Wie werden Lebensversicherer ihre hochverzinsten Altverträge los, die heftig auf die Bilanzen drücken? Bei Zurich wird ein Run-Off für einen Teilbestand geprüft - nicht zum ersten Mal.
Im Geschäft mit fondsgebundenen Produkten zählt die Zurich zu den Schwergewichten im deutschen Lebensversicherungsmarkt. Obwohl 2020 gegenüber dem Vorjahr weniger Verträge gehalten wurden, belegt der Versicherer Rang 2 bei den fondsgebundenen Produkten.
Doch der Bestandsumbau - weg von der Klassik hin zu neuen Produkten - könnte schneller gehen. Beim Neugeschäft mit Fondspolicen belegt Zurich nur Rang neun. An diesem Hebel hat der Versicherer bereits kräftig nachjustiert und seine Exklusivpartnerschaft mit Deutscher Bank verlängert und eine weitere mit der Postbank vereinbart. Diese beginnt aber erst zum 01. Januar 2023.
Um den Anteil neuer Produkte am Gesamtbestand (derzeit etwa 51 Prozent) weiter zu erhöhen, könnte sich Zurich auch von Altverträgen trennen. Aus Versicherer-Sicht am besten solche, die besonders schwer auf die Bilanzen drücken.
„Für ein Teilportfolio an hochverzinsten Verträgen suchen wir derzeit nach einer Lösung, sodass wir uns auf unseren strategischen Fokus, die fondsbasierten Produkte, konzentrieren können“, zitiert das Handelsblatt Dr. Carsten Schildknecht, den Deutschland-Chef des Versicherungskonzerns. Ein externer Run-Off wird dabei nicht ausgeschlossen. Es werde geprüft, ob dem Teilbestand „von einem potenziellen Interessenten eine größere strategische Bedeutung beigemessen würde“, bestätigte Zurich auf Anfrage von Versicherungsbote.
Neu sind die Marktgerüchte um einen (Teil-) Run-Off bei Zurich nicht. Bereits vor einem halben Jahr hieß es, die Schweizer Versicherungsgruppe würde einen Verkauf der Zurich Deutscher Herold in Betracht ziehen. Das bestätigte der Versicherer aber nie. Gegenüber Versicherungsbote betonte die Zurich seinerzeit, dass sie sich weiterhin auf das Lebensversicherungsgeschäft, das Schaden- und Unfallgeschäft für Privatkunden sowie das Geschäft mit Gewerbe- und Industriekunden in Deutschland konzentrieren wird.
Für die Zurich wäre der Run-Off kein Neuland. Erst im Herbst 2019 trennte sich der Versicherer von seinen Berufshaftpflicht-Policen. Käufer seinerzeit: Der Abwicklungsspezialist Darag.