Wie stellt sich Opel eine „grundlegende Modernisierung“ der eigenen betrieblichen Altersversorgung (bAV) vor? Der Abschied von der rein arbeitgeberfinanzierten, lebenslangen Betriebsrente naht. Welche Einschnitte darüber hinaus geplant sind.
Während der Autobauer aus Rüsselsheim mit der Wertstabilität seiner Fahrzeuge wirbt, lässt sich das über die betriebliche Altersversorgung der 15.000 Mitarbeiter in Deutschland nicht sagen. Bereits im Sommer 2020 deutete sich an, was nun konkretere Formen annimmt.
Die betriebliche Altersversorgung war als „gewichtiger Kostenfaktor“ identifiziert worden. Kaum verwunderlich, soll doch die durchschnittliche Verzinsung bei fünf Prozent liegen. Das Pensionsvermögen der Mitarbeiter beläuft sich auf 2,8 Milliarden Euro. Doch bestehende Versorgungsanwartschaften sollen nicht gekürzt werden, so Opel. Wo also will der Fahrzeughersteller den „Rotstift“ ansetzen?
„Dynamisierung der Besitzstände“ soll beendet werden
Wie das Handelsblatt aus einem ihm vorliegenden Schreiben des Betriebsrats berichtet, soll die „Dynamisierung der Besitzstände“ beendet werden. Das jährliche, automatische Anwachsen der Beiträge hätte damit ein Ende. Solche Modelle werden gewählt, um beispielsweise die Inflation auszugleichen. Ein weiterer Punkt auf der möglichen Streichliste ist der Bezug einer lebenslangen Betriebsrente. Davon wären eher langjährige Beschäftigte betroffen (vor 1995 im Unternehmen).
Verzinsung anpassen
Noch schwerer dürften die Zinslasten den Autobauer drücken: Jährlich soll laut Handelsblatt ein dreistelliger Millionenbetrag notwendig sein, um die Garantieverzinsung aufzubringen. Auch bei diesem Punkt ist zwischen Mitarbeitern zu unterscheiden, die über eine Gesamtzusage oder eine Betriebsvereinbarung verfügen.
Opel will kapitalmarktorientierte Betriebsrente
Wie das Handelsblatt weiter ausführt, warnt der Betriebsrat davor, dass Opels Personalabteilung eher ein kapitalmarktorientiertes System präferiert. Der Zinsertrag wäre dann davon abhängig, welche Ergebnisse die gewählten Fonds erzielen. Befürchtung der Arbeitnehmer-Vertreter: Entwickelt sich der Fonds schlecht, wäre der Kapitalbetrag zu Renteneintritt deutlich geringer.
Zudem will sich der Autohersteller von der reinen Arbeitgeberfinanzierung verabschieden. Zukünftig sollen dann die Mitarbeiter einen „wesentlichen Teil“ der Beiträge selbst aufbringen.
Seit 2017 gehört Opel zum französischen PSA-Konzern, der auch die Marken Peugeot und Citroen besitzt. Der harte Sanierungskurs, in dessen Zuge über 7.000 Stellen abgebaut wurden, brachte auch Achtungserfolge mit sich. So wies Opel 2019 einen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro aus; zahlte erstmals seit 1997 eine Prämie an die Mitarbeiter: 600 Euro an jeden Mitarbeiter in Europa.