Sabine Burk ist Geschäftsführerin bei Max Gaisreiter Versicherungsmakler: ein Maklerbüro mit Hauptsitz im oberbayrischen Ainring, einem Idyll im Berchtesgadener Land nahe der österreichischen Grenze. Für Aufsehen sorgte die 39jährige beim DKM-Jungmakler Award 2018, wo sie sich für das Finale qualifizieren konnte. Wir sprachen mit der Maklerin über regionale Verankerung und den Makleralltag in einer ländlichen Region.
Frau Burk, wie ist Ihr Maklerbüro bisher durch die Corona-Krise gekommen? Ihr Büro ist im Berchtesgadener Land, das sehr hohe Infektionszahlen aufwies. Konnten Sie die Kundschaft weiterhin betreuen?
Sabine Burk: Wir sind gut und organisiert durch das letzte Jahr gekommen. Durch Homeoffice, die fortschreitende Digitalisierung und abwechselnde Teams in unseren Büroräumen konnten wir unsere Kunden weiterhin gut betreuen.
Bei Gewerbeversicherungen vermitteln Sie schwerpunktmäßig landwirtschaftliche Versicherungen oder Versicherungen für Kundinnen und Kunden aus dem Bereich der Hausverwaltung. Wie fanden Sie zu dieser Zielgruppe? Hat hierbei auch eine Rolle gespielt, dass Sie für einen Makler aus dem ländlichen Raum (Oberbayern) arbeiten? Hat es sogar Vorteile, sich auf eine Region zu konzentrieren, der man sich verbunden fühlt?
Die Zielgruppe Landwirtschaft entstand automatisch durch die Verbundenheit gegenüber der Region und den Menschen, die hier leben. In unser Hausverwalterkonzept sind wir gemeinsam mit Kunden hineingewachsen. Wir haben es immer weiter ausgebaut – davon profitieren alle Beteiligten. Unsere Kunden kommen zu 100Prozent durch Empfehlungen, was Ihre Nachfrage „Hat es sogar Vorteile, sich auf eine bestimmte Region zu konzentrieren?“ sehr gut beantwortet. Für uns hat deswegen die Regionalität mehr Vorteile als eine spitze Spezialisierung auf eine Nische.
Was sind häufig auftretende Risiken und Schäden, die speziell Landwirtschafts-Kunden absichern müssen und wollen? Können Sie uns hier einen kurzen Einblick geben?
In der Landwirtschaft sind hohe Sachwerte vorhanden – Maschinen, Geräte usw. Hier achten wir auf Thematiken von „Gemeinschaftseigentum“. Denn oft gibt es Schwadergemeinschaften oder Güllegesellschaften, bei denen sich viele Landwirte ein Gerät gemeinsam kaufen – dieses wird dann teilweise vermietet und verliehen. Hier muss der Schutz passen, damit im Schadenfall die Kosten erstattet werden. Oder im Gebäudebereich ist die „erweiterte Wiederaufbauklausel“ relevant. Hier kann der Kunde in der Gebäudeversicherung – entsprechend seiner betrieblichen Situation – entscheiden, ob er beim Wiederaufbau zum Beispiel einen Stall oder eine Produktionshalle errichten will, wenn er entsprechende Kapazitäten benötigt.
Wie weit lassen sich die Absicherungskonzepte für Landwirte und Hausverwalter standardisieren bzw. wie beratungsintensiv sind sie? Ich nehme an, Sie müssen sich die Betriebe sehr genau anschauen, um passende Abschicherungs-Konzepte anbieten zu können.
Im Bereich der Hausverwalter-Absicherung werden ein Ansprechpartner sowie einzigartige, spezielle Deckungskonzepte nachgefragt. Zudem bieten wir ein weitreichendes Bedingungswerk und eine durchstrukturierte Schadenabwicklung. Bei Landwirtschaftskunden sind andere Ansprüche da, hier ist der regelmäßigen Kundenkontakt und die regionale Nähe ausschlaggebend für eine gute Kundenverbindung. Wichtig ist – wie bei allem, was man mit Herzblut macht – dabeibleiben, sich informieren und mit den Kunden ins Gespräch kommen. Und zum Stichwort „beratungsintensiv“: Das kann bei bestimmten Kunden auch mal eine Hausratversicherung sein. ☺ Jeder von uns hat sich deshalb seinen Beruf ausgesucht, weil er gern in die Beratung und Unterstützung unserer Kunden „geht“ – und weil es ihm Spaß macht, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen.
Ihr Maklerbüro ist vergleichsweise groß. Sind Sie Teamworkerin – vielleicht im Unterschied zu klassischen „Einzelkämpfern“? Welche Vorteile bietet es, in einem Team zu arbeiten?
Hier kann ich, von meiner Seite aus, nur als „Teamworkerin“ berichten. Ich war nie „Einzelkämpferin“. Versicherungsmakler in unserer Größenordnung zu sein, ist nur durch gute, zuverlässige und kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich.
"Aufklärungsarbeit, damit der Maklerberuf mehr Wertschätzung erhält"
Auffallend ist auch, dass in Ihrem Büro sieben Frauen tätig sind. Nur zwölf bis 16 Prozent der Maklerschaft sind laut Umfragen von Vermittlerverbänden weiblich. Warum kann die Branche aus Ihrer Sicht nicht mehr Frauen für die Vermittler-Tätigkeit gewinnen?
Sabine Burk: Die Frage ist schwierig zu beantworten – denn die Branche hat hier, nach meinem Empfinden, wenig Einfluss. Ja, Sie haben recht: Der Versicherungsberuf ist immer noch sehr männlich geprägt. Hier ist Eigeninitiative von uns Frauen gefragt – gerade, wenn es um die Tätigkeit als Maklerin geht, die Verantwortung für den Werdegang der Firma und auch für Mitarbeiterinnen übernimmt. Und in der „Freizeit“ kümmert sich die Frau noch daheim um 3 Kinder – aktuell ein großes Thema dank Homeschooling – und soll etwas zu Essen zaubern und die Hausarbeit bewältigen. Meine persönliche Erfahrung hat mir gezeigt: Dieses Thema kann nur auf Ebene der Gleichberechtigung innerhalb der Familien gelöst werden – wenn der Mann die Kindererziehung und „das bisschen Hausarbeit“ mitträgt.
Erleichternd wäre es, wenn zum Beispiel die gesetzlich vorgeschriebenen Weiterbildungsstunden in Zeiten des Mutterschutzes oder der Kindererziehung entsprechend berücksichtig werden – hier ist noch Luft nach oben.
Sie waren 2018 Finalistin bei den DKM Jungmaklerawards. Vernetzen Sie sich mit anderen Maklerinnen und Maklern – auch außerhalb Ihres Büros? Und haben Sie vielleicht Tipps für andere Vermittlerinnen und Vermittler, wo und wie sie sich vernetzen können?
Der Jungmakleraward und die Zeit, die wir Finalistinnen und Finalisten gemeinsam verbracht haben, lassen sich durch nichts ersetzen. Wir sind über WhatsApp vernetzt, treffen uns online auf der DKM, rufen uns an und reden auch einfach über Dinge, die uns beschäftigen oder tauschen Erfahrungen aus. Viele sind auch über Facebook vernetzt. Die digitale Vernetzung kann eine solche Verbindung unterstützen. Aber sie ersetzt meiner Meinung nach dennoch keine realen Treffen.
Das Durchschnittsalter der Vermittlerschaft liegt bei über 50 Jahren, viele Vermittler werden bald in den Ruhestand wechseln. Was kann und muss aus Ihrer Sicht die Versicherungsbranche tun, um mehr Nachwuchskräfte für den Vertrieb zu gewinnen?
Es muss hier mehr Aufklärungsarbeit erfolgen, damit der Beruf eine angemessene Wertschätzung erhält. Österreich macht es sehr gut vor. Hier gibt und gab es jahrelange Kampagnen der Regierung zum Thema Makler – viele unserer Kunden, die früher in Österreich lebten, kommen mit der Aussage zu uns: Ich möchte nur zu einem Makler. Es gibt viele Fachverbände, die mit der Wirtschaftskammer zusammenarbeiten. So wurde dort das Image und die Wertigkeit unseres Berufes richtig gestellt.
In diesem Jahr ist Bundestagswahl. Stellen Sie sich vor, Sie könnten eine Reform des Versicherungsvertriebs mit anschieben. Gleich welches Ressort: Was würden Sie zuerst in Angriff nehmen?
Hier gibt es viele Themen. Leider sieht man immer wieder, dass nicht jeder Politiker seine richtigen Berater hat (z.B. Riester, Rürup, „Nahlesrente“). Manchmal drängt sich einem das Gefühl auf, die Politiker wollen sich hier einen „Namen“ machen – und wir als Vermittler sollen mit unausgereiften Produkten arbeiten. Leider sind die Produkte oft nicht zu Ende gedacht. Nehmen wir hier nur das Thema mittelbare und unmittelbare Zulagenberechtigung bei Landwirten. In der Praxis gibt es leider oft Rückforderungen der Zulagen. Denn der Zulagenstelle fällt nach Jahren auf, dass ein Einkommen da ist, weil zum Beispiel die Ehefrau landwirtschaftliche Fläche in die Ehe eingebracht hat. Weder die Mitarbeiter der Gesellschaften noch die Mitarbeiter der Zulagenstellen können später Nachfragen zu diesen Thematiken beantworten. Es gibt ellenlange Schriftwechsel, Rückforderungen, Anerkenntnisse – und die Kunden verzweifeln verständlicherweise. Das könnte ein sinnvoll angebundener Interessenverband ändern.
Die Fragen stellte Mirko Wenig