Daher ist eine Situation, in der Unternehmen anhand vorgegebener Bewertungskriterien ihre Daten veröffentlichen und ESG-Rating-Anbieter für eine verlässliche Vergleichbarkeit sorgen können, noch Zukunftsmusik. Aus diesem Grund ist zunächst die Verwendung bestehender ESG-Ratings die beste Lösung. Eine externe und vor allem unabhängige Auszeichnung soll bei der Auswahl des Anbieters helfen und eine dauerhafte Qualitätsüberprüfung bieten.
Es existieren etwas ein Dutzend solcher Ratings, die aber häufig sehr unterschiedlich ausfallen. Daher ist die Auswahl des geeigneten Ratings für jeden Anleger wichtig, aber hoch komplex. Das Institut für Vermögensaufbau AG (IVA) hat im Auftrag einer Bank im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie diverse Anbieter von ESG-Ratings verglichen. Diese sind sehr heterogen, u.a., weil sie auf verschiedenen Wertvorstellungen beruhen. Wichtig dabei ist, dass diese Ratings auf umfangreichen Daten basieren und systematisch erstellt werden. Da die Taxonomie noch nicht fertig ist, erlaubt die BaFin die Verwendung externer ESG-Ratings, zum Beispiel zur Verwendung in Best-in-Class-Ansätzen.
Mehrere Ratings zu kombinieren, erleichtert die Anlageentscheidung
Um ein ESG-Rating zu erhalten, das für möglichst viele Kunden passt, ist es daher entscheidend,, dass die ESG-Qualität Titel für Titel aus der Sicht mehrerer etablierter ESG-Datenanbieter berechnet wird. Vor diesem Hintergrund hat das Institut für Vermögensaufbau 2020 eine spezifische ESG-Zertifizierung entwickelt.
Diese basiert auf einem regelmäßigen Prüfprozess, bei dem der Anbieter des Fonds oder Portfolios mindestens ein Jahr lang einmal pro Quartal die aktuelle Zusammensetzung des Portfolios vollständig übermittelt. Anhand dieses Bestandes bestimmt der Rating-Dienstleister ein differenziertes Nachhaltigkeitsprofil des Portfolios, das in einem Zertifikat als eigenes Dokument dargestellt wird. Das Siegel soll bei der Auswahl eines Produkt- beziehungsweise Strategieanbieters helfen und eine dauerhafte Qualitätsprüfung bieten.
Die Bewertungen basieren auf den Daten und Ratings von großen verschiedenen ESG-Datenanbietern und auch Nischen-Ratingagenturen. Aktuell werden beim IVA insgesamt Ratings aus mehr als 700 Quellen verwendet. Auf einer solchen Basis kann ein guter Rating-Dienstleister ausgehend von qualifizierten und quantifizierten Kriterien zertifizieren, dass Portfolios hohen ESG-Ansprüchen genügen, obwohl die EU-Taxonomie noch nicht fertig ist. Der große Vorteil eines aggregierten Vorgehens ist, dass Anleger sich nicht auf einen spezifischen Ansatz eines bestimmten ESG-Rating-Anbieters verlassen müssen. Ein Gesamt-Rating über eine große Datenvielfalt und eine Vielzahl verschiedener Meinungen hinweg erleichtert die Anlageentscheidung.
Produktanbieter, Finanzberater und Anlagevermittler sollten daher – für einen langfristigen Erfolg mit nachhaltigen Investments ohne Vorwürfe von Greenwashing – auf externe ESG-Ratings mehrerer Anbieter als transparenten Ausweis ihrer ESG-Qualität setzen. Das macht Finanzprodukte vergleichbar und am Markt sichtbar und schafft Sicherheit für Gesellschafter, Berater/Vermittler und Anleger.