Risikolebensversicherungen bilden mittlerweile den kleinsten Geschäftszweig der Leben-Sparte – trotz der Bedeutung der Produkte für Versicherungsnehmer. Versicherungsbote hat aktuelle Kennzahlen angeschaut, um die Marktführer in der Branche vorzustellen.
Hinterbliebenen-Vorsorge gehört zu den ältesten Wurzeln des deutschen Versicherungsgeschäfts: Schon 1827 wurde mit der Gothaer Lebensversicherungsbank der erste deutsche Lebensversicherer gegründet. Und wenngleich der moderne Sozialstaat heutzutage wichtige Risiken absichert, denen Menschen im 19. Jahrhundert insbesondere bei Tod männlicher Familienoberhäupter ausgesetzt waren, so ist die private Absicherung im Todesfall aktuell wie eh und je. Das trifft besonders dann zu, wenn Familien von einer Hauptverdienerin oder einem Hauptverdiener abhängig sind – nicht selten ist dann im Todesfall die wirtschaftliche Existenz der Familie gefährdet. Auch Kredite sind ein Grund, über private Hinterbliebenen-Vorsorge nachzudenken. Das bekannteste Produkt dieser Kategorie ist die Risikolebensversicherung (RLV).
Nachfrage bleibt hinter Möglichkeiten zurück
Das Marktpotenzial für die RLV ist groß, wie das Ratinghaus Franke und Bornberg herausstellt: 51 Millionen Menschen zwischen 18 und 65 Jahren leben in Deutschland. Diese dürften als potenzielle Zielgruppe gelten – besonders bei Verantwortung für Lebens- oder Ehepartner, für Kinder, Freunde oder Geschäftspartner (Versicherungsbote berichtete). Dennoch bilden Risiko-Lebensversicherungen mit 9,8 Mio. Verträgen in 2019 und einem Anteil von 12,0 Prozent des Gesamtbestands nur den kleinsten Zweig der Leben-Sparte. Der Zuwachs lag 2019 gar bei mageren 27.751 Verträgen (was einer Steigerung von 0,3 Prozent entspricht). Das Potenzial der Produkte ist lange nicht ausgeschöpft.
Die Marktführer der RLV nach Vertragszahlen in der Hauptversicherung
Wer aber sind die Marktführer in diesem kleinen und doch wichtigen Zweig? Aufklärung hierüber bietet der aktuelle Map-Report mit der Nummer 917 – das Bilanzrating deutscher Lebensversicherer. Versicherungsbote stellt vor, welche Versicherer in 2019 die meisten RLV-Verträge im Bestand haben.
PB, Generali und Deutsche im leichten Wachstum
Die PB Lebensversicherung Ag bringt es auf Rang zehn der Branche: insgesamt 266.428 Verträge hält der Versicherer aus Nordrhein-Westfalen in 2019. Gegenüber dem Vorjahr konnte der Bestand um 10.037 Verträge gesteigert werden. Freilich: würde man nicht die Vertragszahl, sondern laufende Beiträge zum Maßstab der Marktführerschaft machen, würde die PB mit 15,10 Millionen Euro nur auf Rang 43 landen – die Zahl der Verträge sagt folglich nichts über die Summe aus laufenden Beiträgen aus. Der Anteil der RLV am gesamten PB-Bestand beträgt 24,54 Prozent.
Die Generali – gemeint ist die Generali Deutschland Lebensversicherung AG, die bis 2018 noch unter dem Namen AachenMünchener firmierte – nimmt mit 279.057 Verträgen Rang neun der Branche nach Vertragszahlen ein. Auch die Generali wuchs in der Risikolebensversicherung. Denn in 2018 hielt man mit 275.898 Verträgen noch 3.159 weniger. Laufende Beiträge kletterten ebenfalls nach oben: von 153,13 Mio. Euro auf 160,11 Mio. Euro. Dennoch stellt die RLV für die Generali alles andere als ein großes Geschäftsfeld dar – nur 5,40 Prozent ihres gesamten Leben-Geschäfts verdankt die Generali dem Produktzweig RLV.
Die Deutsche Lebensversicherungs-AG steigerte sich in 2019 um 22.289 Verträge, hielt demnach insgesamt 414.275 Stück. Laufende Beiträge wuchsen ebenfalls – um 10,32 Mio. Euro. Demnach konnte die Allianz-Tochter insgesamt 174,04 Mio. Euro an laufenden Beiträgen verbuchen. Die Risikolebensversicherung ist ein Schwerpunkt des Versicherers aus Berlin, wie 61,76 Prozent RLV-Hauptversicherungen im Bestand des Unternehmens zeigen.
Credit Life wächst am meisten
Die Tochter der Rheinland-Gruppe hielt in 2019 insgesamt 420.315 Verträge – 50.618 mehr als ein Jahr davor. Keinem Versicherer in 2019 gelang ein größerer Wachstum nach absoluten Zahlen. Laufende Beiträge nahmen zudem um 2,18 Mio. Euro zu: auf 62,86 Mio. Euro. Der Versicherer aus Neuss bestreitet hohe 63,04 Prozent seines Geschäfts mit Risikolebensversicherungen.
Dialog und Europa: Mehr als 90 Prozent RLV-Verträge im Bestand
Um 9.145 Verträge wuchs der Bestand der Dialog in 2019, wodurch sie insgesamt 477.920 Stück hielt. Auch laufende Beiträge stiegen – von 271,16 Mio. Euro auf 272,68 Mio. Euro. Die Generali-Tochter macht einen Großteil ihres Geschäfts mit Risikolebensversicherungen – hohe 93,61 Prozent. Von allen Versicherern des Branchenmonitors hat nur noch die Delta Direkt einen höheren Anteil RLV im Bestand (hohe 99,74 Prozent).
Die Europa verlor in 2019 Verträge, wenngleich der Bestandsschwund gering ist: 259 Policen büßte die Continentale-Tochter gegenüber 2018 ein und sank auf 492.360 Verträge. Laufende Beiträge freilich stiegen: von 248,13 Mio. Euro auf 250,59 Mio. Euro. Wie die Dialog absolviert auch die Europa einen Großteil ihres Geschäfts mit Risikolebensversicherungen – hohe 93,61 Prozent.
Hannoversche: Rang zwei nach laufenden Beiträgen
Um hohe 31.103 Verträge vermehrte die Hannoversche in 2019 ihren Bestand, hielt dadurch 720.612 Verträge – Rang fünf nach Vertragszahlen. Allerdings durfte der Versicherer die zweithöchste Summe an laufenden Beiträgen verbuchen – insgesamt 470,07 Mio. Euro. Das Geschäftsfeld ist keineswegs klein: 68,74 Prozent ihres Geschäfts bestreitet die VHV-Tochter mit Risikolebensversicherungen.
Die Marktführer auf dem Siegertreppchen
Gemessen an Vertragszahlen bestimmen folgende Versicherer das RLV-Geschäft:
R+V: Schwund im Bestand
Drittes Siegertreppchen der Branche nach Vertragszahlen: Die R+V mit 763.846 Versicherungsverträgen. Die Wiesbadener müssen in 2019 einen Vertragsverlust hinnehmen – 763.846 Verträge bedeuten ein Minus von 12.213 Verträgen gegenüber 2018. Auch die laufenden Beiträge nehmen in der Folge ab – von 290,78 Mio. Euro auf 288,04 Mio. Euro. Risikolebensversicherungen stellen 18,02 Prozent des Gesamtbestands bei der R+V.
Cosmos: Größtes Branchenminus bei Vertragszahlen
Aufgrund von 805.074 Versicherungsverträgen geht das zweite Siegertreppchen der Branche an die Cosmos. Kein Lebensversicherer nimmt so viel an laufenden Beiträgen über die Risikolebensversicherung ein wie die Generali-Tochter: 648,87 Mio. Euro waren es in 2019. In 2018 konnte der Versicherer sogar noch mehr verbuchen durch laufende Beitragseinnahmen in Höhe von 669,47 Mio. Euro. Denn die Cosmos hält im Vergleich der Jahre 2018 und 2019 auch das größte Minus bei den Vertragszahlen: 32.509 Policen gingen dem Versicherer aus Saarbrücken im Bestand verloren.
Targo: Größe des Bestands zeigt sich nicht bei Beiträgen
Geht man nach Vertragszahlen, dann ist die Targo Deutschlands unangefochtener Marktführer bei Risikolebensversicherungen – 1.365.239 hat der Versicherer aus der Talanx-Gruppe im Bestand und damit schon 560.165 mehr als die zweitplatzierte Cosmos. Freilich muss dazu erwähnt werden, dass der Map-Report Tochtergesellschaften eines Unternehmens getrennt betrachtet. Würde man die Vertragszahlen der Generali-Töchter Cosmos, Dialog und Generali Deutschland Lebensversicherung AG addieren, käme man bei der Generali schon auf 1.562.051 Verträge. Dann müsste man allerdings auch die Töchter der Talanx-Gruppe addieren – die Targo zum Beispiel mit der PB Lebensversicherung AG.
Aber es gibt einen anderen wichtigen Grund, die Marktführerschaft der Targo zumindest zu relativieren. Denn bei laufenden Beiträgen bringt es der Versicherer in 2019 nur auf 26,06 Mio. Euro – dies würde Rang 44 der Branche bedeuten. Ein Vergleichen mehrerer Kennzahlen ist also stets geboten.
Der Marktführer nach Verträgen musste in 2019 mit einem Bestandsschwund um 11.991 Verträge leben. Die Einnahmen aber stiegen – von 25,19 Mio. Euro auf 26,061 Mio. Euro. Insgesamt 66,03 Prozent des Bestandes hält die Targo durch Risikolebensversicherungen.
Hintergrund: Zum Jahresbeginn 2019 erwarb die Franke und Bornberg Research GmbH vom VersicherungsJournal Verlag den Geschäftsbereich MAP-Report. Damit holten sich die Rating-Experten eines der etabliertesten Ratings der Versicherungsbranche ins Haus: Seit 30 Jahren schon liefert der MAP-Report Daten zu Sparten und Anbietern, seit einigen Jahren unter Verantwortung des Chefredakteurs Reinhard Klages. Der MAP-Report 917 widmet sich dem Bilanzrating deutscher Lebensversicherer und kann auf der Webseite von Franke und Bornberg bestellt werden.