Im Jahr 2020 sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2.719 Menschen ums Leben gekommen: und damit 10,7 Prozent weniger als 2019. Das resultiert auch aus der Coronakrise, weil deutlich weniger Kilometer gefahren wurden als zuvor. Sorge bereiten nach wie vor die Radfahrer und Zweiradfahrer.
Im Jahr 2020 verloren 2.719 Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf deutschen Straßen ihr Leben. Das berichtet aktuell das Statistische Bundesamt. Die Zahl der Getöteten im Straßenverkehr ging damit gegenüber dem Vorjahr um 10,7 Prozent zurück.
Der Rückgang ist zum Teil auf Effekte der Coronakrise zurückzuführen. Bereits in einem früheren Pressetext hatte die Statistikbehörde berichtet, dass die Polizei bereits im ersten Lockdown von März bis Juni 2020 rund 26 Prozent weniger Unfälle mit Personenschaden registriert hatte. Am Stärksten gingen hierbei Unfälle auf Autobahnen zurück. Der Lockdown reduzierte Pendelverkehr und Freizeitaktivitäten: später normalisierten sich die Zahlen wieder.
Nach vorläufigen Ergebnissen ging die Zahl der Verkehrstoten im Vergleich zum Vorjahr am stärksten bei den getöteten Pkw-Insassen zurück (-14,2 Prozent auf 1.170 Getötete). Ebenfalls deutlich war die Abnahme bei getöteten Fußgängerinnen und Fußgängern: 376 Menschen verloren hier ihr Leben, das bedeutet eine Abnahme um 9,8 Prozent.
Zahl der Verkehrstoten sinkt seit Wiedervereinigung
Der Langzeittrend ist insgesamt positiv. Die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Pkw-Insassen sowie Fußgängerinnen und Fußgänger sinkt bereits seit mehreren Jahrzehnten überdurchschnittlich. Von 1991 – also seit der deutschen Vereinigung – bis 2020 sank die Zahl der Menschen, die durch Verkehrsunfälle ums Leben kamen, insgesamt um 76 Prozent.
Bei Pkw-Insassen war der Rückgang mit -83 Prozent weitaus stärker, ebenso bei Fußgängerinnen und Fußgängern mit -80 Prozent. Dagegen fielen die Rückgänge bei Kraftrad- und Fahrradfahrerinnen und -fahrern deutlich geringer aus (-55 Prozent beziehungsweise -54 Prozent).
Verkehrsrisiko Fahrrad
Wie in den Vorjahren zeigt sich jedoch, dass die Zahl der getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer auf hohem Niveau verbleibt: 426 Menschen wurden auf dem Rad getötet, ein Rückgang von 4,3 Prozent. In den Jahren zuvor ist die Zahl der getöteten Radfahrer -entgegen dem Gesamttrend- sogar angestiegen.
Die Ursachen hierfür sind vielfältig, auch wenn das Statistische Bundesamt für das Jahr 2020 noch keine genauen Analysen vorgelegt hat: Seit Jahren steigt die Zahl der Radler deutlich an, die Infrastruktur ist aber großteils auf das Auto ausgerichtet. Zudem fahren immer mehr ältere Menschen Rad: auch, weil Pedelecs und E-Bikes den Seniorinnen und Senioren das Fahren erleichtert. In Corona-Zeiten verstärkte sich der Trend zum Rad noch, weil die Menschen Alternativen zu Bus und Bahn suchten. Laut einem Bericht von zeitonline.de zählten die automatischen Zählstellen in der Hauptstadt Berlin im Juni 2020 rund 26 Prozent mehr Radler als im Vorjahresmonat.
Ursachen für das "Unfallrisiko Rad" nennt das Statistische Bundesamt nicht. Hier hat der Fahrradclub ADFC aber statistische Daten der Vorjahres-Unfallstatistiken ausgewertet. „Etwa zwei Drittel aller Fahrrad- und Pedelecunfälle sind Kollisionen mit Autos. Hauptschuld trägt in den allermeisten Fällen (75 Prozent) der Autofahrer beziehungsweise die Autofahrerin. Bei knapp 20 Prozent der polizeilich erfassten Unfälle ist kein Unfallgegner im Spiel. Bei diesen sogenannten Alleinunfällen kommen Radfahrende beispielsweise durch mangelhafte Infrastruktur zu Fall – also durch Schlaglöcher, Baumwurzelaufbrüche, Abbruchkanten oder Hindernisse auf dem Radweg“, berichtete der ADFC im Oktober 2020.
Die meisten Verkehrstoten sind PKW-Insassen
Trotz des überdurchschnittlichen Rückgangs sind nach wie vor die meisten Verkehrstoten Pkw-Insassen, wie Destatis berichtet. Allerdings stellten diese 1991 noch rund 60 Prozent aller Verkehrstoten, 2020 waren es 43 Prozent. Dagegen hat sich der Anteil der getöteten Kraftradfahrerinnen und -fahrer an allen Verkehrstoten deutlich erhöht: von rund 11 Prozent auf 20 Prozent. Ebenfalls deutlich nach oben schoss der Anteil von Radfahrerinnen und -fahrern an den Verkehrstoten: Er stiegt von 1991 bis 2020 von rund acht Prozent auf 16 Prozent.
Ebenfalls rückläufig war im Coronajahr die Zahl der Verletzten im Straßenverkehr. 57.983 Personen wurden schwer verletzt: mussten also unmittelbar nach dem Unfall in ein Krankenhaus eingeliefert werden und verblieben dort mindestens 24 Stunden. 269.470 Personen erlitten leichte Verletzungen. Im Jahr 2019 hatte es noch 65.244 Schwerverletzte und 318.986 Leichtverletzte gegeben.
Fußgänger und Radfahrer sterben tendenziell innerorts, Autofahrer außerorts
Deutliche Unterschiede lassen sich auch bei den Unfallorten erkennen. Innerorts verstarben im Jahr 2020 rund 73 Prozent aller im Straßenverkehr getöteten Fußgängerinnen und Fußgänger sowie 60 Prozent aller getöteten Radfahrerinnen und Radfahrer. Dagegen verunglückten knapp 90 Prozent aller getöteten Pkw-Insassen und über 80 Prozent aller getöteten Kraftradnutzerinnen und -nutzer außerorts.