Allianz präsentiert starke Quartalsergebnisse

Quelle: allianz.com

Die Allianz kann im zweiten Quartal mit guten Zahlen überzeugen. 3,3 Milliarden Euro betrug der operative Gewinn von April bis Juni: mehr, als von Analysten erwartet. Die Stimmung wird aber getrübt durch die jüngsten Anschuldigungen an die Investment-Tochter AGI.

Deutschlands Branchenprimus zeigt die Muskeln: Die Allianz Gruppe konnte im zweiten Quartal 2021 mehr Gewinn erzielen als erwartet. Der operative Gewinn in den drei Monaten kletterte auf 3,3 Milliarden Euro. Analysten hatten 3,06 Milliarden prognostiziert.

Damit fiel auch das operative Halbjahres-Ergebnis mit 6,7 Milliarden Euro besser aus als vom Versicherer als Zielmarke vorgegeben. Zwölf Milliarden Euro Jahresgewinn wollte die Allianz 2021 erzielen, so hatte Konzernchef Oliver Bäte in Aussicht gestellt, mit einer Spanne nach oben oder unten von einer Milliarde Euro. Nun wird ein Jahresziel von zwölf bis 13 Milliarden Euro angepeilt. Infolge des positiven Trends nimmt der Versicherer sein Aktienrückkaufprogramm wieder auf, das in Corona-Zeiten zwischenzeitlich ruhte: 750 Millionen Euro sind hier noch ausstehend.

Hohe Schäden, doch Sparten erholen sich

Ob das Jahresziel tatsächlich erreicht werden kann, ist aber noch nicht absehbar. Denn die Allianz hat auch hohe Schäden zu begleichen. Allein die Hochwasser, die Tief „Bernd“ in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz verursacht hat, verursacht den Münchenern einen Schaden von 900 Millionen Euro. Da aber ein Teil der Summe von Rückversicherern geschultert wird, muss die Allianz „nur“ 400 Millionen Euro an direkten Schäden übernehmen. Über 200 Mitarbeiter seien in den betroffenen Regionen unterwegs, um Schäden aufzunehmen, berichtet Konzernchef Oliver Bäte.

Die Kosten aus Naturkatastrophen schwächen folglich das operative Ergebnis im Bereich Schaden- und Unfallversicherung. Dennoch konnte der Versicherer hier die Erwartungen weitestgehend erfüllen und verdiente 1,4 Milliarden Euro in dem Segment. Das liegt auch daran, dass der Versicherer Schäden durch ein höheres Abwicklungsergebnis ausgleichen konnte - also stark vereinfacht auf Rücklagen zurückgreifen, die für frühere Schadenszahlungen zurückgestellt wurden und letztendlich nicht benötigt. Auch zeigte sich die Sparte von den Corona-Auswirkungen erholt. Die Kosten konnten ebenfalls gedrückt werden, so dass die Allianz eine deutlich bessere Schaden-Kosten-Quote ausweist. Sie sank im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozentpunkte auf 93,4 (96,7) Prozent.

Deutlich erholt zeigten sich auch die Unternehmenstöchter, die besonders unter der Coronakrise litten: der Industrieversicherer AGCS, der unter anderem Containerschiffe absichert und unter dem weltweit gestörten Handel litt. Und Allianz Partners, die mit Reiseversicherungen und Auslandskrankenversicherungen werben. Diese zeigten sich sogar als Wachstumstreiber. „Den stärksten Preiseffekt verbuchte AGCS, beim Volumenwachstum kam der höchste Beitrag von Allianz Partners, Italien sowie Mittel- und Osteuropa“, berichtet die Allianz.

Lebens- und Krankenversicherung stark

Überraschend stark präsentiert sich der Versicherer auch im Bereich Kranken- und Lebensversicherung. Das operative Ergebnis wuchs im zweiten Quartal 2021 auf 1,3 (1,0) Milliarden Euro, wobei sich vor allem das Geschäft in den USA und im Asien-Pazifik-Raum hervortat. Eine verbesserte Marge aus Kapitalanlagen sowie Erträge aus Verwaltungskostenzuschlägen und Gebühren trugen ebenfalls zum guten Ergebnis bei, berichtet die Allianz. Der Barwert der Neugeschäftsbeiträge stieg in diesen Sparten ebenfalls deutlich auf 19,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 11,5 Milliarden). Im ersten Halbjahr 2021 stieg der Barwert der Neugeschäftsbeiträge auf 39,2 (29,6) Milliarden Euro.

Ärger macht die Vermögensverwaltung. Zwar stieg auch hier das operative Ergebnis im zweiten Quartal 2021 durch Umsatzwachstum um 29 Prozent auf 825 (640) Millionen Euro. Aber in den USA haben mehrere Investoren die Konzerntochter AGI wegen hochspekulativer Geschäfte mit Structured-Alpha-Fonds verklagt, unter anderem die New Yorker Metro und mehrere Pensionsfonds. Weil man nicht angemessen auf frühe Entwicklungen der Corona-Pandemie reagiert habe, seien hier hohe Verluste entstanden, so der Vorwurf. Und die Schadensersatz-Forderungen haben es in sich: Bis zu sechs Milliarden Dollar stehen im Raum, sogar das US-Justizministerium hat sich eingeschaltet. Hierfür wolle der Konzern Rücklagen bilden, kündigte Bäte an.