestaltet werden. Für die Zeit nach der Krise erarbeiten wir im Austausch mit unseren Partnern bereits konkrete Maßnahmen, um unsere Kunden abzusichern und die Wachstumskraft des Vertriebes zu erhalten.