Erneut müssen sich Beschäftigte auf Einschnitten bei den Betriebsrenten einstellen. Diesmal trifft es rund 15.000 Mitarbeiter des Autobauers Opel: Der Vorstand will die arbeitgeberfinanzierte Rente „modernisieren“. Als Grund wird unter anderem die Coronakrise genannt.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Opel müssen sich Auf niedrigere Betriebsrenten einstellen. Laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat Personalchef Ralf Wangemann die Belegschaft informiert, dass das hauseigene Betriebsrenten-System „eine grundlegende Modernisierung“ benötige.
Dass mit „Modernisierung“ deutliche Einschnitte gemeint sind, wird eher zwischen den Zeilen deutlich. So schreibt Wangemann, die Renten seien ein „gewichtiger Kostenfaktor“, der „seit vielen Jahrzehnten…deutlich über dem üblichen Marktstandard“ angesiedelt sei. Auch ein Sprecher des Autobauers bestätigte dies gegenüber dpa, wenn auch verschlüsselt: Er sprach von einer „kontinuierlichen Optimierung der Kostenstrukturen“.
Fünf Prozent Zins - arbeitgeberfinanziert
Tatsächlich erwirbt die Opel-Belegschaft aus den Betriebsrenten hohe Ansprüche, die an bessere Zeiten der betrieblichen Altersvorsorge gemahnen. Hundert Prozent durch den Arbeitgeber finanziert, liege die durchschnittliche Verzinsung der Jahresrenten bei rund fünf Prozent, berichtet dpa.
Hier hat sich in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel vollzogen: Immer mehr müssen die Beschäftigten selbst für ihre Betriebsrenten aufkommen, die Arbeitgeber ziehen sich aus der Finanzierung zurück. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Nordlight Research waren 2019 nur noch rund ein Drittel der Betriebsrenten in Deutschland über den Arbeitgeber finanziert. In den anderen zwei Dritteln beteiligte sich das Unternehmen allein über die Entgeltumwandlung an der Betriebsrente - unter der Option, Sozialbeiträge einzusparen, was auch die gesetzliche Rente schwächt.
Wie die Betriebsrente bei Opel künftig organisiert werden soll, gehe aus dem Schreiben nicht hervor. Kein Wunder: Auch der Betriebsrat muss in die Verhandlungen eingeschaltet werden und zustimmen. Vorstand Wangemann verspreche immerhin in dem Schreiben: „Bereits erworbene Ansprüche bleiben vollständig erhalten.“
Harte Einschnitte
Opel begründet die angedachten Sparmaßnahmen unter anderem mit der Coronakrise. Doch bereits zuvor mussten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Einschnitte erdulden:
Seit 2017 gehören die Rüsselsheimer zum französischen PSA-Konzern, der auch die Marken Peugeot und Citroen besitzt. Der Konzern hat Opel einen harten Sanierungskurs verordnet. Seit der Übernahme durch PSA wurden bei Opel knapp 7.000 Stellen abgebaut, berichtet das "Handelsblatt". Im Januar 2020 hat Opel bestätigt, dass bis Ende des Jahres 2021 weitere 2.000 Stellen gestrichen werden sollen, vor allem über Abfindungen und Vorruhestandsregelungen.