Das Ratinghaus Morgen & Morgen hat Erwerbsunfähigkeitsversicherungen unter die Lupe genommen. Ein Tarif erhielt die Bestnote. Ein untersuchtes Angebot wurde als "sehr schwach" eingeordnet.
Das Analysehaus Morgen & Morgen hat sich zum dritten Mal dem Thema Erwerbsunfähigkeitsversicherung gewidmet. Dabei stellten die Prüfer aus Hofheim am Taunus unter anderem einen Rückgang der Tarifanzahl fest. „Kaum verständlich, dass die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ein Schattendasein fristet und die Anzahl der Tarife sogar zurückgeht,“ zeigt sich Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei Morgen & Morgen, erstaunt. Ludwig ist aber durchaus optimistisch, denn „nur die Erwerbsunfähigkeit ist eine echte Arbeitskraftabsicherung für alle, die keine Berufsunfähigkeit bekommen. Daher ist eine Fokussierung in der Vermittlung unausweichlich“.
In der Vermittlerschaft hat die EU-Versicherung jedoch eher einen schweren Stand. Für einige Vermittler sind die Produkte ein wichtiges Plus in der Einkommensabsicherung. Andere aber sehen darin schlicht eine ungenügende und lückenhafte Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Ein Kritiker ist Gerd Kemnitz. Der Versicherungsmakler aus dem sächsischen Stollberg hatte bereits mehrfach auf die Schwächen der Verträge hingewiesen. Das wichtigste Problem: Anders als eine vollwertige Berufsunfähigkeitsversicherung berücksichtigen diese Tarife in der Regel nicht den bisherigen Beruf des Versicherten. Er kann auf jeden anderen Beruf verwiesen werden, wenn er den erlernten Job nicht mehr ausüben kann - auch, wenn die neue Tätigkeit mit einem deutlichen Verlust an Einkommen und Status einher geht (der Versicherungsbote berichtete).
In der aktuellen Auswertung wurden 18 Tarife von 13 Anbietern geprüft. Im vergangenen Jahr waren es noch 24 Tarife von 17 Anbietern. Auch in diesem Jahr flossen 24 Leistungsfragen in die Benotung ein. Diese führten zu maximal 64 Punkten für gute Tarifeigenschaften. Folgende Fragen brachten den Tarifen bei positiver Antwort der Vertragsbedingungen bis zu fünf Punkte und wurden demnach besonders stark für die Endnote bedacht:
- Wird bei einem verspätet gemeldeten Versicherungsfall ohne Einschränkung rückwirkend geleistet?
- Wird der Prognosezeitraum auf sechs Monate verkürzt?
- Wird bei einer bereits sechs Monate andauernden ununterbrochenen Erwerbsunfähigkeit rückwirkend von Beginn an geleistet?
- Leistet der Versicherer einer Erwerbsunfähigkeitsrente in Anlehnung an die gesetzliche Definition bei voller und teilweiser Erwerbsminderung?
- Verzichtet der Versicherer auf unübliche Einschränkungen bzw. Klauseln, die nicht zu den ratingrelevanten Sachverhalten gehören?
- Verzichtet der Versicherer auf sein Recht auf Beitragserhöhung oder Kündigung bei unverschuldeter Obliegenheitsverletzung des Versicherungsnehmers nach Paragraph 19 Versicherungsvertragsgesetz (VVG)?
- Besteht der Versicherungsschutz weiter, wenn die versicherte Person während der Versicherungsdauer ins Ausland verzieht?
Insgesamt befänden sich die Tarife auf einem guten Bedingungsniveau, konstatierten die Tester. Immerhin hätten elf der 18 getesteten Tarife eine "sehr gute" oder bessere Bewertung erhalten. Dennoch gäbe es deutlich Luft nach oben. Die Prüfer zeigten sich durchaus kritisch. Denn in der Auswertung erhielt lediglich ein Tarif die bestmögliche Bewertung. Dabei handelt es sich um den Tarif "MetallRente.EMI Plus Komfort" von der MetallRente Swiss Life. Ausschlaggebendes Kriterium, das nur der Fünf-Sterne-Tarif erfüllt, ist die Leistung analog der Vorgabe zur gesetzlichen Rentenversicherung. Nämlich die Voraussetzung, dass der Versicherungsnehmer nur noch weniger als sechs Stunden zu arbeiten vermag. Alle anderen Tarife enthalten in ihren Bedingungen die Grenze von drei Stunden und weniger.
„Bei der Bestbewertung im Rating gibt es noch deutlich Luft nach oben. Es ist ein großer Unterschied, ob ein Versicherer schon leistet, wenn der Versicherungsnehmer nur noch sechs Stunden arbeiten kann, oder erst, wenn nur noch drei Stunden möglich sind.“, macht Andreas Ludwig deutlich.
Immerhin zehn Tarife erhalten zudem, mit vier Sternen, eine immerhin „sehr gute“ Bewertung. Hierzu gehören unter anderem die Angebote der Axa ("SEU"), Continentale ("premiumEU"), DBV ("SEU"), Dialog ("SEU" und "Erw. Bed. SEU"), Europa ("EU Premium"), HDI ("EGO Basic"), MetallRente Swiss Life ("MetallRente.EMI Plus Basis"), Volkswohl Bund ("SEU") und Zurich ("SEU"). Zugleich weist das Rating insgesamt sechs Tarife aus mit drei Sternen und damit mit einer nur „durchschnittlichen“ Bewertung. Das Angebot der Stuttgarter ("EUV") erhielt sogar nur einen Stern und damit eine „sehr schwache“ Bewertung.