Der Zinsverfall verändert auch die bAV-Welt. Die Suche nach ausreichenden Erträgen beeinflusst die Produktwahl. Welche Rolle Garantien dabei spielen.
Rückblende: Dass Garantien bei der Beurteilung von Betriebsrenten die entscheidende Rolle spielen, stellte eine Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) bereits 2016 fest. Auch damals gab es schon Niedrigzinsen und dennoch erklärten 70 Prozent der Befragten, dass die Garantien in der betrieblichen Altersversorgung so bleiben sollten, wie sie damals waren. Dafür wurde auch in Kauf genommen, dass Renditechancen geringer ausfallen. Das war 2016 - seitdem hat sich einiges getan. Spätestens als einige Pensionskassen in Schieflage gerieten und sich die Warnungen der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) bestätigten, dürfte klar geworden sein, dass zu hohe Garantien letztendlich auch den Anwärtern kaum nutzen.
Doch Altersvorsorge-Produkte ohne jegliche Garantien sind ‚schwer vermittelbar’ - dieses Problem ist generell im Leben-Bereich bekannt. Und immer mehr Anbieter setzen auf alternative Garantiemodelle in der Lebensversicherung. Und bei der Betriebsrente? Rainald Meyer, Vorstandsmitglied des bAV-Beratungsunternehmens Heubeck AG, plädiert für Kompromissmodelle. Im Interview mit Haufe-Online sagte er, dass eine Beitragsgarantie in der bAV mit dem Niedrigzinsniveau nicht mehr vereinbar sei. „Tatsächlich müsste die garantierte Leistung in der bAV auf maximal 50 Prozent der Beiträge abgesenkt werden. Denn nur so können die Produkte auch Anlagen im freien Kapitalmarkt beinhalten und haben damit eine Chance auf ordentliche Rendite. Das wäre der Kompromiss zwischen den klassischen bAV-Produkten mit voller Beitragsgarantie und dem Sozialpartnermodell ohne Garantien“, so Meyer wörtlich.
Sicherheit gewinnt an Bedeutung
Passt das zu den Wünschen der Arbeitnehmer? Auskunft darüber gibt die Studie „Betriebliche Altersversorgung 2020“ von Deloitte. Deren Ergebnissen zufolge hat das Merkmal ‚Sicherheit‘ einen deutlichen Bedeutungszuwachs erlebt. 2019 wurde es mit 36 Prozent auf den ersten Rang gewählt, in 2020 waren es 53 Prozent. Dieser Bedeutungszuwachs könnte eine konkrete Folge der Covid-19-Situation sein, schreibt Deloitte. Auf dem 2. Rang findet sich das Merkmal ‚Garantien‘ (17 %) vor ‚Vertrauen‘ (13 %), ‚Rendite‘ (9%), ‚Einfachheit‘ (4 %) und ‚steuerlichen Vorteilen‘ (4 %). Allerdings ist hierbei anzumerken, dass ‚Sicherheit‘ und ‚Garantie‘ sehr eng miteinander verknüpft sind.
In der Deloitte-Studie wurden die Befragten auch vor die Wahl gestellt, ob sie eine garantierte Rente ohne Chance auf Erhöhung oder eine geringere Garantie mit Chance auf Erhöhung vorzögen. Ergebnis: 59 Prozent der Befragten votierten dafür, statt einer garantierten Rente von 500 Euro pro Monat eine verminderte garantierte Rente von 250 Euro pro Monat mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit auf eine Rente von 750 Euro pro Monat zu erhalten.
Auf eine Garantie gänzlich zu verzichten, um dafür eine 50-prozentige Chance auf 1.000 Euro zu erhalten, zog allerdings nur eine Minderheit von 30 Prozent der Befragten vor. Eine höhere Chancen-Affinität weisen hierbei nur jüngere Arbeitnehmer auf. In dieser Arbeitnehmergruppe würden sich laut Deloitte 64 respektive 41 Prozent für die verringerten Garantien verknüpft mit höheren Chancen entscheiden. Keine wesentlichen Abweichungen vom Durchschnitt sind hingegen für unterschiedliche Geschlechter, Einkommensgruppen und Bildungsabschlüsse festzustellen.