Die gesetzliche Rente: Ein veraltetes System?

Quelle: Canada Life

Wer 130 Jahre alt ist, wirkt mitunter gebrechlich. Das könnte man auch über das deutsche Rentensystem sagen, das dieser Tage seinen 130. Geburtstag feiert. Markus Drews, Managing Director Canada Life Assurance Europe plc, gratuliert und findet, dass Alter kein Grund ist, Verbesserungen auf die lange Bank zu schieben.

Für viele wirkt das System der gesetzlichen Rente heute schwerfällig und veraltet. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie in diesem Jahr ihren 130. Geburtstag feierte. 1891 wurde die gesetzliche Rente erstmals an Menschen in Deutschland ausbezahlt. Die Bedingungen für die ersten Rentenempfänger waren damals, dass sie über 70 Jahre alt sein mussten und vor Beginn des Rentengesetzes mindestens drei Jahre gearbeitete hatten.

Den Grundstein für das Rentensystem hatte Reichskanzler Otto von Bismarck bereits einige Jahre zuvor gelegt. Im Zuge der Industrialisierung und dem daraus resultierenden Elend der arbeitenden Bevölkerung war es sein Ziel, mithilfe von Sozialgesetzen die Bevölkerung zu besänftigen und enger an den Staat zu binden. Die gesetzliche Rentenversicherung war eine grundlegende Neuordnung der bisherigen Altersvorsorge. Sie brachte vielen ein geregeltes Einkommen im Alter. Auch die Zuständigkeit für die Versorgung im Alter änderte sich in den Augen vieler Menschen. Zuvor war es die Aufgabe der jüngeren Generation, sich um die Versorgung der Älteren zu kümmern. Ab 1891 wurde dann auch der Staat Teil dieses Bundes der Vorsorge.

Seitdem sehen die Menschen den Staat in der Pflicht, für eine vernünftige Rente zu sorgen. Das ist auch heute noch so. In einer aktuellen Umfrage, die wir in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Civey durchgeführt haben, sahen 45 Prozent der Befragten den Staat in der Pflicht, für ein zusätzliches Finanzpolster neben der gesetzlichen Rente zu sorgen. Interessant ist, dass sich die jüngere Altersgruppe der 18-29-Jährigen hier klar vom bundesweiten Durchschnitt abhebt. Von ihnen finden 51 Prozent, dass jeder selbst für ein zusätzliches Finanzpolster im Alter verantwortlich ist – damit zeigen junge Menschen einigen Realitätssinn.

Aber wie geht es weiter mit der gesetzlichen Rente, auf die sich immer noch so viele verlassen? Schon jetzt muss sie durch Steuermittel bezuschusst werden – letztendlich zahlen die Bürger dafür also mehr als ihre Rentenversicherungsbeiträge. Da ich diese Kolumne einige Tage vor der Bundestagswahl schreibe, weiß ich noch nicht, wer das Rennen letztendlich machen wird. Dennoch ist eines klar: Unser Rentensystem ist für unsere Gesellschaft unglaublich wichtig und ist es trotz seiner 130 Jahre auf dem Buckel wert, erhalten und weiterentwickelt zu werden. Als Basisabsicherung für das Alter muss es den Menschen auch in der Zukunft eine gute Grundlage für das Alter bieten können. Ob und wie die neue Bundesregierung eine Weiterentwickelung des Rentensystems vorantreiben will, ist auch nach den letzten Wahlkampfreden weitgehend unklar geblieben. Allein das zeigt, dass die private Vorsorge der entscheidende Baustein für das lebenslange Einkommen ist. Unabhängig von möglichen Reformen bietet sie den Menschen Sicherheit im Alter – unabhängig vom Ergebnis der Bundestagswahl!


Markus Drews