Das Versicherungs-Start-up Wefox hatte große Pläne: Es wollte ins Ausland expandieren, auch in Übersee. Doch dann kam die Corona-Krise: Nun wollen die Gründer im Zeichen des Fuchses kleinere Brötchen backen.
Bevor die Coronakrise kam, lief es für das Berliner Start-up Wefox bestens: Binnen zwei Jahren konnten bis zum Jahresende 2019 rund 235 Millionen US-Dollar bei Investoren eingeworben werden, um die eigene Online-Plattform auszubauen. Und um ins Ausland zu expandieren, denn die Hauptstädter wollten ihre Versicherungs-Plattform verstärkt international anbieten. Ursprünglich in der Schweiz und in Deutschland gestartet, ist die Gruppe bereits auch in Österreich, Italien und Spanien vertreten: wenn auch hier noch recht klein.
Dann aber kam der Lockdown: Und machte die Expansions-Pläne vorerst zunichte. Wie nun Gründer und CEO Julian Teicke im Interview mit dem „Handelsblatt“ verriet, muss die Gruppe nun kleinere Brötchen backen. „Die bereits angekündigten Markteintritte in Großbritannien, Asien und den USA haben wir gestoppt. Wir konzentrieren uns auf nun ausschließlich auf den europäischen Markt“, sagte er dem Magazin.
Teicke nennt in dem Gespräch weitere Details. Zum Konzern gehört der Digitalversicherer One, registriert in der Steueroase Liechtenstein: Er soll in Polen und der Schweiz ebenfalls an den Start gehen. Gerade die Schweiz sei ein interessanter Markt, weil sich die Erträge wenige Anbieter teilen, lässt der Gründer durchblicken. „Diesen Markt wollen wir aufmischen“.
Als Problem für die Auslandspläne der Digitalfüchse entpuppten sich in der Coronakrise nicht nur die Reise-Restriktionen. Auch die Risikokapitalgeber seien angesichts der schwierigen Situation skeptisch gewesen. "Während der ungewissen Situation im Frühjahr haben viele Investoren gesagt, wir sollten vorsichtig sein und die Kosten reduzieren", so Teicke. Er selbst glaube nicht, dass die -sich aktuell wieder verschärfende- Situation mit steigenden Ansteckungszahlen die Expansion weiter ausbremse.
Wefox will an die Börse
Wefox wurde 2014 in Zürich gegründet und kam 2015 nach Deutschland: In Berlin hat die Gruppe auch ihren Hauptsitz. Das InsurTech gilt als ein Hoffnungsträger der Branche. Ein Grund ist, dass die Gruppe mehrgleisig fährt: Sie bietet einen Marktplatz für Versicherungen, deren verschiedene Anwendungen sowohl Versicherer und Vermittler, aber auch Endkunden nutzen können. Über die Plattform WefoxGo können zum Beispiel Makler ihre Kundinnen und Kunden per Videokonferenz beraten. Verbraucher können mit den Anwendungen aber auch ihre Versicherungen per App hochladen und verwalten.
Untätig war Wefox auch in Corona-Zeiten nicht: Im Juli präsentierte das InsurTech die Plattform "Koble". Die Onlineplattform soll Versicherungsprodukte über Anwendungsprogrammierschnittstellen (API) bereitstellen, um Versicherungsträger und digitale Vertriebskanäle miteinander zu vernetzen. Mit der Technik ist es zum Beispiel möglich, dass Online-Shops leichter digitale Versicherungsangebote verbauen, um einen Vertrags-Abschluss in Echtzeit zu ermöglichen.
Auch für das kommende Jahr kündigt Teicke News an, wie er dem "Handelsblatt" berichtet: Eine App soll Kundinnen und Kunden schon vor Risiken warnen, bevor diese erst entstehen. Und mittelfristig wolle man an die Börse, um auch Investoren außerhalb der Versicherungsbranche ansprechen zu können.