Dem Gewerbemarkt mangelt es an Effizienz, findet Florian Knörrich, der bei mailo angetreten ist, das zu ändern. Ein weiteres Ziel: Makler sollen mit Hilfe von mailo ihr eigenes InsurTech werden. Wie das funktioniert, verrät er im Interview.
Versicherungsbote: Sie sind seit Anfang des Jahres bei mailo. Was hat Sie dazu bewegt?
Florian Knörrich: mailo ist als digitale Gewerbeversicherung einfach sehr gut positioniert. Der Geschäftsfokus liegt auf der Digitalisierung des Gewerbegeschäfts für Makler und Versicherer. Das Geschäftsmodell ist damit sehr klar. Es adressiert ein bedeutendes Problem der Branche: Der Gewerbemarkt ist nicht nur äußerst komplex, sondern für alle Akteure hochgradig ineffizient. Der Arbeitsalltag eines Firmenkundenberaters ist nach wie vor von manuellen Prozessen und Medienbrüchen gekennzeichnet, zum Beispiel in der Kommunikation mit Versicherern. Und mit einem Prämienvolumen von circa 15 Mrd. EUR allein in Deutschland verfügt der Markt über eine attraktive Größe. Bedeutende Probleme in großen Märkten bilden in Kombination eine gute Grundlage für ein erfolgreiches Wachstum.
Welchen Herausforderungen müssen Sie sich bei mailo stellen? Wo sehen Sie Chancen?
Aufgrund unserer Aufstellung als eigenständiger Risikoträger hat mailo eine vollumfassende, cloud-basierte IT-Versicherungsplattform entwickelt, die allen Anforderungen an eine digitale, zukunftsfähige Versicherung gerecht wird. Diese einzigartige Plattform versetzt uns nun in die Lage, einen sehr hohen Automatisierungsgrad in Vertrieb, Betrieb und Schaden durchzuholen und diese Leistungen auch unseren Partnern anzubieten.
Unsere Herausforderung aber auch unsere große Chance liegt nun in der Balance von eigenem Geschäft als Risikoträger und unserer Weiterentwicklung als Technologieanbieter. Unser größter Wachstumshebel liegt darin, für Makler und Versicherer erster Partner bei deren digitaler Transformation zu sein. Und hier können wir mit unserer einzigartigen Kombination aus Risikoträger und Technologieanbieter auch einzigartige Leistungen anbieten, wie es sie sonst von reinen Technologieanbietern nicht gibt. Nach unseren Erfahrungen werden wir gerade aufgrund unseres eigenen Gewerbegeschäfts mit Maklern als authentischer Lösungspartner bei der Digitalisierung wahrgenommen.
Wie gehen Sie die Herausforderungen bei mailo an?
Wir haben bei mailo gemeinsam eine klare Mission formuliert. Wir wollen der Lösungspartner für die Digitalisierung des Gewerbegeschäfts werden. Dafür gibt es eine klare Roadmap, die jeder Mitarbeiter kennt. Wir entwickeln unsere technologische Plattform entlang der gemeinsamen Projekte mit Maklern und Versicherern weiter und setzen kein Feature ohne vorheriges Kundenfeedback um. Zentraler Erfolgsfaktor ist dabei die crossfunktionale Zusammenarbeit von Vertrieb, Produktmanagement und IT. Mit unserem hochprofessionellen und erfahrenen Experten-Team gelingt uns das sehr gut.
„Makler können mit uns ihr eigenes InsurTech umsetzen“
Der Begriff „Produktmanufaktur“ ist schon des Öfteren gefallen. Was kann sich der Markt und insbesondere der Versicherungsmakler darunter vorstellen?
Unser Pitch ist einfach: Makler können mit uns ihr Geschäftsmodell digitalisieren. Dazu gehören White Label-Produkte mit echter Dunkelpolicierung genauso wie der automatisierte Austausch von Bestandsdaten. Zudem unterstützen wir mit digitalen Antragsstrecken, Kundendokumenten und Verkaufsunterlagen im Design des Maklers. Makler mit guten Zugängen zu spitzen Zielgruppen können bei uns individuelle, digitale Deckungskonzepte erhalten. Mit unserem modularen Produktbaukasten können wir gemeinsam mit einem Makler innerhalb von zwei Wochen ein neues Produkt auf den Markt bringen. Zusammengefasst könnte man sagen, dass Makler mit uns ihr eigenes InsurTech kostengünstig und schnell umsetzen können.
Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Ehrlicherweise war dies nicht allein unsere Idee, sondern resultiert aus unserem intensiven Austausch mit unseren Maklerpartnern. Wir haben den klaren Anspruch, Makler bei ihrem Geschäft bestmöglich zu unterstützen. Deswegen hören wir genau hin. Und mit unseren einzigartigen, aber auch notwendige Kombination aus Technologie und Underwriting, wollen wir diesem Anspruch nachhaltig gerecht werden.
Wie wird die Lösung im Markt angenommen?
Sehr gut. Wir konnten bereits eine ganze Reihe renommierter Zielgruppenmakler gewinnen, mit denen wir täglich Neugeschäft schreiben. Bei der Entwicklung von Zielgruppenkonzepten sind neben dem Makler häufig berufsständische Institutionen, z.B. Verbände beteiligt. Auch diese sind von unserem Angebot überzeugt. Unsere Lösungskompetenz überwiegt dabei regelmäßig die anfängliche Unsicherheit in Bezug auf die Solidität eines neuen Versicherers, die wir aber aufgrund unserer starken Finanzierungs- und Rückversicherungspartner auch gewährleisten können. Besonders schön für uns ist es, wenn Verbände ihren Mitgliedern den Wechsel hin zum gemeinsamen Zielgruppenprodukt von Makler und mailo empfehlen.
Was haben Sie als nächstes vor?
Wir entwickeln unsere Produktmanufaktur mit jedem Projekt weiter – inhaltlich und technisch. Dazu zählen neue Zielgruppen im Underwriting genauso wie eine noch komfortablere Bestandsbearbeitung durch den Makler. Parallel werden wir die Produktmanufaktur im Markt bekannter machen. Zielgruppenmakler und Versicherer müssen bei Digitalisierung sofort an mailo denken.