Wenn einer die Versicherungs- und Finanzbranche in Deutschland kennt, dann Wladimir Simonov. Heute zeigt er, warum so viele Vermittler in ihrem eigenen Hamsterrad gefangen sind und was das eigene Ego damit zu tun hat.
Ich hatte mich harter Arbeit und Durchhaltevermögen verschrieben. Starke Leistungen und lange Arbeitstage sollten mir zum Durchbruch verhelfen. Ich, Wladimir Simonov, hielt mich für den besten Versicherungsmakler der Welt und konnte mir deshalb nicht vorstellen, mehr Umsatzwachstum mit Hilfe eigener Mitarbeiter zu erreichen.
Heute bringe ich das genaue Gegenteil anderen Menschen bei. Arbeitszeit und monatliches Einkommen muss nämlich nicht proportional wachsen. Es gibt Methoden, ohne mehr Arbeitsaufwand mehr zu verdienen - auch als Versicherungsvermittler und Finanzberater.
Von 1.500 Kunden auf Null
Zu meiner Zeit als Versicherungsmakler arbeitete ich 10-12 Stunden pro Tag, sechs bis sieben Tage die Woche. Ich war auf der Spitze meiner Leistungsfähigkeit angekommen - und genau dann trat ein entscheidendes Ereignis in meinem Leben auf, welches meine zukünftige Vorgehensweise als Berater gehörig auf den Kopf stellte: Die Geburt meiner Tochter.
Eine Frage stellte ich mir dabei immer wieder: „Muss ich wirklich so hart und lange arbeiten, um meine Familie und mich zu versorgen?” Schließlich wollte ich doch Zeit mit meiner Tochter verbringen und kein “Sklave” meines eigenen Geschäfts sein.
Ich habe meine 1.500 Kunden, die ich über die Jahre aufbauen konnte, an meine Mitarbeiter abgegeben. Denn was hatte mir diese große Zahl zuvor gebracht? Statt den Tag damit zu verbringen, Neukunden zu akquirieren und meinen Umsatz zu steigern, hat auf mich vor allem Arbeit gewartet, die mein Geschäft nicht wachsen ließ. Ich bin mit der Zeit zum scheuklappentragenden Arbeitstier verkommen, das Tag für Tag den selben Acker durchpflügt. Ich wurde zum Angestellten meines eigenen Bestandes.
Verschiedene Kunden sind mit Problemen zu mir gekommen - sie zu lösen war nun meine Aufgabe. Ich musste mich jeden Tag mit den trivialsten Angelegenheiten meiner Bestandskunden beschäftigen. Der Hamster der Oma ist verstorben - ich war nun der Mann, der sich um alles kümmern musste. Den ganzen Tag verbrachte ich mit der Problemlösung von Bestandskunden, wie sollte ich da noch Zeit haben, Neukunden zu gewinnen?
Sag Nein zum eigenen Ego
Meine Überzeugung, dass ich der beste Berater sei, hat mich festgehalten. Sie war die gläserne Decke, welche verhindert hat, dass ich eine Chance auf das nächste Level habe. Ich ging davon aus, dass ein Angestellter niemals so gut wie ich beraten könnte - warum sollte ich dann überhaupt Leute einstellen?
Das ist die Denkweise eines dicken Hamsters, der Tag für Tag im gleichen Hamsterrad strampelt. Als ich diesen Glaubenssatz ablegte, öffnete ich mich selbst für weit größere Chancen.
Dadurch gelang es mir, die eigentlichen Stellschrauben zu finden, die für mein Geschäft wichtig sind. Ich musste nur ein paar kleine Änderungen vornehmen und sah direkt große Auswirkungen bei meinem Umsatz. Ich habe digitalisiert, automatisiert - vor allem aber habe ich Mitarbeiter eingestellt. So habe ich es - oh Wunder - geschafft, bei gleichem Umsatz nur noch einen einzigen Tag pro Woche in mein Versicherungsgeschäft zu investieren.
Mach dir mal klar, welche Glaubenssätze dir dein Ego in den Weg legt. Und dann eliminiere sie - denn sie halten dich davon ab, mehr Umsatz zu machen und damit mehr Menschen zu helfen. Übrigens: Auch zum Eliminieren brauchst du manchmal einen Komplizen, der dich dabei unterstützt. Oder meinst du, du könntest das alleine und am besten?