Ein Kreisliga-Stürmer steht vor einem Nationaltorwart und muss versuchen, den Ball zu versenken. Was dieses Bild mit der Digitalisierung und der Beratung in der Privaten Krankenversicherung (PKV) zu tun hat, erklärt Vertriebsexperte Michael Eschner in seinem Gastkommentar. Eschner ist Experte für private Krankenversicherung (PKV) und Geschäftsführer bei IS Protect.
Die Digitalisierung in der Versicherungsbranche ist in vollem Gange. Schon vor Corona wurden Millionen investiert in digitale Features und Themen. Zum einen in digitale Services, zum Beispiel Rechnungsapps, Telemedizin, digitale Krankenakte, Gesundheitsapps, usw. Geben wir diesen Features einmal den Oberbegriff „Servicetools“.
Ein elementarer Bereich wird aber -wie es scheint- komplett außer Acht gelassen; die digitalen Tools für den Verkauf an sich. Ich nutze bei meinen Vorträgen hierfür gerne ein Beispiel aus dem Fußball.
Digitale Tools: eine komplette Fußballmannschaft
Die erste Gruppe der „Servicetools“ ist zu vergleichen mit der Abwehr einer Fußballmannschaft. Versuchen hinten kein Gegentor zuzulassen ist vergleichbar mit dem Versuch, den Kunden mit Servicetools zu binden und ihn nicht an einen anderen Versicherer zu verlieren.
Die zweite Gruppe der „Akquise Tools“ vergleichen wir mit dem Mittelfeld. Dieses versucht dem oder den Stürmern die Bälle für einen Torabschluss zuzuspielen oder in eine aussichtsreiche Position zu bringen. Das gleiche wird mit Akquise Tools wie Social-Media, Content Marketing etc. versucht. Dem Berater/Verkäufer den Kontakt zum Kunden ermöglichen, egal ob persönlich oder online, damit dieser mit seiner Beratung einen entsprechenden Vertragsabschluss erreicht. Hört sich nicht schön an, ist aber im Grundsatz genau so.
Der Berater trifft nun aber überwiegend auf Kunden, die über Bekannte, Medien etc. immer die gleichen Gegenargumente zur PKV hören. Beiträge im Alter, Rückkehr in die GKV? Beitragsexplosionen… Und die meisten Berater, die fachlich und verkäuferisch nicht über überzeugende Verkaufsargumente wie Leistungsbeispiele, rechtliche Grundlagen, Beitragskalkulationen der PKV usw. verfügen, schaffen es nicht den Kunden von den Vorteilen der PKV zu überzeugen.
Der Berater mit unzureichenden verkäuferischen und fachlichen Talenten, vergleichbar mit einem Kreisligastürmer, steht nun also dem negativ gebrieften Kunden gegenüber. Nahezu 80 Prozent aller verfügbaren Informationen, egal ob online oder über sein Umfeld, verleihen ihm höchst professionelle Abwehrtalente contra PKV. Sein Mindset ist der Nationaltorwart, den unser Kreisligastürmer/Berater überwinden muss.
Diese Berater sind im Gesamtpaket der Servicetools, Akquise Tools und Verkauf die Schlüsselspieler, ohne die nichts geht. Denn wenn unser Berater den Ball nicht versenkt, bzw. den Kunden überzeugt und somit einen Vertragsabschluss für eine PKV generiert, kommt der Kunde nie in den Genuss der teuren Servicetools; diese stehen nur Kunden zur Verfügung.
Und die ganzen Kosten und Akquise Tools waren umsonst, wenn der Berater das schwächste Glied in der Kette ist und den Kunden nicht überzeugt. Den Versicherern, Pools etc. kann nur dringendst geraten werden, in digitale Verkaufstools zu investieren, die den Beratern alles an die Hand geben, um den Kunden argumentativ zu überzeugen. Das beste Onlineberatungstool nützt einem verkäuferisch schwachen Berater nicht das Geringste.
Eine nicht überzeugende PKV-Beratung wird doch nicht besser, nur weil sie online stattfindet. Ganz im Gegenteil fehlen hier nicht zu unterschätzende emphatische Vorteile, die eine persönliche Beratung beim Kunden bietet. Sei es das gemeinsame Kaffeetrinken, der sympathische Händedruck oder die Katze des Kunden, die den Berater sympathisch findet. Das mag sich vielleicht lächerlich anhören, sind aber nicht zu unterschätzende Situationen, die bei einer Onlineberatung nicht zu ersetzen sind.
Genau aus diesem Grund müssen den Beratern optimalste Verkaufstools zur Verfügung gestellt werden, die verkaufspsychologische Grundregeln nutzen, um den Kunden zu überzeugen. Das gilt übrigens nicht nur für die PKV, sondern für fast alle Versicherungsprodukte. Warum es trotz einfachster Online-Abschlußmöglichkeiten nicht funktionieren wird, einen großen Anteil am Versicherungsverkauf über Apps oder Sprachassistenten zu generieren, erkläre ich im nächsten Beitrag: „Warten auf Alexa….“