Die Experten haben auch die Entwicklung der Rente für die nächsten 25 Jahre vorausberechnet. Demnach sorgt die doppelte Haltelinie der Bundesregierung zunächst dafür, dass die Mindestbeitragszeit zunächst bis 2025 um knapp ein Jahr fallen wird: Ein Durchschnittsverdiener also kürzer in die Rentenkasse einzahlen muss, um das Grundsicherungs-Niveau zu erreichen. Die Haltelinie garantiert, dass das Rentenniveau bis Mitte dieses Jahrzehnts nicht unter 48 Prozent fällt.
Mit dem Wegfall der Haltelinie wird der Rentenwert ab 2025 unter den getroffenen Annahmen aber langsamer steigen als der Grundsicherungsbedarf. Das liegt auch an den dann zunehmenden Renteneintritten der sogenannten Babyboomer-Jahrgänge: Die steigende Zahl der RentnerInnen und die sinkende Zahl der BeitragszahlerInnen dämpft den Anstieg des Rentenwerts. Folglich steigt die Mindestbeitragszeit bis 2038 auf mehr als 38 Jahre, prognostizieren die DIW-Experten. Aufgrund der Coronakrise seien die Prognosen aber unsicherer als ohnehin schon.
Geringverdiener besonders betroffen
Die Werte für Durchschnittsverdiener verdecken, dass Menschen mit weniger Verdienst viel länger einzahlen müssen, um mit ihren Rentenansprüchen wenigstens das Existenzminimum zu toppen. Gerade Geringverdiener könnten sich deshalb immer öfters die Frage stellen, warum sie überhaupt noch in die Rentenkasse einzahlen sollen.
"Wenn man das verhindern will, führt eigentlich kein Weg daran vorbei, in der Rentenversicherung Maßnahmen einzuführen, die helfen, dass Geringverdienende auf die notwendigen Entgeltpunkte kommen, beispielsweise indem sie mehr Rentenpunkte erreichen als Gutverdienende. Das wäre eine Art Progression in der Rentenformel", sagt Johannes Geyer.
Ein weiterer Reformvorschlag wäre die Einführung von Freibeträgen in der Grundsicherung. "Damit würde man sicherstellen, dass alle, die in die Rentenversicherung eingezahlt haben, mit der Grundsicherung und dem Freibetrag ein höheres Alterseinkommen haben als Menschen, die nicht eingezahlt haben", so Geyer.