Nachhaltigkeit in der Versicherungsindustrie – Stellschrauben, Konzepte & konkrete Maßnahmen

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„Firmengebäude“ ist dabei ein sehr schönes Stichwort: Der ideale nachhaltige Versicherer hat die ehemals analogen und personalintensiven Betriebsvorgänge digitalisiert. Denkt man das zu Ende, erscheint es nur logisch, dass die gleiche Dienstleistung, also der Versicherungsschutz, mit weniger Mitarbeitern erbracht werden kann. Wenn aber hunderte von manuellen Prozessen in der Tarifierungs- und Angebotsverwaltung obsolet sind, dann kann in viel kleineren Einheiten auch viel effektiver gearbeitet werden – so die Theorie. Die Mitarbeiter werden von aufwendigen, zeitintensiven Prozessen entlastet und können sich effektiver um Beratung und Kundenwohl kümmern. Weniger Personal bedeutet weniger Bürofläche, weniger Kosten, weniger Verkehr und letztendlich dann auch – ein schöner Nebeneffekt – bei gleicher oder besserer Leistung günstigere Produkte. Dann wird aus „Nachhaltigkeit“ auch noch „Verbrauchernutzen“, der sich positiv in der Kostenrechnung widerspiegelt. Auch das ist ein Grund, warum bei der Produktauswahl auf Nachhaltigkeit und effizienter Verarbeitung geachtet werden sollte. Der Kunde achtet nämlich ebenso bereits darauf.

Nachhaltig, unabhängig, kosteneffizient

Die Digitalisierung hat aber noch einen weiteren Einfluss auf die Nachhaltigkeit. Eine digitale Dienstleistung ist ortsunabhängig, es gibt also keinen werthaltigen Grund, in der Innenstadt einer Metropole einen Büroturm zu errichten, wenn dies genauso gut in weniger zersiedelten Gebieten möglich ist. Natürlich gibt es Gründe, in zentralen Metropolen präsent zu sein, das steht außer Frage, aber es müssen eben nicht mehr Einheiten für Tausende Mitarbeiter sein. Das entlastet nicht nur die Bilanz und den Kunden beim Preis, sondern eben auch die gesamte Infrastruktur, Logistik und Flächennutzung. Ein weiterer Nebeneffekt, aber es sind eben viele Nebeneffekte.

Man sieht hieran ganz deutlich, es geht nicht darum, einfach nur keinen Atomstrom mehr zu verwenden oder den Papierverbrauch zu reduzieren. Es geht darum, das Thema „Nachhaltigkeit“ von Anfang an in das Design und die Verhaltensmuster einer Organisation zu integrieren. Bei einer Versicherung startet dies im Vertrieb und endet bei den Leistungen im Versicherungsfall. Dazwischen gilt es eine Vielzahl von Entscheidungen zu treffen: Wie viel Personal benötigt der Betrieb, welche Flächen sind für die Mitarbeiter vorzuhalten, welchen Anteil an Homeoffice lässt man zu und wieviel davon ist sinnvoll? Präsenztermine haben eine Berechtigung, aber muss eine Projektbesprechung vor Ort sein oder geht das nicht mittlerweile bequemer und effizienter per Videokonferenz? Und wenn denn dann mal gereist werden muss, welche Verkehrsmittel sind in Anbetracht von Zeit, Kosten und Ressourcen sinnvoll? Auch hier gilt, nicht die „Öko-“, sondern die „Nachhaltigkeits-Brille“ aufziehen, es kann durchaus sinnvoller sein zu fliegen, weil mehrere Termine an einem Tag zu erledigen sind, als mit der Bahn zu fahren. Und umgekehrt. Eines ist klar, Nachhaltigkeit bedarf Planung und Struktur sowie natürlich auch den Willen, althergebrachtes in Frage zu stellen.

Merke: ein „Nachhaltigkeits-Fan“ muss kein „Öko“ sein, aber ein bisschen „Öko“ hilft schon sehr viel. Zeit, das auch umzusetzen!

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