Kapitalbildende Lebensversicherung (KLV) spielen eine immer geringere Rolle im Produkt-Portfolio der Lebensversicherer. Zugleich nimmt die Bedeutung fondsgebundener Produkte zu. Versicherungsbote stellt aktuelle Zahlen zum Bestand und Neugeschäft der Lebensversicherer nach Geschäftssegmenten vor.
Mit dem MAP-Report 917 ist eine neue Bilanzanalyse deutscher Lebensversicherer erschienen (Versicherungsbote berichtete). Methodisch unterscheidet der Rating-Pionier, der schon seit 1990 Kennzahlen zur Lebensversicherung zusammenträgt, zwischen folgenden Geschäftssegmenten: Rentenversicherung; Kapitalbildende Lebensversicherung (KLV); Risiko-Lebensversicherungen (RLV); Kollektiv-Versicherung; Sonstige Lebensversicherungen. So lassen sich Tendenzen am Markt gut abbilden.
Rentenversicherung: Größtes Geschäftssegment
Gemäß der Unterscheidung des MAP-Report ist die Rentenversicherung das größte Geschäftssegment in der Leben-Sparte – mit 30,3 Prozent Anteil am Gesamtgeschäft und branchenweit rund 24,8 Mio. Verträgen. Zu bedenken ist aber für diese Aussage: Versicherer weisen auch selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherungen, Policen zur Absicherung von Grundfähigkeiten und ähnliche Produkte unter „Rentenversicherungen“ aus. Getrennt sind hierzu allerdings Kollektivverträge (zum Beispiel auch der BU-Versicherung) zu betrachten.
Das Geschäftsjahr 2019 war für Rentenversicherungen erfolgreich: 38.887 Verträge mehr als 2018 konnten branchenweit an die Frau oder den Mann gebracht werden. Insgesamt wurden 1.120.400 Versicherungsscheine in 2019 eingelöst.
Fondsgebundene Produkte bestimmen das Neugeschäft
Jedoch: Die Rentenversicherung stellt zwar den größten Anteil des Bestands, nimmt beim Neugeschäft allerdings nicht den bedeutendsten Rang ein – sie macht mit 22,2 Prozent nur den drittgrößten Teil bei neu verkauften Verträgen aus:
Bedeutungsvoller in 2019 waren sonstigen Lebensversicherungen mit einem Anteil am Neugeschäft von 26,5 Prozent – hier gehören die wichtigen fondsgebundenen Lebensversicherungen hinein, die in Zeiten des Niedrigzins immer mehr die klassischen Produkte ersetzten (Versicherungsbote berichtete). Die Bedeutung dieser Produkte wächst: Ihr Marktanteil wuchs gegenüber 2018 um 4,1 Prozent. Insgesamt 193.464 Verträge mehr als 2018 wurden in 2019 umgesetzt – 1.338.302 Stück.
Aber auch die Kollektiv-Versicherungen hatten in 2019 einen höheren Anteil am Neugeschäft gegenüber den Rentenversicherungen – mit 23,3 Prozent des Marktes. Hier allerdings musste ein Minus im Gesamtbestand der Branche beklagt werden. Denn eingelöste Versicherungsscheine nahmen in 2019 gegenüber 2018 um 170.000 Verträge ab – 1.175.149 Policen wurden in 2019 an die Frau oder den Mann gebracht.
Kapitalbildende Lebensversicherung verliert an Bedeutung
Einen kleineren Anteil als die Rentenversicherung hingegen hatte im Neugeschäft 2019: die Risiko-Lebensversicherungen (RLV) mit 1.055.081 verkaufte Policen (20,9 Prozent) sowie die Kapitalbildende Lebensversicherung (KLV) mit 362.000 eingelösten Versicherungsscheinen (7,2 Prozent).
Insbesondere die Kapitalbildende Lebensversicherung – einst Liebling der Branche – verliert immer mehr an Bedeutung (Versicherungsbote berichtete). Denn kaum eine Versicherungsart der Lebensversicherung leidet derart unter dem derzeitigen Niedrigzins. Kapital lässt sich in Zeiten der Strafzinsen kaum noch erwirtschaften. Zumal mit dem so genannten Alterseinkünftegesetz vom 05.07.2004 auch noch der Sonderausgabenabzug für Kapitallebensversicherungen als wichtiges Steuerprivileg wegfiel.
Rangliste Bestandszusammensetzung 2019:
- Rentenversicherung: 30,3 Prozent am Gesamtbestand (rund 24,8 Mio. Verträge)
- Kapitalbildende Lebensversicherung (KLV): 21,0 Prozent (rund 17,14 Mio. Verträge)
- Sonstige Lebensversicherungen: 18,8 Prozent (rund 15,41 Mio. Verträge)
- Kollektivversicherungen: 17,9 Prozent (rund 14,6 Mio. Verträge)
- Risiko-Lebensversicherungen: 12,0 Prozent (rund 9,8 Mio. Verträge)
Rangliste Neugeschäft 2019:
- Sonstigen Lebensversicherungen: 26,5 Prozent des Neugeschäfts in 2019
- Kollektivversicherung: 23,3 Prozent
- Rentenversicherung: 22,2 Prozent
- Risiko-Lebensversicherung (RLV): 20,9 Prozent
- Kapitalbildende Lebensversicherung (KLV): 7,2 Prozent.
Hintergrund: Zum Jahresbeginn 2019 erwarb die Franke und Bornberg Research GmbH vom VersicherungsJournal Verlag den Geschäftsbereich MAP-Report. Damit holten sich die Rating-Experten eines der etabliertesten Ratings der Versicherungsbranche ins Haus: Seit 30 Jahren schon liefert der MAP-Report Daten zu Sparten und Anbietern, seit einigen Jahren unter Verantwortung des Chefredakteurs Reinhard Klages. Der MAP-Report 917 widmet sich dem Bilanzrating deutscher Lebensversicherer und kann auf der Webseite von Franke und Bornberg bestellt werden.