„Noch nie waren BU-Tarife so leistungsstark“, konstatiert Michael Franke angesichts der jüngsten Rating-Ergebnisse von Berufsunfähigkeitsversicherungen. Doch ein durchschlagend positiver Effekt auf die Verbreitung von Lösungen zur Arbeitskraftabsicherung ist nicht festzustellen.
In wenigen Monaten sinkt der Rechnungszins auf den historisch niedrigen Wert von 0,25 Prozent. Damit ändern sich die Kalkulationsgrundlagen der Versicherer und die Prämien von Berufsunfähigkeitsversicherungen werden voraussichtlich steigen (Versicherungsbote berichtete). „Viele Vermittler nehmen die Senkung des Rechnungszinses zum Anlass, Lücken im Versicherungsschutz ihrer Mandanten noch in diesem Jahr zu schließen“, weiß Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer von Franke und Bornberg. Wer noch in diesem Jahr eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, sichert sich damit die günstigeren Kalkulationsgrundlagen, wird auch argumentiert.
„Für Vermittler kommt unser aktuelles Rating gerade zur rechten Zeit“, so Franke, der die Marktanalyse auch so zusammenfasst: „Noch nie waren BU-Tarife so leistungsstark.“ Im Bereich der SBU konnten 42 Prozent der untersuchten 215 Tarife die Höchstwertung FFF+ (hervorragend) erreichen. 2019 gelang das 29,1 Prozent der getesteten Tarife. Auf der Leistungsseite sieht Franke die BU-Versicherung in ‚Bestform‘.
Verbreitung: Arbeitsmarkt ist enteilt
Doch es gelingt der Branche nicht, diese Qualität in abgeschlossene Verträge umzusetzen. 2020 wurden laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 451.000 selbstständige Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherungen neu abgeschlossen. „Die private Arbeitskraftabsicherung hält mit der Entwicklung am Arbeitsmarkt nicht Schritt. Bei 44,9 Millionen Erwerbstätigen sind 451.000 Neuverträge nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Neue Features wie Leistungen bei Arbeitsunfähigkeit oder eine kundenfreundliche Teilzeitklausel reichen nicht, um den Markt erfolgreich zu bearbeiten. Die Branche muss endlich den Knoten durchhauen“, fordert der BU-Experte.
Beim ‚Zerschlagen des Gordischen Knotens‘ rät Franke aber davon ab, zu stark auf die Prämienhöhe zu fokussieren. Vermehrt sei nun schon Prämienwettbewerb zu beobachten: Preisunterschiede im Cent-Bereich könnten darüber entscheiden, ob ein Tarif in Vergleichsportalen und -programmen einen vorderen Platz belege. Damit, so die Befürchtung der Analysten, werde eine Abwärtsspirale beim Preis in Gang gesetzt, die sich negativ auf die Stabilität von Tarifen oder sogar ganze Unternehmen auswirken könne. Sinkende Überschussbeteiligung würden die Richtung aufzeigen, so Franke und Bornberg.
Deshalb gewichtet das diesjährige BU-Rating Unternehmensstabilität höher als in den Vorjahren und greift dabei auf das hauseigene Stabilitätsrating des Map-Reports zurück. Bei dessen Vorstellung setzte sich Franke bereits dafür ein, die wirtschaftliche Lage des Anbieters bei der Produktauswahl stärker zu berücksichtigen: „Stabilität bedeutet auch Vertrauen. Im Umkehrschluss gefährdet Instabilität das Vertrauen. Also muss es gelingen, Stabilität statt Preis an die erste Stelle bei der Produktauswahl zu setzen.“
Neben der stärkeren Gewichtung von Stabilität sind auch neue Kriterien hinzugekommen. So wurde zum Beispiel die ‚Möglichkeit zur Anpassung an die Regelaltersgrenze GRV‘ in den Kriterienkatalog aufgenommen. Ist sie vorhanden, können Versicherte die Laufzeit ihres Vertrages unter bestimmten Voraussetzungen bis zur Regelaltersgrenze verlängern, sollte diese angehoben werden – und das ohne erneute Gesundheitsprüfung. Ebenfalls neu: Verzichtet der Versicherer bei der Berufsunfähigkeit von Chef oder Chefin auf die Prüfung der Umorganisation in Kleinbetrieben, gibt es nun Pluspunkte.
Die vollständigen Rating-Ergebnisse auf Franke und Bornberg.