Lebensversicherung: Wer hohe Rendite-Hürden überwinden muss

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Zum sechsten Mal hat das Analysehaus Assekurata die Lebensversicherungsunternehmen einem „EKG-Check“ unterzogen – einem „Ertragskraft-Garantie-Check“. Eine Kennzahl gibt Auskunft über die (Mindest-) Anforderung an den Kapitalanlageertrag: Wie viel muss ein Unternehmen erwirtschaften, um einen ausgeglichenen Rohüberschuss zu haben? Versicherungsbote stellt vor, welche Versicherer besonders unter Druck stehen.

Es hat schon Tradition: Zum sechsten Mal veröffentlichten die Rating-Experten von Assekurata ihren „Ertragskraft-Garantie-Check“. Für die Studie wurden eigene Kennzahlen entwickelt – die EKG-Quote zum Beispiel, die das Ertragsprofil eines Unternehmens ins Verhältnis setzt zu bestehenden Rechnungszinsanforderungen.

Oder die Break-Even-Nettoverzinsung. Diese Kennzahl gibt an, welches Kapitalanlageergebnis ein Lebensversicherer zur Erfüllung seiner Zinsverpflichtungen überhaupt benötigt, um zu einem ausgeglichen Rohüberschuss – das heißt einem Rohüberschuss von genau null – zu gelangen. Erwirtschaftet ein Versicherer einen geringeren Prozentsatz, hat er einen negativen Rohüberschuss.

Hohe Abhängigkeiten bei "klassischem" Bestand

Die Kennzahl zeigt also an, welches Unternehmen besonders von hohen Renditen durch die Kapitalanlage abhängig ist – je höher der Prozentsatz und je höher die zu überspringende „Rendite-Hürde“, desto mehr Druck lastet auf einem Versicherer. Gerade in Zeiten des Niedrigzins ist diese Kennzahl interessant: Für einige Versicherer wird sich ein ausgeglichener Überschuss kaum noch erwirtschaften lassen.

Besonders hohe Abhängigkeiten vom Kapitalanlageergebnis zeigen Versicherer, die in den Hochzins-Zeiten der 1980er, 1990er und beginnenden 2000er Jahre große Wachstumserfolge im klassischen kapitalbildenden Garantiegeschäft verzeichnen konnten: Sie müssen besonders viel erwirtschaften, um teure Altgarantien zu bedienen. Je „klassischer“ also Bestand und Produktportfolio, desto höher die Anforderungen an einen ausgeglichenen Überschuss. So steigt die Break-Even-Nettoverzinsung insbesondere bei Unternehmen, die viele Produkte mit Überschussbeteiligung in ihrem Bestand haben.

Andererseits begünstigt die Kennzahl Unternehmen, die ihren Schwerpunkt im Risiko-Geschäft haben: Delta Direkt und Deutsche Leben glänzen mit ihren Quoten. Steht doch bei diesen Versicherern eine hohe Ertragskraft einer vergleichsweise geringen Rechnungszinsanforderung gegenüber. Entsprechend gering ist auch die Break-Even-Nettoverzinsung: Sechs Versicherer zeigen hier sogar einen negativen Prozentsatz.

Rendite-Hürden werden höher

Branchenweit wirkt sich das niedrige Zinsumfeld negativ auf die Kennzahl aus, wenngleich die Steigerung der Kennzahl nur gering ist: Brauchte es in 2019 noch einen Kapitalanlageertrag von 2,53 Prozent, um einen ausgeglichenen Rohüberschuss zu erzielen, sind in 2020 2,58 Prozent notwendig. Die Experten rechnen damit, dass der Wert in 2021 auf 2,60 Prozent ansteigt.

Einschnitt in 2018 senkte Anforderungen

Freilich: Diese Werte wirken dennoch komfortabel im Vergleich zu den Werten bis 2017. Denn vor Einführung der Korridormethode bei Berechnung der Zinszusatzreserve (ZZR) mussten die Versicherer wesentlich mehr nachreservieren pro Jahr und hatten demnach auch ungünstigere Quoten. So musste in 2015 3,25 Prozent Kapitalanlageertrag erwirtschaftet werden für einen ausgeglichenen Rohüberschuss. Und in 2017 waren sogar 3,33 Prozent Kapitalertrag notwendig.

Unternehmen mit hohen und niedrigen Rendite-Hürden

Folgende Unternehmen haben eine besonders hohe Break-Even-Nettoverzinsung und stehen demnach besonders unter Druck: Sie müssen eine hohe Rendite-Hürde für einen ausgeglichenen Rohüberschuss nehmen:

  • Victoria: 4,10 Prozent
  • PB: 3,75 Prozent
  • Swiss Life: 3,66 Prozent
  • Itzehoer: 3,52 Prozent
  • Concordia oeco: 3,50 Prozent
  • Bayerische Beamten: 3,39 Prozent
  • Basler: 3,36 Prozent
  • Inter: 3,30 Prozent
  • Signal Iduna: 3,26 Prozent
  • Debeka: 3,21 Prozent

Welche Versicherer aber sind besonders unabhängig vom Kapitalanlageertrag – was freilich auch am Produktportfolio liegt? Sechs Versicherer haben einen negativen Prozentsatz. Pointiert: Sie können auch dann einen ausgeglichenen Rohüberschuss präsentieren, wenn sie gar nichts am Kapitalmarkt erwirtschaften. Hinzu kommen vier Versicherer, die eine Break-Even-Nettoverzinsung unter einem Prozent haben:

  • Dialog -20,73 Prozent
  • Delta Direkt: -16,66 Prozent
  • Deutsche Leben: -8,52 Prozent
  • InterRisk: -6,75 Prozent
  • Europa: -3,22 Prozent
  • Ergo Vorsorge: -0,78 Prozent
  • Cosmos: -0,08 Prozent
  • Hannoversche: -0,01 Prozent
  • BL die Bayerische: 0,13 Prozent
  • Continentale: 0,26 Prozent
  • Deutsche Ärzte: 0,39 Prozent
  • Credit Life: 0,55 Prozent

Hintergrund: Zum sechsten Mal ist der EKG-Check der Analyseexperten von Assekurata erschienen und stellt eine Vielzahl von Kennzahlen und Prognosen vor. Die Studie kann kostenpflichtig auf der Webseite des Kölner Unternehmens bestellt werden.

Weitere Kennzahlen zur Lebensversicherung haben wir zudem unter einer neuen Rubrik zusammengefasst.