Die Private Krankenversicherung (PKV) sollte mehr Menschen als bisher offen stehen, fordert Analyst Dr. Carsten Zielke. Warum eine Bürgerversicherung die gesetzlichen Krankenkassen aus seiner Sicht in Solvenzschwierigkeiten bringen würde.
Mit Prof. Dr. Karl Lauterbach ist wohl einer der prominentestensten Fürsprecher der Bürgerversicherung Gesundheitsminister. So wollte der begeisterte Kampfsportler dem dualen Gesundheitssystem bereits 2013 einen K.O.-Schlag verpassen.
Doch ein solcher Schlag hätte höchstens kurzfristig positive Effekte auf die Einnahmesituation der GKV, so ein Ergebnis der Studie „Private Krankenversicherer ... und sie müssen sich ständig beweisen“ aus dem Hause ‚Zielke Research Consult GmbH‘. Auf lange Sicht würden die GKVen dennoch vor einem Solvenzproblem stehen. Dafür sei schon allein das Umlageverfahren im Zusammenspiel mit der demografischen Entwicklung verantwortlich: Denn schon jetzt verursachen die 65-85-Jährigen die dreifachen Kosten der 15-65-Jährigen, so die Analysten.
Für diesen Effekt bilden die privaten Krankenversicherer Alterungsrückstellungen, die sich auf 274,02 Milliarden Euro belaufen (Statista 2019; Pflege- und Krankenversicherung). Diese Rückstellungen aufzugeben, würde einerseits eine Enteignung der PKV-Versicherten darstellen, andererseits einen Rückschritt aus volkswirtschaftlicher Sicht darstellen, so das Analyse-Haus. „Bei einer konservativen Annahme einer Zunahme von zehn Prozent der Rentner bis 2030 bei gleichbleibenden Gesundheitskosten entstehen Mehrkosten von 14,5 Milliarden Euro. Selbst wenn Deutschland die Anzahl der Erwerbstätigen durch politisch nicht durchsetzbare Einwanderung halten würde, entstünde ein Beitragssatz von 16,2 Prozent“, heißt es von Zielke Research.
Zielke betont sowohl die Rolle der PKVen als Treiber des medizinischen Fortschritts als auch die Mehreinnahmen, die durch Privatversicherte erzielt werden. „Es wäre besser, die Jahresarbeitsentgeltgrenze deutlich zu senken, um mehr Menschen den Beitritt zur PKV zu ermöglichen“, so Zielke.
Vielfalt in der Kapitalanlage der PKVen: ungenügend
Doch die Analyse übt auch deutliche Kritik - nämlich an der Anlagepolitik der Krankenversicherer. Die sei - so Zielke - zu konservativ. Denn der überwiegende Teil der Kapitalanlage schlummert in festverzinslichen Rentenpapieren (etwa 84 %). Die Aktienquote beträgt gerade mal 6 Prozent. Die Gefahr, die Zielke sieht, wird in der Studie (liegt Versicherungsbote vor) so beschrieben: „Steigen die Kosten im Gesundheitswesen ähnlich stark wie in der Vergangenheit, bieten Zinspapiere im aktuellen Umfeld keinen oder nur einen geringen Schutz. Dieses Risiko trägt allein der Versicherte.“
Ganz ähnlich war Zielkes Urteil bei der Vorgänger-Studie 2019 ausgefallen. Damals betrug der Anteil festverzinslicher Papiere in den Kapitalanlagen der Krankenversicherer noch 86,4 Prozent.