Wer auf dem InsurTech-Markt den Überblick behalten will, kann dafür eine interaktive Karte nutzen. Initiiert wurde die InsurTech-Map von House of InsurTech Switzerland, Kickstart und F10. Versicherungsbote sprach mit den drei Initiatoren über die größten Hindernisse, vor denen InsurTechs derzeit stehen.
Versicherungsbote: InsurTechs waren ja einmal als die schnelleren und billigeren Versicherer und Makler gestartet, die den etablierten Firmen den Kampf ansagten. Warum ist davon nicht mehr so viel übrig? Wurde der Markt falsch eingeschätzt oder täuscht dieser Eindruck?
Katka Letzing: Die Haupthindernisse für InsurTechs sind der Kampf um eine schnelle Regulierung, die Identifizierung des besten
Welche Rolle spielt die Regulierung dabei?
Armalé: Die Regulierung spielt heutzutage eine fundamentale Rolle. Finanzmarktbehörden beaufsichtigen die Aktivitäten der Versicherer bis ins Detail. Dies erfordert Personal, Fachwissen und ist kostenintensiv. Bei Nichteinhaltung sind Strafen und Durchsetzungsmaßnahmen der Aufsichtsbehörden wahrscheinlich. Zudem ist die Durchführung von Versicherungsaktivitäten auf grenzüberschreitender Basis aus Schweizer Sicht schwierig oder sogar verboten. Das Schweizer Versicherungsaufsichtsgesetz wird derzeit überarbeitet. Es ist geplant, einige Erleichterungen für InsurTech-Initiativen einzuführen.
Letzing: Die Regulierung ist eine der größten Eintrittsbarrieren der Versicherungsbranche, zumal es auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette Hürden gibt. In den letzten Jahren konnten die etablierten Unternehmen jedoch beobachten, wie der traditionelle Markt durch das InsurTech-Ökosystem mit neuen Technologien herausgefordert und vorangetrieben wurde, was zu innovativen Unternehmenspartnerschaften führte.
Iten: Wie erwähnt, ist die Regulierung ein wichtiger Aspekt wenn es um Veränderungen in einer Branche geht. Man kann mit Regulation den Status Quo einer Branche schützen oder man kann Innovation aktiv fördern.
Das große Ziel der Regulierung ist die Harmonisierung des Europäischen Binnenmarktes. Wann wird es möglich sein, ein Versicherungsprodukt einheitlich von Flensburg bis nach Zürich zu verkaufen?
Armalé: Auf EU-Ebene gibt es bereits eine gewisse Harmonisierung. Allerdings gilt nach wie vor lokales Recht, und es müssen Anforderungen erfüllt werden, wenn ein deutscher Versicherer oder Makler plant, Versicherungsprodukte in, sagen wir, Italien zu vertreiben. Aus Schweizer Sicht gibt es sogar noch mehr Hürden, und ein deutscher Versicherer oder Makler bräuchte eine Präsenz in der Schweiz und eine Genehmigung der Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA, um Versicherungsprodukte in der Schweiz zu verkaufen.
Letzing: Ein echter und vereinheitlichter europäischer Versicherungsmarkt könnte es Startups und Arbeitskräften ermöglichen, sich innerhalb der Union frei zu bewegen, und er würde lokale Innovationen auf der gesamten Marktebene verfügbar machen, was wiederum der Beschäftigung und dem Wachstum zugutekäme. Ich glaube, dass wir uns bis zu einem gewissen Grad einig sind, aber es könnten noch Fortschritte gemacht werden und es braucht mehr Zeit, bis wir eine Vereinbarung zwischen der FINMA und der ESMA haben werden, um eine solche grenzüberschreitende Produktvereinheitlichung zu ermöglichen und Produkte zu verkaufen, ohne dass das europäische Versicherungsunternehmen verpflichtet ist, auf dem Schweizer Markt präsent zu sein und sich an seine FINMA-Regulierung zu halten.
Iten: Ich könnte mir vorstellen, dass es ähnlich laufen wird wie bei beim Drittparteien-Kontozugriff bei den Banken (PSDII). Die EU harmonisiert, die Schweiz fährt ihren eigenen Weg, um dann irgendwann die EU-Direktive zu übernehmen.