Die durchschnittlichen Tarifverdienste in der Finanz- und Versicherungswirtschaft sind im zweiten Quartal 2021 -gegenüber anderen Branchen- unterdurchschnittlich gestiegen. Das geht aus aktuell veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Während branchenübergreifend das monatliche Plus bei den Vergütungen 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr betrug, so betrug es in der Finanz- und Versicherungswirtschaft nur 1,1 Prozent.
Wie haben sich die Tarifverdienste in Deutschland gegenüber dem Vorjahr entwickelt? Aufschluss geben aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes Wiesbaden (Destatis). Wie die Behörde am Montag mitteilt, stiegen die Tarifverdienste in Deutschland im zweiten Quartal 2021 um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Berücksichtigt sind hierbei tarifliche Grundvergütungen ebenso wie durch Tarifabschlüsse festgelegte Sonderzahlungen wie Einmalzahlungen, Jahressonderzahlungen oder tarifliche Nachzahlungen.
Verdienstplus bleibt hinter Inflation zurück
Damit blieb das Plus bei Löhnen und weiteren Extras hinter der Inflation zurück. Die Verbraucherpreise haben im gleichen Zeitraum um 2,4 Prozent zugelegt, wie Destatis weiter berichtet. Zieht man alle vereinbarten Sonderzahlungen ab, so stiegen die Verdienste gar nur um 1,4 Prozent an.
Das größte Plus gab es bei den sogenannten sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen und im Verarbeitenden Gewerbe (z.B. Maschinen- und Fahrzeugbau, Nahrungsmittel): Hier legten die Tarifverdienste um 2,8 Prozent zu. Wobei gerade bei erstgenanntem Bereich Branchen enthalten sind, die stark von der Coronakrise betroffen waren. Den „sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ rechnen Destatis unter anderem Tätigkeiten von Agenturen zu, die Auftritte von Personen bei Film, Fernsehen und Theater, Unterhaltungs- und Sportveranstaltungen vermitteln. Hier sind viele Selbstständige tätig, was auf eine geringe Tarifabdeckung hindeutet. Doch auch Aufsichtsrat-Tätigkeit fällt in diese Kategorie.
Doch auch hier wirken Sondereffekte. Der Anstieg im Verarbeitenden Gewerbe lässt sich vor allem auf die in der Metall- und Elektroindustrie im Juni 2021 gezahlte Corona-Prämie in Höhe von 500 Euro zurückführen, wie Destatis schreibt. Bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen machte sich neben regulären Tariferhöhungen vor allem die Angleichung der Entgelte im Osten an die des Westens im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung bemerkbar.
Auch im Baugewerbe (+2,5 Prozent), im Gastgewerbe sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (jeweils +2,4 Prozent) waren die Tarifverdienste einschließlich Sonderzahlungen im zweiten Quartal 2021 deutlich höher als im Vorjahresquartal.
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen unterdurchschnittlich
Unterdurchschnittlich haben sich die Tarifverdienste hingegen ausgerechnet bei den bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (+1,1 Prozent) entwickelt, wie das Statistische Bundesamt explizit hervorhebt. Nur in der Land und Forstwirtschaft gab es noch weniger Zuwachs (+1,0 Prozent). Auch im Bereich der Öffentlichen Verwaltung, Verteidigung sowie Sozialversicherung fiel das Plus mit 1,2 Prozent vergleichsweise bescheiden aus.
Konkretere Zahlen teilt das Statistische Bundesamt nicht mit. Der letzte Tarifabschluss für den Innendienst der Versicherer wurde zwischen dem Arbeitgeberverband der Versicherer (AGV) und die Gewerkschaft ver.di in 2019 ausgehandelt. Demzufolge stiegen die Gehälter der Beschäftigten in zwei Stufen an. Ab dem 1. April 2020 erhielten sie das erste Gehaltsplus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, am 1. Juni 2021 kamen weitere 2,0 Prozent hinzu. Der aktuelle Tarifvertrag läuft bis zum Januar 2022.
Auch für den angestellten Außendienst der Versicherer wurde 2020 ein neuer Tarifabschluss ausgehandelt. Die Erhöhung des Mindesteinkommens erstreckt sich aber über drei Jahre und beträgt insgesamt zwischen 4,09 und 4,70 Prozent, abhängig von der Gehaltsstufe. Sie erhielten im Erhebungszeitraum zwischen 1,71 und 1,90 Prozent mehr Gehalt.