In der kurzen Geschichte Ihres Unternehmens folgt nach COVID-19 nun innerhalb kürzester Zeit das zweite schadenträchtige Jahrhundertereignis. Müssen wir uns Sorgen um mailo machen?
Die Regulierung von Schäden ist Kern unseres Business und daher auch ein Stück unsere Daseinsberechtigung als Versicherungsunternehmen. Es gab sicher einfachere Zeiten, um als Versicherer neu in einen Markt einzutreten, aber wir sind und bleiben trotz der außergewöhnlichen Schadensituation der letzten 2,5 Jahre solide finanziert. Der Risikoausgleich im Kollektiv und in der Zeit sowie starke Rücksicherungspartner sind gängige und sehr wirksame Werkzeuge in unserer Branche.
Also nein, Sie müssen sich keine Sorgen um mailo machen. Heute sind wir besonders als Regulierer und nach dem Jahrhundertereignis wieder verstärkt als Vorreiter und Digitalisierer im Gewerbegeschäft gefragt.
Menschen sind nun viel stärker auf Elementargefahren sensibilisiert. Nehmen Sie eine stärkere Nachfrage wahr?
Eine stärkere Sensibilisierung für das Thema Elementarschadenabsicherung können wir bestätigen. Neben den Schadentelefonaten, die wir mit Betroffenen führen, beobachten wir auch ein höheres Anfragevolumen von Bestandskunden ohne Elementarschadenabsicherung, aber auch von potenziellen Neukunden.
Wir bieten den Schutz weiterhin im Rahmen unserer Pakete in der Sach-Inhaltsversicherung an und bieten hier, dank unserer digitalen Abläufe und mangels Altlasten, das kann man selbstbewusst sagen, ein außerordentlich attraktives Preis-Leistungsverhältnis. Die Frage nach Vorschäden ist in unserer Branche der Standard. Die Sorge vieler Interessenten, aufgrund eines Vorschadens keinen Versicherungsschutz mehr zu bekommen, ist existent und nicht unrealistisch. Wir haben uns daher dazu entschieden, Vorschäden aufgrund des Unwetters „Bernd“ bei der Vorschadensituation unberücksichtigt zu lassen, um auch hier die Hürde zu adäquatem Versicherungsschutz abzusenken.
Wie stehen Sie zum Thema Pflichtversicherung?
Die aktuellen Ereignisse haben der lange währenden Diskussion um die Pflichtversicherung gegen Elementarschäden neue Nahrung gegeben. Als Marktteilnehmer, der einen entsprechenden Schutz anbietet, haben wir hierzu auch eine klare Position: Jeder sollte sich adäquaten Versicherungsschutz leisten können – auch gegen Elementarschäden. Und das Unwettertief „Bernd“ hat uns gezeigt, dass vermeintlich jeder, auch fernab der großen Flüsse, Opfer eines Elementarschadenereignisses werden kann.
Als Versicherungsunternehmen, dem unbestritten in dieser Diskussion ein wirtschaftliches Interesse nachgesagt werden kann, könnte man uns ein Stück weit die notwendige Objektivität absprechen. Die Diskussion wird zunehmend politisch geführt. Dabei sprechen auch einfache und sachliche Argumente für eine Versicherungspflicht. Bereits die Covid-19 Pandemie hat uns die Grenzen rein privatwirtschaftlicher Absicherungsmöglichkeiten vor Augen geführt. Das jüngste Starkregenereignis und die berechtigte Sorge, dass sich extreme Wetterlagen in der Zukunft häufen werden, legen nahe, dass private und staatliche Vorsorgemaßnahmen und Hilfen enger miteinander verzahnt werden sollten. Und wir brauchen ja nur über die Landesgrenzen hinauszuschauen und sehen, dass Länder wie Frankreich, Spanien oder Großbritannien Poollösungen für Naturkatastrophen entwickelt haben, die helfen, Extremereignisse zu bewältigen, ohne den Einzelnen oder die Versicherungswirtschaft zu überfordern. Das hätte aus Sicht der Versicherungswirtschaft auch den großen Vorteil, dass ein deutlich besserer Ausgleich im Kollektiv möglich wäre. Für den Kunden bedeutet das in der Regel ein niedrigeres, aber vor allem stabileres Beitragsniveau in den jeweiligen Risikoklassen. In wenig gefährdeten Lagen würden wir sogar von einem so geringen Prämienniveau ausgehen, bei dem der Mehrbeitrag durch einen Wechsel zu einem preislich attraktiveren Versicherer mindestens kompensiert werden kann. Hierzu bräuchte es auch in der Sachversicherung eine Wechselbereitschaft wie in der Kfz-Versicherung oder beim Stromanbieter. Gleiche oder geringere Prämie zum gleichen oder einem günstigeren Preis? Das sind auch objektiv stichhaltige Argumente, die für eine Versicherungspflicht sprechen könnten.
Wir werden die weitere politische Diskussion intensiv beobachten uns weiterhin oder noch stärker als interessante Alternative positionieren.