BdV: Riester-Versicherer kalkulieren mit Lebenserwartung von bis zu 150 Jahren

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Der Bund der Versicherten (BdV) wirft den Versicherern vor, bei der Riester- und Rürup-Rente mit völlig überzogenen Lebenserwartungen zu rechnen, um weniger Rente auszahlen zu müssen. So würden die Renten mit einer Lebenserwartung von bis zu 150 Jahren kalkuliert. Der Verband fordert, dass der Gesetzgeber eingreift.

Axel Kleinlein, Vorstandssprecher beim Bund der Versicherten (BdV), hat die Verrentung bei Riester- und Rürup-Renten kritisiert. Diese sei sehr verbraucherunfreundlich gerechnet. „Auch wer erfolgreich und viel spart, bekommt trotzdem nur eine niedrige Riester-Rente, weil die Versicherungsunternehmen mit massiv überzogenen Lebenserwartungen kalkulieren“, sagt Kleinlein laut Pressetext des Verbandes.

Hintergrund ist, dass die Anbieter bei staatlich geförderten Produkten die Auszahlung einer lebenslangen Rente garantieren müssen, sofern sich der Sparer nicht für eine einmalige Auszahlung des angesparten Kapitals zu Rentenbeginn entscheidet.

Lebenserwartung von bis zu 150 Jahren?

Laut Kleinlein würden die Unternehmen zum Beispiel für heute 37-Jährige mit einer Lebenserwartung von etwa 100 Jahren bis hin zu 150 Jahren kalkulieren, während das Statistische Bundesamt eine Lebenserwartung von lediglich 87 bis 91 Jahren prognostiziere. Dabei zeige sich ein großer Unterschied zwischen den einzelnen Versicherern und Tarifen.

Wie sich das auswirkt, verdeutlicht der Versicherungsmathematiker an einem Beispiel: Unterstellt ein Versicherer für einen 67-Jährigen etwa eine Lebenserwartung von 97, so muss das angesparte Geld für 30 Jahre Rente ausreichen. Kalkuliert er aber bis 117, so muss das gleiche Geld auf 50 Jahre verteilt werden. Die Rente kann dann nur noch etwas mehr als die Hälfte im Vergleich zum ersten Szenario betragen.

Bundesregierung ist über Rentenfaktoren nicht im Bilde

Anlass des BdV-Vorstoßes ist eine Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag. Demnach weiß die Regierung nicht, mit welchen Rentenfaktoren die Altersvorsorge-Anbieter rechnen und welche Lebenserwartung sie den Verträgen zugrunde legen.

Die Rentenfaktoren geben an, wie viel Monatsrente die Sparerinnen und Sparer pro 10.000 Euro Kapital bekommen. „Wir sehen eine immense Spreizung zwischen 15 und 29 Euro garantierter Monatsrente pro 10.000 Euro angespartem Kapital“, erklärt Kleinlein. „Damit haben die Rentenfaktoren deutlich mehr Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg einer Riester-Rente als die Kapitalanlage.“

Nach Berechnungen des BdV betragen für heute 37-Jährige die garantierten Rentenfaktoren für eine Rente ab 67 zwischen 15,21 Euro und 30,20 Euro bei einem Garantiezins von 0,9 Prozent. „Die von den Lebensversicherern unterstellten Rentenfaktoren entsprechen einer Lebenserwartung von 95 bis 142 Jahren“, so Kleinlein.

Besonders kritisiert Kleinlein seinen früheren Arbeitgeber: die Allianz Versicherung, Marktführer bei den staatlich geförderten Policen. „Die Allianz kalkuliert sehr intransparent, indem sie in einem einzigen Vertrag mit unterschiedlichen Faktoren kalkuliert und dabei zum Teil eine Lebenserwartung von über 140 unterstellt“, so Kleinlein. Eine rentable Altersvorsorge sei so unmöglich.

Ein Sprecher der Allianz wies die Vorwürfe gegenüber dem Versicherungsjournal zurück. „Die Vorwürfe sind so haltlos und spiegeln die Denke aus der „alten Welt“ wider, in eine derartige Debatte möchten wir gar nicht einsteigen“, so der Allianz-Sprecher.