In einem nächsten Schritt argumentieren die Vorstände gegen „pauschale Konzepte“, die nicht erfolgsversprechend seien. Nullzinsphase und individuelle Lebenswirklichkeiten sowie Ziele „machen es alternativlos, dabei das ganze Spektrum an Anlagemöglichkeiten zu nutzen“. Darunter fielen neben Anleihen, Krediten, Hypotheken und Aktien auch illiquide Assets wie Immobilien, Infrastruktur und Private Equity. Hier wird bereits deutlich, worauf das Argument zielt: Es sind die Lebensversicherer, die angeblich diesen Anlagenmix vereinen - wobei die Vorstände nicht erwähnen, dass das Gros der Gelder in der Lebensversicherung immer noch in Anleihen einbetoniert ist. Auch, weil der Gesetzgeber es ihnen vorschreibt.
Es folgt ein umfangreiches Selbstlob der Branche: “Altersvorsorge benötigt eine kluge, auf langfristige Sparziele ausgerichtete Anlageaufteilung und effiziente Sicherungsmechanismen. Seit mehr als 100 Jahren ist genau das die Kernkompetenz der Lebensversicherungswirtschaft. So ist es den Lebensversicherern gelungen, neue Produkte auf den Markt zu bringen, die trotz Nullzinsumfeld höhere Renditeerwartungen mit Stabilität kombinieren – aber ohne das Korsett von Garantiezinsen, die in dieser Phase die Kapitalanlage zu sehr einschränken“.
So trage ausgerechnet die strenge Aufsicht der Finanzdienstleistungsbehörde BaFin mit dazu bei, dass die Spargelder der Kundinnen und Kunden sicher seien und zweckgebunden genutzt werden müssen, argumentieren Wimmer und Arnold. Und sehen das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Kapitalanlagekompetenz der Versicherer unter anderem darin bestätigt, dass die Lebensversicherer in den letzten Jahren Rekordzuflüsse im Neugeschäft erlebt hätten.
Hier sei zumindest daran erinnert, dass laut GDV-Zahlen das Neugeschäft der Leben-Branche vor allem beim Einmalbeitrag steigt, während der Neubetrag stagniert. Auch war der Vertragsbestand netto leicht rückläufig: Das Neugeschäft konnte also den Verlust aus Kündigungen und ablaufenden Verträgen nicht allein auffangen. Dennoch halten die Deutschen nach wie vor rund 86,7 Millionen Leben-Verträge. Es kann den Lebensversicherern sicher nicht abgesprochen werden, dass sie eine der wichtigsten Stützen der privaten Altersvorsorge sind.
“Altersvorsorge mehr als Vermögensaufbau“
Ein weiteres Argument der beiden Vorstände: Altersvorsorge sei mehr als Vermögensaufbau - Sie heben damit darauf ab, dass die Versicherer auch die Option bieten, sich das angesparte Kapital als lebenslange Rente auszahlen zu lassen. Stark vereinfacht ist das Argument, dass aufgebautes Vermögen im Zweifel nicht für den gesamten Lebensabend reicht und das Langlebigkeitsrisiko entsprechend am besten bei den Versicherern abgesichert ist.
„Bei der Altersvorsorge werden Ersparnisse aufgebaut, die dann kontinuierliche, lebenslange Alterseinkünfte ermöglichen. Lebensversicherer haben nicht nur Erfahrung in der Anlage von Spargeldern, sie beherrschen auch die Kapitalfreisetzung und die Verrentung von Sparkapital inklusive der damit einhergehenden individuellen Rentenverwaltung. Genau dies wird – wie auch die Absicherung existentieller Lebensrisiken – weiter in der Zukunft benötigt“, schreiben die Autoren des Positionspapiers.
Nachhaltigkeit aktiv in Altersvorsorge-Beratung ansprechen
Darüber hinaus seien Lebensversicherer wichtige Impulsgeber für die Volkswirtschaft und wünschenswerte Transformationen: auch, weil sie als wichtige und verlässliche Langzeit-Investoren mehr als eine Billion Euro an Kundengeldern verwalten. „So hat die Lebensversicherungsbranche etwa nach dem Zweiten Weltkrieg schon als Kapitalsammelstelle zum Wirtschaftswunder beigetragen und so den langfristigen Aufschwung mit ermöglicht“, heißt es in dem Positionspapier. Die Altersvorsorge könne hier zu mehr Nachhaltigkeit und Ökologie beitragen - auch unterstützt durch Beratung, wo ökologische Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spiele.
"Gerade die jungen Menschen in unserem Land setzen sich verstärkt mit Nachhaltigkeit auseinander und können sich vorstellen, ökologische und soziale Aspekte auch in die Auswahl ihrer Altersvorsorge einfließen zu lassen. Und auch hier: Ein Großteil der Menschen wünscht sich, auf dieses Thema von einem Berater aktiv angesprochen und beraten zu werden. Die Altersvorsorge in Deutschland kann so unmittelbar zur Stärkung von Nachhaltigkeit in der Gesellschaft beitragen", schreiben die beiden Vorstände.