Reisen als Beruf? Das junge Paar Sara Klüber und Marco Hansel reist gemeinsam um die Welt – und berichtet auf dem Blog „Love & Compass“ von den gemeinsamen Erlebnissen. Versichert sind die beiden Weltenbummler aus Berufung bei der BDAE Auslandskrankenversicherung, die digitale Nomaden auch dann versichert, wenn der Wohnsitz in Deutschland aufgegeben wurde und wenn der Auslandsaufenthalt nicht nur vorübergehend ist. Der Versicherungsbote sprach mit Marco Hansel über Geld, den Blog und über das Leben als Weltreisende.
Anmerkung: Das Gespräch fand bereits vor dem teilweisen Corona-Shutdown statt
Versicherungsbote: Seit 2016 reist Ihr um die Welt. Wie würdet Ihr Euren „Beruf“ bezeichnen? Influencer, Globetrotter, Marketing Backpacker?
Marco Hansel: Weder noch. Wir würden uns ganz klassisch als Reiseblogger bezeichnen. Außerdem darf man das Wort „Beruf“ gerne ohne Anführungszeichen schreiben. Wir leben seit mehreren Jahren von unserem Reiseblog für Paare, Love & Compass, und investieren dafür dementsprechend viel Zeit. 40-Stunden-Woche? Kennen wir nicht mehr. Ein normaler Arbeitstag beträgt bei uns ca. 10 Stunden. Außerdem arbeiten wir auch am Wochenende.
Ihr habt Eure bisherige Existenz für den Traum aufgegeben, um die Welt zu reisen. Darf ich fragen, was Ihr zuvor gemacht habt?
Sara war im Einzelhandel tätig und ich als Elektroniker. Also zwei in Deutschland ganz normale Berufe.
Wie lange bleibt Ihr im Schnitt an einem Ort? Bleibt überhaupt genug Zeit, diesen zu genießen?
Das ist ganz unterschiedlich – mindestens einen Monat, manchmal auch zwei. Wir reisen eher langsam. Und unser Ziel ist es nicht, so viel wie möglich zu sehen, sondern jene Orte und Menschen, die wir sehen, intensiv kennenzulernen. Deshalb bleibt meist auch etwas Zeit zum Genießen.
…und wie entscheidet Ihr, wo es als nächstes hingeht? Ist das genau geplant oder eher spontan? Wie informiert Ihr Euch über die Orte?
Wir machen das meist spontan und nach Gefühl. Zu dem Land, auf das wir im jeweiligen Moment am meisten Lust haben, reisen wir am Ende auch hin. Für die einzelnen Länder informieren wir uns auf drei verschiedene Arten:
- Im Internet recherchieren wir bei anderen Reiseblogs und Webseiten.
- Wir fragen unsere Community in Social Media – da bekommen wir oft richtig geile Tipps!
- Je nach Land kaufen wir uns auch einen guten Reiseführer.
Über Geld spricht man nicht. Aber macht Ihr Euch auf Reisen auch über Geld Gedanken? Und wie finanziert Ihr Euch – ausschließlich über Werbung?
Wir machen uns fast täglich über Geld Gedanken, schließlich sind wir in der Tourismusbranche tätig. Vereinfacht gesagt verdienen wir unser Geld durch die Inhalte, die wir unseren Lesern zu den einzelnen Ländern liefern.
Um ehrlich zu sein, ist der geringste Anteil unserer Einnahmen klassische, bezahlte Werbung. Kooperationen mit anderen Unternehmen gehen wir nur sehr selten ein und nur, wenn die Produkte auch wirklich zu uns passen und für unsere Community interessant sind. Wir mögen es selbst nicht, wenn wir auf anderen Blogs oder in Instagram mit Werbung überladen werden. Unsere beiden Haupteinnahmequellen sind dagegen Affiliate-Marketing und der Verkauf unserer eigenen Produkte. Bei Affiliate-Marketing empfehlen wir Reiseequipment, Hotels, Touren oder andere Services weiter, die wir selbst nutzen und auch selbst bezahlt haben. Kommt über diese Empfehlungslinks eine Buchung zustande, bekommen wir anschließend eine kleine Provision.
Außerdem haben wir bereits mehrere eigene Produkte veröffentlicht. Einen Reiseführer zur Insel Nusa Penida in Indonesien und einen weiteren Reiseführer über Andalusien. Beide Reiseführer haben wir im Eigenverlag verlegt. Zusätzlich kam im Mai 2019 ein weiteres Buch zusammen mit dem LEO-Verlag dazu. Es heißt „Mit dem Laptop um die Welt – erfolgreich, frei & glücklich als digitaler Nomade“ und beschreibt unseren eigenen Weg von zwei frustrierten, jungen Menschen zu erfolgreichen Online-Unternehmern bzw. digitalen Nomaden. Außerdem geben wir Lesern ganz viele nützliche Anleitungen, Tipps und Infos an die Hand, wie sie selbst online durchstarten können.
Sorry, aber das ist glatt gelogen
Ihr berichtet, Anlass für die Reise sei eine Hautkrankheit von Marco gewesen. Wieso entschließt man sich in solch einer Krise, um die Welt zu reisen? Gab es eine bestimmte Situation, in der Ihr wusstet: Jetzt wollen wir unser Leben ändern?
Der Entschluss dafür fiel nicht während der Krankheit, sondern danach. Es war lange Zeit unklar, ob ich jemals wieder geheilt werden könnte und ob mein Leben überhaupt lebenswert bleiben würde. Als ich zum Glück mehrere Monate später wieder auf den Beinen stand – wohlgemerkt durch die Hilfe eines Heilpraktikers, nachdem zig Ärzte und Krankenhäuser gescheitert sind – merkten wir beide, dass wir etwas ändern müssen. Wir wussten noch nicht, was. Aber wir entschieden uns dazu, etwas Abstand zu bekommen und gemeinsam für vier Wochen nach Thailand zu reisen. Die Reise half uns extrem dabei, unsere Gedanken zu ordnen.
Außerdem lernten wir in Thailand zum ersten Mal einen digitalen Nomaden kennen, der – egal wo – auf der ganzen Welt arbeitete. Wichtig waren nur sein Laptop und eine gute Internetverbindung. Diese Lebensweise sprengte damals unsere komplette Vorstellungskraft und ließ uns gedanklich einfach nicht mehr los. Anschließend kam eins zum anderen. Und ca. sechs Monate später entschieden wir uns endgültig dazu, in Deutschland alle Zelte abzubrechen und uns als Quereinsteiger in die verschiedensten Online-Bereiche einzuarbeiten.
Wart Ihr auch im Ausland schon auf medizinische Behandlungen angewiesen? Worauf sollte man achten, wenn man im Ausland einen Arzt aufsuchen muss?
Ja, waren wir schon öfters. Vor allem in ärmeren Regionen der Erde wie Asien oder Afrika vermeiden wir die einfacheren Krankenhäuser oder Arztpraxen, in denen die meisten Einheimischen behandelt werden. Nicht, weil wir uns zu fein sind. Sondern weil viele Ärzte entweder nur schlechtes Englisch sprechen oder die medizinischen Geräte völlig veraltet sind. Auch die Hygiene ist manchmal fragwürdig.
Um einen passenden Arzt zu finden, checken wir im Internet immer die Bewertungen und Bilder verschiedener ärztlicher Einrichtungen in unserer Nähe. So finden wir meist relativ zügig eine passende Option. Fehlgriffe blieben uns bis jetzt zum Glück erspart!
Vieles, was Ihr postet, sieht superschön und aufregend aus: wie aus dem Katalog. Was entgegnet Ihr jenen, die sagen: Social Media liefert ein Zerrbild der Wirklichkeit? Gab es auch Eindrücke auf der Reise, die Euch bedrückt und nachdenklich gemacht haben? Und warum finden diese so wenig Eingang in Euren Blog?
Sorry, aber das ist glatt gelogen. Wir berichten in Social Media sowohl von unseren tollen als auch unseren schlechten Erlebnissen. Speziell in den Instagram Stories haben wir schon öfters Momente geteilt, in denen wir eine schlechte Erfahrung hatten oder es uns persönlich nicht gut ging. Auch Reiseerlebnisse, die uns bedrücken, teilen wir auf unserem Blog sowie Social Media. Zum Beispiel das Aussterben der Orang-Utans auf Borneo, den Vietnamkrieg, die Waldbrände in den Amazonasgebieten, Massentierhaltung und einiges mehr. Es gibt genug Beispiele.
… wie geht Ihr mit Heimweh um? Fällt es schwer, Freundschaften und den Kontakt zur Familie zu halten?
Heimweh haben wir mal mehr, mal weniger. Generell sind wir mittlerweile wieder öfter in Deutschland unterwegs, um Familie und Freunde zu treffen. Das war vor 1-2 Jahren noch anders. Den Kontakt zu halten fällt uns nicht schwer. In Zeiten von Skype, What’s App, Instagram und Facebook gibt’s ja mittlerweile genug Möglichkeiten, um sich auch am anderen Ende der Welt mit den Liebsten in der Heimat auszutauschen.
In Deutschland wird gerade viel über Flugscham und Klima gesprochen. Ist das für Euch ein Thema? Und wie positioniert Ihr Euch dazu als Weltreisende?
Absolut ist das ein Thema – ein sehr wichtiges sogar. Innerhalb eines Landes reisen wir seit Anfang an nur mit Bus und Zug. Aber auch länderübergreifend nutzen wir immer seltener das Flugzeug und legen auch längere Strecken mit nachhaltigeren Transportmitteln zurück. Wir hoffen darauf und arbeiten daran, irgendwann komplett auf das Fliegen verzichten zu können.
Die Fragen am Marco Klüber stellte Mirko Wenig