Wie aber ist der Widerspruch zu erklären, dass ältere Menschen zum einen die Öffentlichkeit meiden sollen, um eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu vermeiden - dass nun aber zum anderen die Bundesregierung just diese Menschen zur Aufnahme von Nebentätigkeiten neben der Rente ermutigen will? Dass Personalmangel in vielen Bereichen u.a. der Gesundheitsversorgung und Pflege, aber auch in Bereichen wie der Erntehilfe droht, ist offensichtlich. So sah sich Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) mit gestrigem Datum sogar gezwungen, Bürger zur freiwilligen Hilfe bei der Ernte aufzurufen, wie das ZDF berichtete. Würden doch noch hunderttausende Helfer für die Ernte fehlen – zu erwarten sind nicht nur verheerende wirtschaftliche Folgen für die Landwirte, sondern fehlende Ernten schaffen auch ein Versorgungsproblem für die Bevölkerung.
Bei ähnlichen Verorgungsproblemen könnten nun auch ältere Menschen in Nebentätigkeiten eine wichtige Rolle spielen – vielleicht nicht bei der Erntehilfe, aber zum Beispiel bei der Versorgung und Pflege anderer älterer Menschen, die während der Krise auf Hilfe angewiesen sind. Und vielleicht spielen Senioren mit Nebenjob hier sogar eine Schlüsselrolle, sobald es darum geht, den Kontakt zu jüngeren Menschen und damit die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. In einem solchen Kontext könnten Nebentätigkeiten Älterer tatsächlich helfen, die Versorgung der Bevölkerung in Zeiten der Corona-Krise aufrechtzuerhalten.