Die private Haftpflicht gilt als eine der wichtigsten Produkte am Markt. Das gilt zum einen für die Kunden. Mahnen doch auch Verbraucherschützer: Der Abschluss einer privaten Haftpflichtversicherung ist unverzichtbar! Aber auch für die Branche ist dieser Zweig des Geschäfts nicht zu verachten. Das zeigen durchschnittlich gebuchte Bruttoprämien je Versicherer von 148,51 Mio. Euro in 2019 sowie eine durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote von 83,74 Prozent – mit der Haftpflicht lässt sich gutes Geld verdienen. Wer aber dominiert den Markt? Der Versicherungsbote stellt die Branchen-Primusse mit ausgewählten Kennzahlen vor.
Allianz: Der Branchen-Primus
Wichtige Daten und Kennzahlen für die Haftpflichtversicherer liefert der „Branchenmonitor Haftpflichtversicherung 2014-2019“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH (in Zusammenarbeit mit Sirius Campus). Zu beachten ist zunächst: Tochtergesellschaften unter dem Dach eines Versicherers werden von den Branchenmonitoren nach Rechtsform getrennt ausgewiesen. So wird die HUK-COBURG VVaG und die HUK-COBURG Allgemeine ebenso getrennt betrachtet wie z.B. die DEVK VVaG oder die DEVK Allgemeine, was sich im Ranking nach Marktanteilen widerspiegelt.
Laut Branchenmonitor beherrscht die Allianz, Deutschlands größter Erstversicherer, auch den Markt der Haftpflichtversicherungen. Mit gebuchten Brutto-Prämien in Höhe von 1.233.29 Mio. Euro für das Jahr 2019 kann das Unternehmen 15,17 Prozent des Gesamtmarktes für sich in Anspruch nehmen. Die Prämieneinnahmen bedeuten einen Hinzugewinn von 1,69 Mio. Euro gegenüber 2018.
Auch bei der Zahl der Versicherungsverträge stehen die Zeichen auf Wachstum – von 4.389.753 Verträgen in 2018 auf 4.417.573 Verträge in 2019. Die Combined Ratio (CR) des Unternehmens in 2019 liegt bei guten 79,16 Prozent.
R+V Allgemeine: schlechteste CR der Marktführer
Platz zwei nach Prämienanteilen: die R+V Allgemeine. 653, 63 Mio. Euro Prämieneinnahmen 2019 sichern dem Unternehmen 8,04 Prozent Marktanteil. Auch hier ein ähnliches Bild wie bei der Allianz: 31,88 Mio. Euro mehr als 2018 konnten an Prämien verbucht werden. Und die Zahl der Verträge wuchs von 1.917.457 in 2018 auf 1.931.474 in 2019.
Freilich: Die Combined Ratio des Unternehmens gibt Grund zur Sorge. Denn 110,39 Prozent in 2019 zeigen, dass die R+V Allgemeine nicht auskömmlich wirtschaftete (Versicherungsbote berichtete).
Axa kämpft mit schwindender Nachfrage
Der Versicherer mit dem drittgrößten Marktanteil nach gebuchten Bruttoprämien ist die Axa: 618,75 Mio. Euro kann sie in 2019 verbuchen und hält aufgrund dieses Betrags 7,61 Prozent des Marktes. Gegenüber dem Vorjahr 2018 nahm die Axa 14,52 Mio. Euro an Bruttoprämien mehr ein. Jedoch ging die Zahl der Versicherungsverträge um 20.477 zurück und stand zum Ende 2019 bei 3.173.587 Verträgen. Trotz dieses Rückgangs verbesserte die AXA ihre Combined Ratio von 88,16 Prozent in 2018 auf 77,06 Prozent in 2019.
Großer Vertragssprung bei der Ergo
Viertgrößter Haftpflichtversicherer nach Marktanteilen: Die Ergo. 595,23 Mio. Euro an Bruttoprämien bedeuten einen Marktanteil von 7,32 Prozent in 2019. Auch die Düsseldorfer freuen sich über wachsende Prämieneinnahmen gegenüber 2018 in Höhe von 30,67 Mio. Euro.
Fast noch beachtlicher wirkt der Sprung bei der Zahl gehaltener Verträge: Von 1.640.822 in 2018 auf 2.029.823 in 2019. Die CR der Ergo in 2019 erweist sich – wie bei den meisten Haftpflichtanbietern – als auskömmlich und liegt bei 85,84 Prozent in 2019.
VHV schreibt rote Zahlen
Auf Rang fünf der Marktführer befindet sich die VHV: 365,82 Mio. Euro Prämieneinnahmen in 2019 bedeuten 4,50 Prozent des Haftpflicht-Marktes. Die Prämien wuchsen um 22,54 Mio. Euro gegenüber 2018. Und auch die Anzahl der Verträge wuchs um 35.581 Stück gegenüber 2018 und liegt in 2019 bei 1.576.769 Stück. Allerdings muss eine CR knapp über 100 Prozent in 2019 hingenommen werden – sie liegt bei 100,72 Prozent.
Die „Top-Ten“ der Marktführer in Zahlen
Im Folgenden werden jene zehn Unternehmen aufgelistet, die den Markt beherrschen. Jedoch erscheinen Ergebnisse der Töchter eines Unternehmens im Monitor nach Rechtsform getrennt, was es erneut zu beachten gilt. Gemäß der Interpretation des Monitors und in Orientierung an den verbuchten Bruttoprämien in 2019 beherrschen folgende Unternehmen den Haftpflicht-Markt:
- Allianz 1.233,29 Mio. Euro (Marktanteile von 15,17%)
- R+V Allgemeine: 653,63 Mio. Euro (8,04%)
- Axa: 618,75 Mio. Euro (7,61%)
- Ergo: 595,23 Mio. Euro (7,32%)
- VHV: 365,82 Mio. Euro (4,50%)
- Gothaer Allgemeine: 353,49 Mio. Euro (4,35%)
- Generali Deutschland: 345,97 Mio. Euro (4,26%)
- HDI Versicherung: 317,61 Mio. Euro (3,91%)
- LVM: 240,33 Mio. Euro (2,96%)
- Bayerischer VersVerband: 236,25 Mio. Euro (2,91%)
Geht man hingegen nach der Zahl der Versicherungsverträge in 2019, sieht die „Top-Ten“ der Versicherer folgendermaßen aus:
- Allianz: 4.417.573
- Axa: 3.173.587
- Generali Deutschland: 2.294.727
- Ergo: 2.029.823
- HUK-Coburg VVaG: 2.028.234
- R+V Allgemeine: 1.931.474
- HUK-Coburg Allgemeine: 1.782.795
- Gothaer Allgemeine: 1.662.416
- VHV: 1.576.769
- LVM: 1.492.357
Hintergrund: Ausgewertet wurden für den „Branchenmonitor Haftpflichtversicherung 2014-2019“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH (in Zusammenarbeit mit Sirius Campus) BaFin-Berichte der zurückliegenden Jahre sowie Zahlen des Statistischen Jahrbuchs des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedene Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer. Der Monitor deckt 50 Versicherer und damit 91 Prozent des Marktes ab und kann kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.