Kfz-Versicherung: HUK-Coburg merkt Folgen der Coronakrise

Quelle: Nik Verlaan / pixabay.com

Auch vor den Autoversicherern macht die Coronakrise nicht Halt: Der Marktführer HUK-Coburg bemerkt ein stark einbrechendes Neugeschäft. Dies könnte den Preiskampf in der Branche sogar noch befeuern.

Die HUK-Coburg erwartet ein Geschäftsjahr 2020, das von der Coronakrise und ihren Folgen geprägt ist. Eine seriöse Erwartung zum Geschäftsergebnis 2020 sei aus diesem Grund derzeit nicht möglich, sagte Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz des Versicherers in Coburg.

In allen Sparten Rückgang des Neugeschäfts erwartet

Die Einschränkung des öffentlichen Lebens werde Einfluss auf das Versicherungsgeschäft haben, sagte Heitmann laut einem Pressetext der HUK-Coburg. So rechnet er in allen Sparten mit einem Neugeschäftsrückgang, insbesondere davon betroffen sei die Autoversicherung. Hier ist die HUK mit 12,4 Millionen versicherten Fahrzeugen unangefochten Marktführer.

Dennoch sieht Heitmann die Franken für die Krise gut gerüstet. Auf die Bestände werde sich der Neugeschäfts-Rückgang seiner Ansicht nach nicht gravierend auswirken, da weniger Abgänge zu befürchten seien. So sei die HUK in den Monaten Januar und Februar gut in das laufende Geschäftsjahr gestartet und habe viele Neuverträge in der Autoversicherung hinzugewonnen - erst im März kam dann der Einbruch.

Damit spiegelt sich die vorübergehende Auszeit in der Autobranche auch im Kfz-Versicherungsgeschäft. Viele wichtige Hersteller wie Audi, BMW, Daimler oder Tesla haben ihre Produktion europaweit eingestellt, auch die Autohäuser und - zum Teil - die Zulassungsstellen sind dicht. Entsprechend schließen die Deutschen weniger Neuverträge ab - kündigen aber auch weniger alte Kfz-Versicherungen.

Mehr versicherte Autos - höhere Kosten

Das abgelaufene Geschäftsjahr war für die HUK-Coburg speziell in der Kfz-Versicherung erfolgreich. 1,4 Millionen neu versicherte Fahrzeuge konnten die Franken nach eigenen Angaben hinzugewinnen, damit wuchs der Versicherer in Stückzahlen um das Zweieinhalbfache schneller als der Markt (+3,9 Prozent). Hier gilt es aber zu bedenken, dass auch Versicherungskunden absprangen. So beträgt das Plus gegenüber dem Vorjahr rund 400.000 Autos.

Die Autoversicherung bleibt bei den Coburgern absolute Königsdisziplin. Von den spartenübergreifend gebuchten Bruttobeiträgen von insgesamt 7,8 Milliarden Euro entfielen allein 4,2 Milliarden auf die Kfz-Policen.

Mit 12,4 Millionen versicherten Autos kann die HUK-Coburg die Verfolger Allianz (8,7 Millionen Verträge zum Jahreswechsel) und R+V Versicherung (4,7 Millionen) auf Distanz halten. Heitmann rechnet laut "Handelsblatt" damit, dass der Preiskampf im Neugeschäft trotz steigender Schadenkosten im Branchenschnitt weiter anhalten wird. So seien die durchschnittlichen Prämien im letzten Jahr eher gesunken. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) entwickelte sich die Schaden-Kosten-Quote in der Autoversicherung ungünstig: sie stieg von 96,1 Prozent auf 98 Prozent.

Ungünstigere Schaden-Kosten-Quote

Die Politik billiger Kfz-Prämien führte für die HUK-Coburg aber auch dazu, dass der Versicherer nur mit Ach und Krach Beitragseinnahmen und Schadenskosten im Einklang hält. Die Schaden-Kosten-Quote in der Autoversicherung stieg von brutto 93,7 Prozent auf 97,2 Prozent. Bei dieser Quote gilt stark vereinfacht: je niedriger, desto besser. Liegt die Schaden-Kosten-Quote über 100 Prozent, gibt der Versicherer mehr für Schäden und Verwaltung aus, als er an Beiträgen einnimmt.

Für Kfz-Schäden bezahlte die HUK-Gruppe 2019 rund 3,6 Milliarden Euro. Kostentreiber seien hier die Verteuerung von Fahrzeugteilen sowie Hagelereignisse zur Jahresmitte gewesen. Mit Blick auf die Schadenskosten in der Autoversicherung kann die Coronakrise aber auch einen positiven Effekt zeigen. Durch die Beschränkungen sei schon jetzt ein deutlicher Rückgang des Verkehrs spürbar, ganz abgesehen von eventuellen weiteren, noch strikteren Maßnahmen. Dies, so Heitmann, zöge eine stark rückläufige Schadenhäufigkeit in der Autoversicherung nach sich.

Nachfrage nach Telematik-Policen steigt

Ein deutliches Plus gibt es bei den Telematik-Versicherungen: Auch wenn sie im Verhältnis zum Gesamtbestand eine Nische bleiben. Bei diesen Tarifen erklärt sich ein Fahrzeughalter bereit, sein individuelles Fahrverhalten mittels einer App aufzeichnen zu lassen. Wer vorsichtig fährt, dem winken Rabatte. „Mittlerweile haben sich 215.000 Kunden für Telematik Plus entschieden. Das Interesse ist sehr hoch“, berichtet Heitmann.

Mit dem Geschäftsjahr 2019 zeigte sich der HUK-Chef zufrieden. Sowohl das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 640 (565) Millionen Euro als auch der Jahresüberschuss nach Steuern von rund 453 (342) Millionen Euro hätten deutlich über dem Vorjahr gelegen.

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