Generali sieht im Maklergeschäft hohes Potential

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Als der Versicherungsbote Ende Februar mit Stefanie Schlick, Head of Broker der Generali Deutschland AG und Vorstandsmitglied der Dialog Versicherung AG, sprach, war der Lockdown infolge der Corona-Pandemie noch nicht abzusehen, warf aber seinen Schatten voraus. Ursprünglich als persönliches Treffen in Berlin geplant, fand das Gespräch am Telefon statt. Wir sprachen mit Schlick über die „neue“ Dialog Versicherung, die Rolle der Makler innerhalb der Generali und weshalb es weibliche Führungskräfte in der Branche schwerer haben. Das Gespräch wird in mehreren Teilen veröffentlicht.

Versicherungsbote: Die Dialog hat sich erneuert: neue organisatorische Aufstellung, neues Corporate Design, neue modern gestaltete Webseite etc. Sie selbst argumentieren, Sie wollen sich als Marke neu definieren. Warum wurde es notwendig, einen Neuanfang zu wagen?

Stefanie Schlick: Nicht nur die Dialog hat sich erneuert, sondern die gesamte Generali in Deutschland hat sich mit den drei Säulen Exklusivvertrieb, Direktvertrieb und Maklervertrieb strategisch neu aufgestellt: Das bedeutet erheblich mehr als nur eine Frischzellenkur. Mit der Dialog haben wir den neuen Maklerversicherer der Generali in Deutschland geschaffen: eine große Aufgabe, die wir erfolgreich meistern konnten.

Quelle: DialogZunächst haben wir die Maklerorganisation innerhalb des Konzerns neu aufgebaut. Das heißt, wir haben nicht nur den Maklerbereich unter das Dach der Marke Dialog gezogen, sondern zudem die Dialog Versicherung neu gegründet und die Bestände der ehemaligen Generali Versicherung hierauf abgespalten. Dieser Abspaltung hatte die Aufsichtsbehörde BaFin im letzten Jahr nach umfassender Prüfung zugestimmt. Als weiteren Schritt haben wir den auf dem Maklermarkt bereits sehr etablierten Biometrieversicherer unter die neue Marke Dialog gestellt: Er ist nun auch Risikoträger für unser bAV-Geschäft.

Diese Schritte begründen, weshalb ein Rebranding erforderlich wurde: die Neudefinition der Dialog als Marke. Mit Produkten zur Absicherung biometrischer Risiken, betrieblicher Altersversorgung sowie Sachversicherungen für Privat- und Firmenkunden sind wir jetzt breit aufgestellt. Zudem wollten wir neuer und frischer auftreten, haben unsere neue Marke bewusst offline und online positioniert, den Webauftritt zeitgemäß und digital gestaltet und dafür gesorgt, dass die Dialog auch in Online-Medien gut sichtbar ist.

Mit den zwei Risikoträgern der Dialog Lebensversicherung und Sachversicherung ist ein großer neuer Player für den deutschen Maklermarkt entstanden. Unsere unabhängigen Vertriebspartner erhalten nun alles aus einer Hand – sowohl für das Privat- als auch für das Firmenkundengeschäft.

Die Dialog hat auch ihre Produkte überarbeitet und neue Tarife eingeführt. Können Sie uns einen kleinen Einblick geben: Was ist neu? Sind weitere neue Tarife für die nahe Zukunft geplant?

Die Neupositionierung ging mit der Überarbeitung zahlreicher Produkte einher. Um Beispiele zu nennen: Die Dialog hat im August letzten Jahres in der Lebensversicherung einen neuen Berufsunfähigkeitsversicherungs-Tarif auf den Markt gebracht, den SBU-go-professional. Er bietet jungen Leuten einen vollwertigen Berufsunfähigkeitsschutz zu einer um vierzig Prozent reduzierten Einstiegsprämie. Mit diesem Tarif wird jungen Menschen der Weg zu einer der wichtigsten Absicherungen ermöglicht. Denn wir wissen, dass viele Schüler, Auszubildende und Studenten keinen BU-Schutz haben und auch das Risiko unterschätzen: Diese Zielgruppen wollen wir vermehrt ansprechen.

Im Kraftfahrt-Bereich haben wir unsere Tarife deutlich im Preis gesenkt und im Kleinflotten-Geschäft ein neues Produkt eingeführt, mit dem Firmenkunden eine Flotte schon ab drei Fahrzeugen versichern können. Dieses Angebot wird sehr gut vom Markt angenommen. Im Gewerbegeschäft für kleine und mittlere Unternehmen haben wir eine Agrarschutz-Police ins Programm genommen, kombiniert mit einem Landwirtschafts-Rechtsschutz. Dieser bietet den Landwirten einen Rundumschutz für Haus und Hof. Die Agrarwirtschaft ist eine interessante Zielgruppe mit mehr als 260.000 Landwirtschaftsbetrieben in Deutschland, da sehen wir großes Potential.

Wir werden weiterhin unsere Privatkunden-Produkte optimieren – wie immer in enger Rücksprache mit unseren Vertriebspartnern. Zudem werden wir unsere komplette Gewerbepalette überarbeiten. Gewerbe wird in diesem Jahr an Bedeutung gewinnen. Und natürlich optimieren wir fortlaufend unsere Produkte. Regelmäßig führen wir Produktplanungsrunden durch, bei denen wir auch externe Partner befragen: Welche Angebote müssen wir überarbeiten, damit sie besser auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind? Welche müssen neu entwickelt werden?

..."die Dialog ist kein kleiner Versicherer!"

Versicherungsbote: In der Generali hat das Maklergeschäft gegenüber dem Exklusivvertrieb nur einen kleinen Anteil. Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) warb jüngst damit, dass sie als stärkster Vertriebsweg auch exklusiv die Kernmarke des Konzerns verkauft, „quasi die Champions League“, hieß es. Welche Bedeutung hat der Maklervertrieb für die Generali?

Stephanie Schlick: Es ist zutreffend, dass der Maklerkanal einen deutlich geringeren Anteil am Beitragsvolumen der Generali Deutschland hat als der Exklusivvertrieb. Dennoch sind wir als Versicherer im Maklermarkt seit langem etabliert – sowohl mit unseren biometrischen und bAV-Lösungen als auch im Komposit Privatkunden- und Gewerbegeschäft. Immer wieder erhalten wir Rückmeldungen, dass unsere Produkte von den Kunden sehr geschätzt werden.

Die Generali in Deutschland sieht auch im Maklergeschäft ein hohes Potential für nachhaltiges und profitables Wachstum. Aktuell betreuen 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausschließlich die rund 19.000 unabhängigen Vertriebspartner in Deutschland und Österreich. Das ist eine enorme Zahl und unterstreicht den Stellenwert der Versicherungsmakler im Konzern. Egal, wo ein Makler zum Telefonhörer greift, er wird bei uns einen Gesprächspartner vorfinden, der ausschließlich den Maklermarkt betreut. Wir bieten zudem über 60 Produkte, mit denen sich quasi jedes Risiko absichern lässt.

Die Dialog ist damit kein kleiner Versicherer mehr, auch innerhalb der Generali Gruppe nicht. Wir haben alle für den Maklermarkt relevanten Vergleichsplattformen angebunden und arbeiten mit vielen Maklerverwaltungsprogrammen zusammen – das zeigt, wie wichtig der Maklerkanal innerhalb der Generali in Deutschland ist. Alle Makler können zudem die Innovationen der Gruppe wie Smart Insurance oder Telematik-Tarife nutzen. Ein Vorteil der Neupositionierung ist, dass die Dialog nun eigens für Versicherungsmakler in allen Bereichen Produkte entwickeln kann, abgestimmt auf deren jeweiligen Bedürfnisse. Deshalb ist es gut, dass die DVAG exklusiv die Produkte der Generali vertreibt und die Makler ihren „eigenen“ Versicherer haben.

Viele Versicherungsmakler haben noch Altverträge der Generali im Bestand. Wer ist künftig Ansprechpartner für diese Policen? Auch die Dialog? Und wer ist Ansprechpartner für die Verträge der früheren Generali Leben, die nun unter der Marke Proxalto abgewickelt werden?

Verträge der Generali Versicherung, die von Maklern betreut werden, sind auf die Dialog Versicherung abgespalten worden. Wir haben das gesamte Maklergeschäft auf diesen Versicherer übertragen. Von daher ist die Dialog Ansprechpartner für alle Maklerbestände.

Was die Leben-Bestände im Run-off angeht: Die frühere Generali Leben wurde verkauft, entsprechend ist die neue Gesellschaft Proxalto Ansprechpartner für die Makler. Wir haben im letzten Jahr eine große Kommunikationskampagne zu dem Thema gestartet und alle Vertriebspartner, die bei der Generali entsprechende Altverträge hielten, über die neuen Kontaktdaten informiert. Bei Proxalto betreuen Mitarbeiter die Verträge, die zuvor schon für die Generali Leben tätig waren. Das heißt, auch hier erreichen Makler kompetente Gesprächspartner mit langjähriger Erfahrung und Expertise.

Teil 2 des Interviews mit Stefanie Schlick veröffentlicht der Versicherungsbote in wenigen Tagen. Die Fragen stellten Björn Bergfeld und Mirko Wenig.