Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer in der gesetzlichen Rentenversicherung ist auch 2020 erneut gestiegen. 21,51 Jahre lang bezogen Ruheständler demnach ihre Altersrente im Schnitt. Auch aus den Kreisen der Rentenversicherungs-Träger kommen nun Forderungen nach Reformen: Demnach sollen die Renten künftig weniger stark steigen.
Deutschland altert, die Lebenserwartung steigt. Das wirkt sich auch auf die Bezugsdauer der Altersrenten aus, wie Zahlen der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) zeigen. 21,51 Jahre lang bezogen Ruheständler demnach 2020 im Schnitt ihre Altersrente, wie aktuell die BILD-Zeitung berichtet. Aufgrund der höheren Lebenserwartung haben Frauen eine längere Rentenbezugsdauer von 23,18 Jahren (2019: 23,09). Bei Männern liegt sie mit 19,78 Jahren deutlich niedriger.
Seit 1960 hat sich damit die Rentenbezugsdauer um zwölfeinhalb Jahre erhöht. Ein Grund ist die steigende Lebenserwartung: auch, wenn sie im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant blieb. Neugeborene Mädchen können 2020 im Schnitt auf 83,4 Lebensjahre hoffen, neugeborene Jungen auf 78,6 Jahre. Das geht aus Daten hervor, die das Statistische Bundesamt Wiesbaden am Dienstag veröffentlicht hat. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass damals auch die Säuglingssterblichkeit höher lag.
Renten an Inflation koppeln?
So positiv die steigende Lebenserwartung auch ist: Die Sozialversicherung gerät dadurch unter Druck. Aktuell kommt auf zwei Beitragszahler ein Rentner. Das hat in den letzten Monaten erneut die Debatte über ein höheres Renteneintrittsalter befeuert. Ein aktueller Reformvorschlag kommt derzeit aus dem Kreis der Rentenversicherung selbst. Andreas Schwarz, Chef der Rentenversicherung Baden-Württemberg, sagte der BILD, es müsse darüber diskutiert werden, dass Renten künftig nicht mehr an die Lohnentwicklung gekoppelt werden, sondern an die Inflationsrate. Dies würde dazu beitragen, dass die Renten weniger stark ansteigen.
Vorbild ist das Rentensystem in Österreich, wo die Renten jährlich nach der Inflationsrate angepasst werden. Allerdings erwerben die Ruheständler im Nachbarland auch deutlich höhere Rentenansprüche. Das Rentenniveau nach 45 Beitragsjahren liegt in Österreich bei 80 Prozent, in Deutschland bei 48,2 Prozent. Und auch Geringverdiener erhalten in der Alpenrepublik höhere Altersbezüge. Nach 30 Beitragsjahren haben sie Anrecht auf eine Grundrente von 1.114 Euro, während man in Deutschland nach 33 Beitragsjahren nur rund 880 Euro erwirbt. Grund ist unter anderem, dass Arbeitgeber mehr Beitrag zahlen: und auch Beamte sowie Selbstständige in Österreich rentenversichert sind.