Ertragskraft, Verbraucherbeteiligung an den Ergebnissen, finanzielle Stabilität und Risikoergebnis: diese vier Kenngrößen deutscher Lebensversicherer hat Hermann Weinmann von der Hochschule Ludwigshafen am Rhein ausgewertet. Wie die Ergebnisse in diesem Jahr ausfielen.
Für die Auswertung analysiert der Mathematiker die Geschäftsberichte der 12 größten deutschen Lebensversicherer und vergibt Punkte. Maximal können 1.000 erreicht werden. Im Ergebnis konnten sechs Versicherer „sehr gut“ bis „gut“ erreichen. Die Bewertung „befriedigend“ erhielten fünf weitere Anbieter; nur einer schnitt „ausreichend“ ab. Angesichts dieser Ergebnisse sieht Weinmann keine Pleitewelle auf deutsche Lebensversicherer zurollen.
„Der Weg in die Insolvenz ist nach heutigem Stand in keinem Fall für die untersuchten Unternehmen auch nur annäherungsweise erkennbar“, zitiert das Handelsblatt aus der Studie, die am Dienstag, den 15. September 2020, in Auszügen veröffentlicht wurde. Insgesamt würden die zwölf größten deutschen Lebensversicherer vergleichsweise solide dastehen, so Studienleiter Professor Hermann Weinmann. Die Ergebnisse im Einzelnen:
- Allianz Leben
800 Punkte; Verbrauchernote: „sehr gut“ (1,0) - Zurich Deutscher Herold Leben
700 Punkte; Verbrauchernote: „gut“ (1,7) - Axa Leben
650 Punkte; Verbrauchernote: „gut“ (2,0) - Nürnberger Leben
600 Punkte; Verbrauchernote: „gut“ (2,3) - Cosmos Leben
650 Punkte; Verbrauchernote: „gut“ (2,3) - Alte Leipziger Leben
550 Punkte; Verbrauchernote: „gut“ (2,3) - R+V Leben
500 Punkte; Verbrauchernote: „befriedigend“ (2,7) - Bayern-Versicherung
450 Punkte; Verbrauchernote: „befriedigend“ (3,0) - Württembergische Leben
450 Punkte; Verbrauchernote: „befriedigend“ (3,0) - AachenMünchener Leben
400 Punkte; Verbrauchernote: „befriedigend“ (3,3) - SV Leben
400 Punkte; Verbrauchernote: „befriedigend“ (3,3) - Debeka Leben
450 Punkte; Verbrauchernote: „befriedigend“ (3,7)
Politik: Keine Entlastung für Lebensversicherer
Wie in den Vorjahren belegt Allianz Leben den Spitzenplatz. Insbesondere bei den Bewertungsreserven punktet der Versicherer. Rund 57,8 Milliarden Euro bilden bei Allianz Leben einen „Rettungsschirm“, um mögliche Verluste bei der Kapitalanlage auszugleichen.
Auf dem zweiten Rang folgt Zurich Deutscher Herold mit 750 Punkten. Neu in der Spitzengruppe ist Axa Leben, die die R+V Leben ablöste. Der genossenschaftliche Versicherer wird in diesem Jahr als „betriebswirtschaftlich steigerungsfähig“ eingestuft. „Obwohl die R+V Leben im Jahresergebnis Federn lassen musste und von der langjährigen Note 2,0 auf die Bewertung 2,7 abrutschte, gehört sie in der längerfristigen Betrachtung über fünf Jahre zum Spitzentrio hinter der Allianz Leben und vor dem Zurich Deutscher Herold“, zitiert das Handelsblatt aus der Studie.
Politik: Keine Entlastung für Lebensversicherer
Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase empfahl die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV), den Höchstrechnungszins für Lebens- und Rentenpolicen zu senken. Doch die wird es (vorerst) nicht geben. Erst im August 2020 wies Dr. Guido Bader, Vorstandsvorsitzende der DAV, darauf hin, dass bislang keine Aussage aus dem zuständigen Finanzministerium vorliege, wann und in welcher Höhe der neue Höchstrechnungszins festgelegt wird.
Laut Handelsblatt will die BaFin nun ohne Vorgabe aus dem Ministerium darauf dringen, dass die Versicherer keine Produkte mit einer garantierten Verzinsung von 0,9 Prozent auf den Sparanteil mehr entwickeln.