Die Talanx warnt nach einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal, dass sich die Rück- und Erstversicherer auf weitere Pandemie-Schäden einstellen müssen. Wer sage, die Pandemie sei vorbei, handle unseriös, warnt Finanzvorstand Immo Querner. Vom ursprünglichen Gewinnziel von 900 bis 950 Millionen Euro rücken die Hannoveraner ab: trotz eines immer noch soliden Halbjahres-Ergebnisses von 325 Millionen Euro.
Die Talanx stellte am Mittwoch ihr Halbjahres-Ergebnis vor: Und machte deutlich, dass die Corona-Krise den Konzern finanziell stärker belastet, als es die Hannoveraner ursprünglich erwartet hatten. Der Schadenaufwand durch Corona ist mit 824 Millionen Euro weitaus höher als die Belastung durch Naturkatastrophen, obwohl diese in der ersten Jahreshälfte mit 190 (138) Millionen Euro höher ausfielen als im Vorjahreszeitraum. Das teilen die Hannoveraner per Pressetext mit.
Zwar konnte die Talanx im ersten Halbjahr 2020 ein -angesichts der Krise- immer noch beachtliches Konzernergebnis von 325 Millionen Euro erzielen. Damit sank aber der Konzerngewinn um fast ein Drittel (Vorjahr: 477 Millionen Euro). Und speziell im zweiten Quartal hat der Corona-Shutdown ab Mitte März dem Versicherer ins Kontor geschlagen. Das Konzernergebnis hat sich mehr als halbiert: von 242 Millionen auf 103 Millionen Euro.
Corona-Krise noch nicht ausgestanden
Angesichts dieses Trends zog Konzernchef Torsten Leue die Gewinnprognose für das Jahr 2020 zurück: Und warnte davor, dass die Pandemie noch nicht ausgestanden sei. „Die Corona-Pandemie hält mit noch unabsehbaren Folgen für die volkswirtschaftliche Entwicklung an. Klar ist, dass sich die Niedrigzinsphase weiter verschärft hat und zudem die Hurrikan-Saison gerade erst startet. Die Lage bleibt also sehr unübersichtlich und lässt weiter keinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2020 zu“, sagte Leue. Ähnlich äußerte sich Finanzvorstand Immo Querer. Wer sage, „wir machen jetzt einen Deckel drauf und sind durch“, der handle „unseriös“.
Die Talanx hob im Pressetext noch einmal hervor, dass die zum Konzernbund gehörende HDI in Sachen Betriebsschließungsversicherung eine sehr kulante Linie verfolge. Während sich das Gros der Versicherer querstellt und nicht voll zahlen will, wenn eine Firma aufgrund einer Corona-Allgemeinverfügung schließen musste, entschädigt der Konzern die Gewerbekunden großzügiger. Bisher habe man für rund 2.100 Schadenfälle in Summe mehr als 40 Millionen Euro geleistet, berichtet die Talanx: im Schnitt knapp 19.050 Euro je Schadenfall.
Versicherungstechnisches Ergebnis im Minus
Dramatisch sieht das versicherungstechnische Ergebnis aus: stark vereinfacht der Saldo aus Erträgen und Aufwendungen, der dem „reinen“ Versicherungsgeschäft zuzurechnen sind, das Ergebnis aus Kapitalanlagen herausgerechnet. Hier steht ein fettes Minus vor der Zahl: Es fiel coronabedingt um fast 60 Prozent auf knapp -1,13 Milliarden Euro. Schon im ersten Halbjahr 2019 war die Talanx versicherungstechnisch mit 708 Millionen Euro in den roten Zahlen.
Bei den Großschäden von insgesamt 1,018 Milliarden Euro entfielen 281 Millionen Euro auf die Erstversicherung und 737 Millionen auf die Rückversicherung, berichtet die Talanx weiter. Die Großschäden übertrafen das periodenanteilige Budget von 594 (527) Millionen Euro deutlich. Neben Naturkatastrophen haben vor allem die Sparten Betriebsunterbrechung und Eventversicherung viel Geld verschlungen. Einen Großteil der Schäden musste der Rückversicherer Hannover Rück erstatten: An ihm hält der Talanx-Konzern rund die Hälfte.
Trotz dieser Bilanz verweist der Versicherer auf seine Finanz-Stabilität. "Die Solvency-II-Quote zum 30. Juni 2020 lag ohne Übergangsmaßnahmen bei komfortablen 191 (31. März 2020: 196) Prozent und somit am oberen Ende der Zielspanne von 150 bis 200 Prozent", berichten die Hannoveraner.