Zunächst sah es so aus, als komme der Versicherungskonzern Talanx ohne große Einbußen durch die Corona-Krise. Doch aktuelle Zahlen zeigen, dass die Pandemie den Versicherer doch stark belastet. Im ersten Quartal 2019 hatte der Versicherer dreimal so viel Großschäden zu regulieren.
Als Mitte März die ersten Lockdown-Maßnahmen infolge der Coronakrise verkündet wurden, war der deutsche Versicherungsriese Talanx noch zuversichtlich: die Gruppe, zu der die Versicherer HDI und der Rückversicherer Hannover Rück gehören, wollte trotz der Corona-Pandemie an ihrem Gewinnziel für das Jahr 2020 festhalten. Aber bereits im April verkündeten die Hannoveraner, dass das angepeilte Gewinnziel von 900 bis 950 Millionen Euro netto wohl nicht zu halten sein wird. Nun zeigt sich an den Quartalszahlen, dass Corona den Versicherer härter trifft als erwartet.
Dreimal so viele Großschäden
Wie die Talanx Gruppe am Donnerstag mitteilt, haben die Niedersachsen nach vorläufigen Zahlen im ersten Quartal 2020 dreimal so viele Großschäden zu stemmen wie im Jahr zuvor. 435 Millionen Euro musste Talanx demnach in der Erst- und Rückversicherung für Großschäden erstatten (Vorjahr: 137 Millionen Euro). Davon seien 313 Millionen Euro allein auf die Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen. Zudem müssten Ergebniseffekte auf Kapitalanlagen in Höhe von 60 Millionen Euro bilanziell verarbeitet werden.
Positiv: Das Konzernergebnis lag mit 223 Millionen Euro in etwa auf dem Vorjahresniveau von 235 Millionen Euro. Vor allem für die Schließung von Betrieben und den Ausfall von Veranstaltungen infolge der Pandemie haben den Gewinnrückgang bewirkt, teilt der Versicherer mit. Die gebuchten Bruttoprämien steigen um 6,4 Prozent auf 12,5 (11,7) Milliarden Euro.
Weitere Belastungen durch Unwetter
“Insbesondere führten die Pandemie und der Lockdown zu einer Vielzahl von Betriebsschließungen und Veranstaltungsausfällen, die bei unseren Risikoträgern versichert sind“, teilt der Konzern zu den Coronaschäden mit. Hinzu kamen Belastungen durch zahlreiche weitere Großschäden wie zum Beispiel die Buschfeuer und der Hagelsturm in Australien, in Europa die Orkane „Ciara“, „Elsa“ und „Sabine“ und in den USA der Tornado „Nashville“.
Das versicherungstechnische Ergebnis der Talanx Gruppe lag in der Folge bei -425 (-357) Millionen Euro. Man gab also -stark vereinfacht- im engeren Versicherungsgeschäft mehr für Schäden und Kosten aus, als man an Beiträgen einnehmen konnte. Die kombinierte Schaden-Kostenquote stieg nach Heranziehung des zeitanteiligen Großschadenbudgets um 3,0 Prozentpunkte, sie betrug im ersten Quartal 99,8 (96,8) Prozent.
Keine neue Gewinn-Prognose
Die Gewinnprognose für 2020 ist auch weiterhin vakant, wie der Versicherer mitteilt: auch wenn das Konzernergebnis für das erste Quartal nur knapp das Ergebnis des Vorjahres verfehlt.
"Ein Hochrechnen des Quartals-Ergebnisses auf das Gesamtjahr 2020 erscheint uns aber nicht möglich, da sich coronabedingte Belastungen vor allem in der Versicherungstechnik nur in einem der drei Berichtsmonate niedergeschlagen haben", schreibt Talanx im Pressetext. "Das bisherige Gewinnziel in einer Bandbreite von mehr als 900 bis 950 Mio. EUR ist aus heutiger Sicht mit zu vielen Unsicherheiten behaftet, um es weiter aufrechtzuerhalten. Das gilt sowohl für alle Steuerungsgrößen des Konzerns als auch für die einzelnen Geschäftsbereichsziele".