Ein harter Preiskampf und immer teurere Reparaturen setzen der Kfz-Versicherungsbranche zu. Das zeigen auch aktuelle Zahlen des „Branchenmonitors Kfz-Versicherung 2014-2019“: Fast jeder zweite Kfz-Versicherer schrieb in 2019 rote Zahlen. Versicherungsbote stellt die Unternehmen vor, die nicht auskömmlich wirtschaften konnten.
Der Kfz-Markt: hart umkämpft
Der Vergleich von Kennzahlen ist für kaum einen Versicherungsbereich so spannend wie für die Kfz-Branche. Denn hart umkämpft ist der Markt – insbesondere in der sogenannten „Wechselsaison“ des Herbstes bis zum 30. November tobt ein jährlicher Preiskampf, bei dem sich Anbieter mit günstigen Tarifen gegenseitig unterbieten (Versicherungsbote berichtete).
Gleichzeitig klagen die Anbieter über immer höhere Schadenaufwendungen. Zwar hilft eine zunehmende Automatisierung der Fahrzeuge mit modernen Assistenzsystemen, menschliche Fahrfehler auszugleichen und dadurch Unfälle und Schaden zu reduzieren. Kommt es jedoch zum Schaden, führt die neue Technik oft zu hohen Reparaturkosten, so dass trotz geringerer Unfallzahlen die Schadenaufwendungen der Versicherer Jahr um Jahr ansteigen (Versicherungsbote berichtete).
Wie aber bewährte sich die Branche in 2019 unter solchen Bedingungen? Antworten darauf gibt der soeben erschienene „Branchenmonitor Kfz-Versicherung 2014-2019“, eine Analyse von Jahresabschlusskennzahlen der jeweils 50 größten Versicherungsunternehmen durch die V.E.R.S. Leipzig GmbH in Kooperation mit dem Marktforscher Sirius Campus.
2019: Das Ende der Verschnaufpause
Die Ergebnisse der Vorjahre waren zunächst widersprüchlich. 2017 lief für die Branche schlecht: der Markt musste eine durchschnittlichen Combined Ratio (CR) von 100,21 Prozent – über den Durchschnitt aller 50 Unternehmen hinweg – für den Zweig „Kraftfahrt gesamt“ hinnehmen. Prämieneinnahmen reichten im Schnitt nicht aus, um Schadenaufwendungen und Verwaltungskosten zu decken.
In 2018 aber klärte sich die Stimmung des Marktes auf: Auf auskömmliche 97,11 Prozent wurde nun die wichtige Kennzahl für den Geschäftserfolg – über den Durchschnitt aller Unternehmen hinweg – gedrückt. Auch schrieben damals nur dreizehn von 50 Unternehmen rote Zahlen.
Und im zurückliegenden Jahr 2019? Konnte die Branche ihre gute Bilanz wiederholen? Sie konnte nicht.
Schadenaufwendungen steigen erneut
Das zeigt sich bereits daran, dass nun – in 2019 – wieder mehr Unternehmen rote Zahlen schreiben müssen: 21 Unternehmen beklagen eine Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio von über 100 Prozent (und damit fast jeder zweite Kfz-Versicherer). Begründet ist dies durch einen deutlichen Anstieg der Schadenaufwendungen, wie Clemens Wilde, Autor des Branchenmonitors, herausstellt.
Der Branchenmonitor zeigt den fünften Anstieg in Folge seit 2014: Damals lagen die durchschnittlichen Schadenaufwendungen noch bei 325,55 Mio. Euro. Im Jahr 2018 hingegen lagen die durchschnittlichen Schadenaufwendungen bereits bei 382,52 Mio. Euro.
In 2019 sind die Schadenaufwendungen nun erneut gegenüber 2018 angestiegen: auf 403,07 Millionen Euro. Ein nochmaliger Anstieg um rund fünf Prozent. Die durchschnittliche CR über alle 50 Unternehmen hinweg freilich konnte gerade noch unter der 100-Prozent-Marke gehalten werden: Sie liegt in 2019 bei 99,24 Prozent.
Die 21 Unternehmen in den roten Zahlen
Im Folgenden werden die Quoten der 21 Unternehmen in den roten Zahlen vorgestellt. Zunächst folgen die Schaden-Kosten-Quoten für 2019 von allen Unternehmen, die im Branchenmonitor eine Quote ab 100% aufweisen.
Zu beachten ist hierbei: Der Branchenmonitor weist Unternehmenstöchter eines Versicherers nach Rechtsform getrennt aus (ersichtlich zum Beispiel in der Auflistung bei der DEVK).
Combined Ratio der Unternehmen in den roten Zahlen
- Condor Allgemeine: 100,52%
- Dialog Versicherung: 100,88%
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R+V Allgemeine: 101,01%
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VRK Sachversicherung: 101,61%
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WGV Versicherung: 101,80%
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DEVK VVaG: 101,83%
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Barmenia Allgemeine: 102,66%
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Itzehoer Brandgilde: 102,71%
- Öff. Sach. Braunschweig: 103,55%
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DA Deutsche Allgemeine:103,76%
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DEVK Allgemeine: 103,84%
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Mannheimer: 103,90%
- Helvetia Direktion für Deutschland: 103,97%
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Bayerischer VersVerband: 105,43%
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Alte Leipziger: 106,12%
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Provinzial Nord Brandkasse: 106,58%
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Ergo: 106,73%
- BGV-Versicherung: 107,08%
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R+V Direkt: 109,01%
- Allianz Direkt: 109,62%
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Nürnberger Allgemeine: 110,63%
Hintergrund
In Kooperation mit der Sirius Campus GmbH veröffentlichte die V.E.R.S. Leipzig GmbH nun, zum November 2020, die neuen Ausgaben der Branchenmonitore – eine Auswertung von BaFin-Berichten der Jahre 2014-2019 sowie der statistischen Jahrbücher des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedener Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer.
Der „Branchenmonitor Kraftfahrtversicherung 2014-2019“ analysiert die Daten der 50 größten Kfz-Versicherer, welche 88 Prozent des Kraftfahrtmarktes ausmachen. Zusammen mit weiteren aktuellen Branchenmonitoren kann das Analyse-Instrument kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.