Starkregen: Versicherer führen neue Gefährdungsklassen ein

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Just zu der Zeit, indem eine Hochwasserkatastrophe Teile von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz heimsucht, kündigen die Versicherer an, künftige Klimarisiken genauer in ihrer Risikoanalyse berücksichtigen zu wollen. Vor allem Starkregen soll nun genauer erfasst werden: und in das Geoinformationssystem ZÜRS Geo integriert.

Ein verheerendes Hochwasser sucht derzeit den Westen Deutschlands heim: Stand jetzt sind bereits 42 Todesopfer zu beklagen, viele Personen werden vermisst: Flüsse verwandelten sich in reißende Wassermassen, ließen Häuser einstürzen, rissen Autos mit. Ein Auslöser ist Starkregen: dauerhaft anhaltende Regenfälle. Noch immer sind Ortschaften von der Außenwelt abgeschlossen, herrscht vielerorts Lebensgefahr.

Ein wenig unglücklich kann man da das Timing des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bewerten. Einen Tag vor der Katastrophe verschickte der Dachverband der deutschen Versicherer eine Presseaussendung, in der er berichtet, dass er künftig Starkregen genauer in der Risikoanalyse berücksichtigen will. Das Zonierungssystem zur Einschätzung von Umweltrisiken, ZÜRS Geo, werde entsprechend überarbeitet.

Drei neue Starkregen-Gefährdungsklassen

ZÜRS Geo ist ein wichtiger Baustein dafür, wie Versicherer die Prämie für eine Elementarschaden-Versicherung kalkulieren: und ob sie überhaupt Schutz bieten. Aktuell gab es vier Gefährdungsklassen (GK), die vor allem das Überschwemmungsrisiko abbilden. 22 Millionen Adressen in Deutschland werden einer solchen Gefährdungsklasse zugeordnet: abhängig davon, ob das Gebäude in der Nähe eines Gewässers liegt, wie oft dort Hochwasser auftrat: aber auch, ob es durch einen Deich geschützt ist. Je höher die Zone, desto größer das Über­schwem­mungs­risiko - und desto teurer schließlich die Versicherung.

Dieses System soll nun um drei weitere Starkregengefährdungsklassen (SGK) ergänzt werden. Die Versicherer sollen damit die Möglichkeit bekommen, extreme Niederschläge als separate Gefahr differenziert in ihrer Risikobewertung zu berücksichtigen, so berichtet der GDV. Für die Zuordnung sei neben der regionalen Intensität auch die Lage eines Gebäudes entscheidend:

  • In der SGK 1 (geringere Gefährdung) sind alle Gebäude, die auf einer Kuppe oder am oberen Bereich eines Hangs liegen.
  • In der SGK 2 (mittlere Gefährdung) finden sich die Gebäude, die in der Ebene oder im unteren/mittleren Bereich eines Hangs, aber nicht in der Nähe eines Baches liegen.
  • In der SGK 3 (hohe Gefährdung) werden alle Gebäude zusammengefasst, die im Tal oder in der Nähe eines Bachs liegen.

„Der Klimawandel dürfte auch in Deutschland zu einer Zunahme extremer Wettereignisse führen. Darauf müssen wir Versicherer reagieren – aus unternehmerischer Verantwortung, aber auch als Impulsgeber für mehr Prävention", begründet Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), den Schritt. Und ergänzt: „Insbesondere Starkregenereignisse könnten aufgrund der Erderwärmung in Anzahl und Intensität zunehmen.“