Fast drei Viertel der BU-Tarife wurden im aktuellen Rating des Analysehauses Morgen & Morgen mit dem Ergebnis "ausgezeichnet" eingestuft. Gleichzeitig wurden bei 14 Tarife "sehr schwache" Bewertungen abgegeben.
Das Analysehaus Morgen & Morgen hat sein aktuelles BU-Rating veröffentlicht. Insgesamt wurden 566 Tarife und Tarifkombinationen von 63 verschiedenen Anbietern unter die Lupe genommen. Nimmt man die Auswertung des Unternehmens aus Hofheim am Taunus zum Maßstab, dann sind in der Sparte BU-Versicherung mehrheitlich ausgezeichnete Angebote auf dem Markt. Gleich 406 Tarife dürfen sich als Klassenprimus fühlen, da sie mit der Bestnote „Fünf Sterne“ ausgezeichnet wurden. Sieben von zehn Policen (71,7 Prozent) wurden entsprechend bewertet. Folglich hätten 49 Versicherer mindestens einen Tarif mit einer 5-Sterne-Bewertung. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.
Laut Morgen & Morgen würden sich aktuell rund 267.000 BU-Renten mit einem Volumen von 2,2 Milliarden Euro in der Auszahlung befinden. Das Neugeschäft habe sich leicht verbessert (+1,8 Prozent). Auch die eingenommenen Beiträge (+3,5 Prozent) sowie die Höhe der versicherten BU-Rente (+1,6 Prozent) seien gestiegen.
Das durchschnittliche Alter bei Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung liege bei 31 Jahren. Im Bestand sei der Altersdurchschnitt 44 Jahre. Zudem liege die durchschnittliche Leistungsdauer bei etwa sieben Jahren. „Optimierungsfähig bleibt die durchschnittlich versicherte BU-Rente von 1.000 Euro. Es ist natürlich erfreulich, dass die versicherte Rente um 1,6 Prozent gestiegen ist, dennoch ist das bei Betrachtung der Inflation und der steigenden Lebenshaltungskosten immer noch zu wenig“, so Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei Morgen & Morgen.
Teilkriterien: Bedingungswerk, Kompetenz, Beitragsstabilität und Antragsfragen
Das Untersuchung der BU-Tarife setzte sich aus insgesamt vier Teilbewertungen zusammen. Das Bedingungswerk wurde mit 40 Prozent anhand von 29 Leistungskriterien gewichtet. Zu 30 Prozent floss die „BU-Kompetenz“ in die Bewertung ein. Hierbei werden anhand interner Unternehmensdaten zum Beispiel die Schaden-, Regulierungs- und Prozessquoten ausgewertet. Dazu seien rund 50.000 Daten der Jahrgänge ab 2000 herangezogen worden. Im Kern geht es dabei darum, wie sich der Versicherer im Leistungsfall verhält. Auch die BU-Leistungsfallprüfung und BU-Antragsprüfung werden hinsichtlich Fairness und Professionalität unter die Lupe genommen.
Weitere 20 Prozent wurden für die Beitragsstabilität des Unternehmens vergeben, zum Beispiel mit Blick auf die Überschusssenkungen, Bilanzen oder Daten zu Solvency II. Grundlage des Teilratings seien öffentlich zugängliche sowie abgefragte Daten. Die letzten zehn Prozent wurden für die BU-Antragsfragen vergeben. So werde etwa bewertet, ob der Versicherungsnehmer klare Hinweise und Informationen erhält. Auch die Klarheit und zeitliche Befristung der Antragsfragen wurde ausgewertet.
Nur wenige schwache BU-Tarife
Insgesamt 406 mal konnte das Ratinghaus die Höchstbenotung von fünf Sternen vergeben, und das bedeutet ein „ausgezeichnet“. Trotz der detaillierten Auswertung ist die Summe an Bestbewertungen auffallend. Das Ratinghaus begründet die Schwemme an positiven Bewertungen wie folgt: "Die hohe Zahl an sehr guten Bewertungen lässt sich mit einem Blick in die Historie erklären. Bereits seit über 25 Jahren und somit als erstes Ratinghaus bewertet Morgen & Morgen Tarife der Berufsunfähigkeit. Im Laufe der Zeit haben sich die Bedingungswerke zunehmend verbessert und Produktanbieter folgen den Markteinschätzungen der Analysten."
Manche Anbieter können sogar mit über 20 Fünf-Sterne-Tarifen glänzen. So werden die Versicherer Axa und Continentale mit 27 beziehungsweise 21 Bestbewertungen belohnt. Hier alle Tarife mit Bestbewertung aufzuführen, würde den Rahmen sprengen. Die Ergebnisse können auf der Webseite des Ratinghauses eingesehen werden. Immerhin 59 Tarife erhielten 4 Sternchen zugesprochen und damit eine „sehr gute“ Bewertung. Im Mittelfeld finden sich insgesamt 70 Tarife und damit 12,4 Prozent der untersuchten Tarife.
In Summe seien nur 31 Tarife als "schwach" oder "sehr schwach" eingestuft worden. Das ist ein Anteil von gut 5,5 Prozent der geprüften Tarifvarianten. Lediglich 17 der durchleuchteten Tarife musste sich nach der Interpretation von Morgen & Morgen mit einer "schwachen" Bewertung begnügen. Gleichzeitig seien lediglich 14 Tarife mit nur einem Stern benotet worden. Sechs Tarife des Münchener Versicherers die Bayerische, je drei Tarife der Mecklenburgischen sowie der Württembergischen und jeweils ein Tarif der InterRisk und vom Münchener Verein wussten nicht zu überzeugen und erhielten die schlechteste Einstufung.
Diese Tarife wurden als "sehr schwach" eingestuft:
- Die Bayerische: bAV-FRV-Smart-BUZ (15795), bAV-FRV-Smart-BUZ (15895), bAV-Smart-BUZ (15795), bAV-Smart-BUZ (15895), Smart-BUZ (15795) und Smart-BUZ (15895)
- InterRisk: BU S-M.A.R.T.
- Mecklenburgische: bAV-BUZ, BUZ und BUZ (RiLV)
- Münchener Verein: Classic-BUZ zur Basisrente
- Württembergische: SBU (ArA, Unfall), SBU (AU, Unfall) und SBU (Unfall)
Kritik zu Testergebnissen von Versicherungen
Wegen der vielen positiven Ratings von Versicherungs-Policen gibt es immer wieder Kritik. Im April 2015 hatte sich die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen dazu eine Untersuchung vorgenommen. In einer Stichprobe hatten die Verbraucherschützer eine wahre Flut an besten Bewertungen ausgemacht. Dabei wurde den Ratinghäusern auch ein gewissen Eigeninteresse unterstellt. Schließlich würden viele Unternehmen mit Testsiegeln gutes Geld verdienen. Versicherer, die mit dem Original-Signet um Kunden werben wollen, müssen oft Lizenzgebühren zahlen. Locker einige tausend Euro kann es beispielsweise kosten, das Logo von Focus Money oder der Stiftung Warentest zu verwenden.
Auch Morgen & Morgen verlange eine Schutzgebühr, wenn ein Versicherer mit den Testergebnissen werben wolle. Diese sei aber niedrig, die Unabhängigkeit des Analysehauses gewahrt. Die genaue Höhe der Gebühr wollte die Sprecherin nicht nennen.