Die extremen Starkregenfälle, die Mitte Juli durch das Tief ‚Bernd‘ verursacht wurden, verwüsteten weite Landstriche in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Einige Versicherer zogen nun eine erste Schadenbilanz.
„Insgesamt dürfte dieses Jahr mit Stürmen, Überschwemmung, Starkregen und Hagel zum schadenträchtigsten Jahr seit 2002 werden“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), als Ende Juli die Schadenprognose für die Unwetter-Katastrophe, die durch Tief ‚Bernd‘ verursacht wurde, nach oben korrigiert wurde.
Eine Einschätzung, die wohl auch Dr. Wolfgang Breuer, Vorstandsvorsitzender der Provinzial, teilt. Dem Versicherer, der stark in der am schlimmsten betroffenen Region verankert ist, werden noch immer Schäden gemeldet. In vielen Fällen sei aufgrund der Komplexität der Schadenbilder die endgültige Entschädigungssumme noch nicht absehbar, teilt der Versicherer mit. Insgesamt schließt die Provinzial nicht aus, dass sich die Gesamtschadensumme auf bis zu 1,5 Milliarden Euro belaufen könnte - allein bei der Provinzial. Konzernweit wurden dem Versicherer bislang 36.246 Schäden mit einem Volumen von 1.023 Mio. Euro gemeldet. Dabei entfallen 31.722 Schäden mit einem Schadenaufwand von 987 Mio. Euro auf die Sachversicherung (vor allem Gebäude und Hausrat) sowie 4.524 Schäden mit einem Aufwand von 37 Mio. Euro auf die Kraftfahrzeugversicherung. Bislang zahlte die Provinzial 163 Millionen Euro Entschädigungsleistungen aus.
HUK: 95 Prozent der Kfz-Schäden sind Totalschäden
Noch mehr Schäden im Kfz-Bereich wurden bei der HUK gemeldet. Insgesamt 7.500 Kasko-Schäden verzeichnet der Versicherer bislang im Zusammenhang mit der Unwetter-Katastrophe. Von den bisher erledigten Kfz-Schäden seien 95 Prozent Totalschäden, so der Versicherer. Auch dieser Versicherer ist bestrebt, mit Zusatzservices Entlastung für seine Versicherten zu bieten. Ist der Geschädigte einverstanden, kann ein Kooperationspartner der HUK Entsorgung bzw. die Restwertvermarktung des Fahrzeugs übernehmen und der Versicherer organisiert die Abmeldung des Fahrzeugs, selbst wenn Dokumente oder Kennzeichen fehlen.
Gothaer: 140 Millionen Euro Soforthilfe ausgezahlt
Der Gothaer, die ebenfalls stark mit den besonders betroffenen Gebieten verbunden ist, wurden bislang rund 7.200 Schäden gemeldet. Davon sind 3.444 besichtigt. „Fast 140 Mio. Euro Soforthilfe haben wir bereits an unsere Kundinnen und Kunden ausgezahlt, damit sie sich mit dem Notwendigsten versorgen und mit der Instandsetzung ihres Hab und Guts beginnen können“, so Oliver Schoeller, Vorstandsvorsitzender des Gothaer Konzerns. Der Versicherer erwartet gegenwärtig ein Schadenvolumen zwischen 400 und 450 Mio. Euro. Mehr als 28 Prozent der Schäden konnten bereits vollständig bewertet und reguliert werden.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schätzt die Höhe der versicherten Schäden auf fast 5 Milliarden Euro; laut einer BaFin-Befragung gehen die Versicherer auch von höheren Schadenaufwendungen aus.
Bislang kostete die Katastrophe mehr als 160 Menschenleben. Hinzu kommen rund 190.000 gemeldete Schäden. Davon entfallen 160.000 auf den privaten und 30.000 auf den gewerblichen Bereich. Nordrhein-Westfalen ist mit rund 135.000 Schadenfällen betroffen, davon 21.000 gewerbliche Risiken. In Rheinland-Pfalz sind rund 33.000 Schäden gezählt worden, davon 4.000 gewerbliche Risiken. Die übrigen rund 20.000 Schadenfälle entfallen auf das weitere Bundesgebiet, vor allem auf die Länder Bayern und Sachsen, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).