Wer eine Riester-Rente hat und diese bereits ausgezahlt bekommt, erhielt pro Vertrag 2020 eine durchschnittliche Monats-Bruttorente von 83 Euro ausgezahlt. Männer erhalten eine im Schnitt nahezu doppelt so hohe Rente wie Frauen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin.
“Die Riester-Rente verfehlt ihre Ziele und braucht einen Neustart“: so titelte gestern das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin angesichts einer Studie, die auf Umfragedaten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) von 2004 bis 2020 beruht. Nur jeder vierte Deutsche im Alter von 17 bis 65 Jahren besitze einen Riester-Vertrag, so das Ergebnis der Auswertung. Und speziell bei Geringverdienern sei die staatlich geförderte Altersvorsorge wenig verbreitet. „Bei Leuten im obersten Einkommensquintil, also dem Fünftel mit den höchsten Einkommen, haben 30 bis 40 Prozent eine Riester-Rente, bei den ärmeren Haushalten nur zehn Prozent“, berichtet Studien-Mitautor Peter Haan im Interview.
Erste Ergebnisse der Studie hat der Versicherungsbote bereits in einem gestrigen Artikel vorgestellt. Doch sie erlaubt auch einen Blick darauf, wie viele Riester-Renten sich bereits in Auszahlung befinden, weil die Sparenden das Rentenalter erreicht haben: und wie hoch die monatlichen Brutto-Renten ausfallen. Also vor Abzug der Steuern, denn in der Auszahlungsphase ist die Rente steuerpflichtig.
Und tatsächlich dürften die durchschnittlichen Riester-Renten kaum ausreichen, um Einkommensverluste durch das sinkende Rentenniveau bei der gesetzlichen Rente auszugleichen: zumindest bisher. Hierbei gilt es aber zu bedenken, dass es diese Verträge erst seit 20 Jahren gibt, sie folglich noch nicht lang angespart werden konnten. Auch hängt die Rentenhöhe -natürlich- davon ab, wie viel die Personen eingezahlt haben.
Durchschnittliche Riester-Rente: 83 Euro im Monat
Noch sei der Bestand an Riester-Renten in Auszahlung relativ klein, berichtet das DIW. Hochgerechnet rund 300.000 Personen erhalten demnach eine Rente aus ihrem Riester-Vertrag. Deren monatliche Bruttorente belief sich im Schnitt auf 83 Euro. Noch geringer falle der Median der Renten aus, wenn man -stark vereinfacht- sehr hohe und niedrige Bezüge rausrechnet. Dann belaufe sich die durchschnittliche Rente auf 60 Euro im Monat.
Eine weitere Erkenntnis: Männer erhalten mit rund 100 Euro annähernd doppelt so hohe Riester-Renten wie Frauen mit einem Wert von 55 Euro. Das wird in der Studie nicht genau erklärt. Aber es liegt nahe, dass sich Unterbrechungen in der Erwerbsbiographie aufgrund von Erziehung und Pflege auch auf die Bezahlung im Job auswirkten, deshalb Frauen weniger Beitrag in ihre Riester-Rente einzahlten. Zudem sind Frauen öfter in Teilzeit tätig, was zugleich die Aufstiegschancen im Job über die gesamte Lebensarbeitszeit mindern kann.
Um die Unterschiede mit Blick auf die Einkommen zu erfassen, haben die drei Studienautoren die Riester-Rentner in sogenannte Quintile unterteilt: stark vereinfacht fünf gleich große Einkommensklassen vom ärmsten bis zum reichsten Fünftel. Wenig verwunderlich haben Ruheständler mit höheren Einkommen auch höhere Riester-Renten: im obersten Quintil werden im Schnitt mehr als 100 Euro monatliche Bruttorente bezogen, im einkommensschwächsten Quintil hingegen nur etwas mehr als 50 Euro. Das ist insofern erwartbar, da sich auch die vorher gezahlten Beiträge an den früheren Bruttoeinkommen orientieren: Die volle staatliche Förderhöhe erhält man dann, wenn mindestens vier Prozent des Bruttoeinkommens aus dem Vorjahr in Riester fließen.
Entsprechend gering ist aktuell der Anteil der Riester-Rente an allen eigenen Alterseinkommen. Gemessen am Median liege dieser gerade einmal bei fünf Prozent: Die Bundesregierung war beim Start der Riester-Rente im Jahr 2001 davon ausgegangen, dass sie circa 20 Prozent zum Alterseinkommen beitragen wird. Allerdings geht aus der DIW-Studie auch nicht hervor, wie viele der jetzigen Rentnerinnen und Rentner ihren Riester-Vertrag in der Ansparphase ruhend gestellt hatten: also nicht mehr mit Beiträgen bedienten. Das dämpft natürlich auch den zu erwartenden Ertrag. Nach Schätzungen der Bundesregierung betrifft dies immerhin rund jeden vierten laufenden Vertrag: genaue Zahlen hierzu gibt es nicht.