Die Bundesregierung will eine säulenübergreifende Rentenübersicht aufbauen. Diese soll ab 2023 für alle Anbieter von privaten und betrieblichen Renten verpflichtend sein.
Die Deutsche Rentenversicherung verschickt jährlich 31 Millionen Renteninfos an Versicherte, die mindestens 27 Jahre alt sind und seit 5 Jahren Beitrag zahlen. Doch viele Deutsche wissen nicht, wie viel Rente sie im Alter bekommen. Das zeigt auch eine Umfrage des Vereins Deutsche Renten Information und der Frankfurter Goethe-Universität vom September 2017. Demnach können 70 Prozent der Bundesbürger nicht sagen, welche Rentenansprüche sie aus den drei Säulen der Altersvorsorge bereits erworben haben. Folglich können nur 30 Prozent der zukünftigen Rentner sagen, mit welcher Gesamtrente sie im Alter rechnen können.
Ein Problem ist bisher, dass die Bundesbürger mit ihrer Renteninformation nur Auskunft über die gesetzliche Rente erhalten. Eine Gesamtschau ist so kaum möglich. Auch aus welcher Quelle Geld sprudelt ist vielen Verbrauchern schleierhaft, weil jeder Rententräger die Sparer auf unterschiedliche Weise informiert.
Das soll sich künftig ändern. Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung (DRV) künftig alle drei Säulen der Rente abbilden soll. Dass dies möglich ist, zeigt ein Blick über die Ländergrenzen hinweg. Sowohl Schweden als auch die Niederlande haben ein entsprechendes Portal eingerichtet, indem sich der Bürger über seine gesamten Alterseinkünfte informieren kann.
Nun soll Bewegung in die Angelegenheit kommen. Ab Oktober 2022 sollen Bundesbürger die digitale Rentenübersicht nutzen können. Das geht aus dem Gesetzentwurf von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hervor, berichtet die "F.A.Z.". Der Entwurf solle im Herbst vom Bundestag beschlossen werden.
Der Plan sieht vor, dass eine Zentrale Stelle für die Digitale Rentenübersicht geschaffen wird. Diese soll bei der DRV beheimatet sein und die Informationen aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Alterssicherung bündeln. Anschließend sollen diese über ein Online-Portal für Verbraucher bereitgestellt werden. In den ersten Monaten der Startphase zwischen Oktober und Dezember 2022 sollen die Anbieter von privaten und betrieblichen Renten die Informationen noch freiwillig liefern können. Ab 2023 sei das Portal bindend. Damit würde die Versicherungs- und Finanzbranche verpflichtet entsprechende Informationen jedem einzelnen Kunden zu liefern. Für den Bau der digitale Renteninformation und die Startphase werde der Bund 18,6 Millionen Euro bis 2023 bereitstellen. Die Kosten für den laufenden Betrieb von 2024 an sollen bei rund 4,5 Millionen Euro pro Jahr liegen.
„Das ist ein wirklicher Durchbruch in unserem Bemühen, den Bürgern endlich eine umfassende Information über den Stand ihrer individuellen Altersvorsorge zur Verfügung zu stellen“, sagte CDU-Rentenpolitiker Peter Weiß. „Falls es Lücken in ihrer Vorsorge geben sollte, können sie diese künftig erkennen – und zwar früh genug, um sie noch rechtzeitig durch zusätzliche Vorsorge zu schließen.“