Immerhin noch 235 Tarife dürfen sich über eine "sehr gute" Bewertung freuen. Im Mittelfeld finden sich 222 Tarifvarianten wieder. Jeder dritte untersuchte Tarife (33,3 Prozent) musste sich nach der Interpretation von Morgen & Morgen mit einer unterdurchschnittlichen Bewertung begnügen. Der Anteil der "schwachen" oder "sehr schwachen" Tarife ist deutlich gestiegen. Im vergangenen Jahr lag deren Anteil noch bei 17 Prozent.
Mit 2 Sternchen ("schwach") Vorlieb nehmen mussten 159 Tarife. Weitere 110 Tarife bekamen gar nur 1 Sternchen verliehen und damit ein "sehr schwach". Davon waren 51 Tarife aus dem Hause der Barmenia. Weitere 14 Tarife kommen von der Axa. Mit jeweils vier Tarifen folgen Inter und LKH. Im vergangenen Jahr waren es nur 52 Tarifkombinationen mit der schwächsten Benotung. Die Ergebnisse können auf der Webseite des Ratinghauses eingesehen werden.
So wurde getestet
Bei der Untersuchung hat Morgen & Morgen nur die Tarife berücksichtigt, bei denen Neugeschäftsbeiträge in den Jahren 2015 bis 2020 vorhanden waren und bei denen das zulässige Eintrittsalter in den Tarif von 21 bis einschließlich 50 Jahren erlaubt ist. Anschließend seien 30 verschiedene Eintrittsalter pro Tarifkombination nach sogenannten Effektivbeiträgen ausgewertet worden. Das heißt, die vorliegenden Monatsbeiträge werden auf das Jahr umgerechnet und der Selbstbehalt - sofern vorhanden - addiert. Beihilfe-Tarife wurden nicht berücksichtigt, die Pflegeversicherung auch nicht. Ausgewertet wurden die Prämienanpassungen der letzten fünf Jahre. Die fünf durchschnittlichen Steigerungen wurden dann zu einem Mittelwert und einer Standardabweichung zusammengerechnet. Demnach ergebe sich eine gute Beitragsstabilität, wenn die durchschnittliche Beitragssteigerung ebenso gering ist wie die Streuung der Steigerungen, berichten die Tester.
Kritik zu Testergebnissen von Versicherungen
In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Kritik um Ratings in der Versicherungsbranche gegeben. So hatte sich beispielsweise die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisch zu den vielen positiven Ratings von Versicherungs-Policen geäußert. In einer Stichprobe hatten die Verbraucherschützer eine wahre Flut an besten Bewertungen ausgemacht. Dabei wurde den Ratinghäusern auch ein gewissen Eigeninteresse unterstellt. Schließlich würden viele Unternehmen mit Testsiegeln gutes Geld verdienen. Versicherer, die mit dem Original-Signet um Kunden werben wollen, müssen oft Lizenzgebühren zahlen. Locker einige tausend Euro kann es beispielsweise kosten, das Logo von Focus Money oder der Stiftung Warentest zu verwenden.
Auch Morgen & Morgen verlange eine Schutzgebühr, wenn ein Versicherer mit den Testergebnissen werben wolle, berichtete eine Unternehmenssprecherin bereits im Jahr 2018. Diese sei aber niedrig, die Unabhängigkeit des Analysehauses gewahrt. Die genaue Höhe der Gebühr wollte die Sprecherin nicht nennen.