Inflation und Niedrigzinsen ‚zwingen‘ Anleger an die Kapitalmärkte. Dort lässt sich monatlich direkt in ETFs investieren. Wozu braucht es dann noch eine Fondspolice? Lorand Soha, Sales Executive bei Vanguard, und Jens Arndt, Vorstandsvorsitzender der myLife Lebensversicherung AG, erklären das im ersten Teil des Doppelinterviews mit Versicherungsbote.
Versicherungsbote: Der Niedrigzins bestimmt seit Jahren auch die Altersvorsorge der Menschen. Wie hat sich die Vorsorgebereitschaft Ihrer Ansicht nach entwickelt?
Um überhaupt so etwas wie Vermögensaufbau zu betreiben, führt kein Weg an den Kapitalmärkten vorbei, liest man oft. Aber Kapitalmärkte sind volatil. Welche Strategien sind im aktuellen Marktumfeld angesagt?
Soha: Wer langfristigen Vermögensaufbau erfolgreich betreiben will, für den führt an Aktien in der Tat kein Weg vorbei. Denn sie bieten langfristig mit das höchste Renditepotenzial. Unsere Analysten haben das untersucht und festgestellt, dass ein reines Aktiendepot zwischen 1901 und 2020 bei einer Haltedauer von 20 Jahren im Durchschnitt über alle 20-Jahres-Zeiträume hinweg 7,5 Prozent gebracht hat. Kurzfristig müssen Anleger dabei zwar starke Kursschwankungen hinnehmen, wie zuletzt auch bei Beginn der Corona-Krise. Und auf Sicht von einem Jahr sind Verluste von 40 bis 50 Prozent möglich. Interessant ist aber, dass in unseren Untersuchungen die schlechteste Rendite bei einer Haltedauer von 20 Jahren bei 2,9 Prozent lag. Mit anderen Worten: Je länger die Haltedauer, desto weniger bedeutsam sind temporäre Verluste.
Das ist ein guter Merksatz. Worauf ist außerdem noch zu achten?
Soha: Neben einem langen Anlagehorizont ist der zweite wichtige Punkt, dass die Anlagestrategie auf die persönlichen Umstände des Anlegers abgestimmt werden muss. Wenn dieser auch mit kurzfristigen Verlusten nicht leben kann, sollte er am besten ein gemischtes Portfolio aus Anleihen und Aktien wählen. Auch das haben wir nachgerechnet: Wer 40 Prozent Aktien und 60 Prozent Anleihen wählt, der hätte in der Vergangenheit den höchsten Jahresverlust auf rund 26 Prozent reduziert. Deshalb ist es so wichtig, das Portfolio auf die persönliche Risikoneigung abzustimmen. Hier sind Multi-Asset-Portfolios, die schwankungsärmere Anlagen und volatilere, aber dafür renditeträchtigere Investments mischen, besonders gut geeignet, wobei Multi-Asset-ETFs im Speziellen ein paar Vorteile aufweisen. Denn aufgrund der fixen Gewichtung zwischen Aktien und Anleihen können sich Anleger darauf verlassen, dass das Risikoprofil auch so bleibt und sie bieten einen Kostenvorteil, der sich in der Regel langfristig positiv auf die Ertragschancen auswirkt.
Wofür braucht man eine Fondspolice, wenn man monatlich direkt in ETFs investieren kann?