Bei Zurich wird der externe Run-Off des Lebensversicherers Zurich Deutscher Herold geprüft. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Branchenkreise.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung zieht die Schweizer Versicherungsgruppe Zurich einen Verkauf von Zurich Deutscher Herold in Betracht. Unter Berufung auf Branchenkreise schreibt die SZ, dass die Zurich-Gruppe für den Deutschen Herold sehr viel Kapital vorhalten müsse, während Ertrag und Zukunftsaussichten mäßig seien. Die Zurich selbst wollte sich nicht dazu äußern. „Wir kommentieren Gerüchte nicht“, wird ein Sprecher der Zurich in der SZ zitiert. Gegenüber Versicherungsbote betonte die Zurich, dass sie einer der finanzstärksten Versicherer in Deutschland ist und sich weiterhin auf das Lebensversicherungsgeschäft, das Schaden- und Unfallgeschäft für Privatkunden sowie das Geschäft mit Gewerbe- und Industriekunden in Deutschland konzentrieren wird.
„Trotz hoher Staatsanleihenquote scheint die Zürich ihre Assets besser diversifiziert zu haben, was auch zu einer höher erwarteten Profitabilität wie auch einer erhöhten Solvenzquote führt“, kommentierte Dr. Carsten Zielke noch 2020 in einer Auswertung der Solvenzberichte 2019.
Für 2020 meldete Zurich Deutscher Herold Zahlen, die weniger Anlass zu positiven Zukunftsprognosen bieten. So sank die Anzahl der Verträge von rund 2,98 Millionen auf 2,88 Millionen; die Summe der verdienten Beiträge ging um etwa 400.000 Euro zurück. Auch beim Kapitalanlageergebnis ist im Vergleich zum Vorjahr ein Minus zu verzeichnen. Ganz im Gegensatz zu den Leistungen, die erbracht wurden: Zurich Deutscher Herold zahlte 2020 108.688 Euro mehr als 2019. Gleichzeitig stiegen die Abschlussaufwendungen um 50.939 Euro.
Run-Off umstritten
Zurich Deutscher Herold zählt mit einem Marktanteil von 3,27 Prozent (2020) zu den zehn größten deutschen Lebensversicherern. Ein externer Run-Off hätte also eine gewisse ‚Marktwirkung‘ und wäre seit dem Verkauf der Generali-Bestände einer der größten Abwicklungsverkäufe in Deutschland.
Derartige Bestandsverkäufe sind zwar nicht unüblich, werden aber scharf kritisiert. Und zwar in seltener Übereinstimmung von Verbraucherschützern wie dem Bund der Versicherten, aber eben auch Vermittlern und Versicherern selbst. So schloss beispielsweise Branchenkrösus Allianz einen Run-Off kategorisch aus. Allerdings zeigen Studien, dass eine Benachteiligung der Kunden nach einem Bestandsverkauf nicht befürchtet werden muss. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überwacht u.a., dass vertragliche Garantien auch vom möglichen neuen Inhaber erfüllt werden.
Für die Zurich wäre der Run-Off kein Neuland. Erst im Herbst 2019 trennte sich der Versicherer von seinen Berufshaftpflicht-Policen. Käufer seinerzeit: Der Abwicklungsspezialist Darag.