2027: Die deutsche Bundesregierung bringt ein milliardenschweres Subventionsprogramm für „universell einsetzbare Bewegungsautomaten in der Pflege“ auf den Weg. Zudem startet Robotikminister Andreas B. Scheuert eine Ausschreibung zur Beschaffung von Pflegerobotern, in welcher ein Gemeinschaftsunternehmen deutscher und französischer Konzerne ohne relevante Erfahrung in der Pflegerobotik überraschend den Zuschlag erhält.
Der Vertrag enthält – auf besonderes Verlangen des Bieters – eine Haftungsfreistellungsklausel, wonach der Hersteller der Pflegeroboter nicht für Sach- und Körperschäden aufkommen muss.
Dies wird erst bekannt, nachdem die Rasur-App zu zahlreichen Schnittverletzungen bei den Pflegepersonen führt und auch Todesfälle aufgrund defekter Akkus zu verzeichnen sind. Ein hektisch aufgesetzter Ausgleichsfonds (aus Mitteln, die für Bildungsroboter vorgesehen waren), soll für Beruhigung sorgen.
B. Scheuert sieht sich Vorwürfen der Zweckentfremdung von Haushaltsmitteln sowie Verstößen gegen das Vergaberecht ausgesetzt. Trotz lauter Kritik bleibt der Minister im Amt.
2028: Das „Gute-Pflegeroboter-Weiterentwicklungsgesetz“ wird auf den Weg gebracht. Darin soll neben der Festlegung von DIN-Normen (u.a. Anzahl an Toilettenpapier je Wischvorgang), Zwang zur genderinklusiven Ansprache der zu pflegenden Person durch den Roboter, nun auch die Besteuerung der Roboterarbeit festgelegt werden.
Die GRÜNEN stellen ein Verbot von Pflegerobotern zur Diskussion, da nach eigenen Recherchen die CO²-Bilanz der Roboter schlechter sei als die von pflegenden Menschen. Die Robotiklobby lässt ein Gegengutachten anfertigen, in welches neueste Erkenntnisse flatulenzbedingter Kohlendioxidentstehungsprozesse im menschlichen Darm einfließen.
Die Interessengemeinschaft „Kein Roboter ist illegal e.V.“ protestiert vor dem Bundestag und fordert vehement die Gleichstellung von Roboter und Mensch sowie das Recht auf Heirat zwischen Pflegeperson und Roboter.
2032: Ein Bundesroboterzentralregister wird eingeführt. Die Überwachung aller Inhalte aus dem Gute-Pflegeroboter-Weiterentwicklungsgesetz werden darin in einer Cloud gesteuert und überwacht. Zusätzlich werden Berechnungsdaten für zu zahlende Steuern für Roboterarbeit direkt an die Finanzämter übermittelt.
2036: Deutschland verzeichnet rund 7 Millionen Pflegebedürftige. Das System droht vollends zu kollabieren. Der Ethikrat wird damit beauftragt, eine Stellungnahme zu Möglichkeiten der aktiven Sterbehilfe in einem obligatorisch Beratungsgespräch bei bestimmten vorliegenden Diagnosen und bei Überschreiten eines bestimmten Alters zu erarbeiten.
Im Ergebnis steht eine Empfehlung für entsprechendes politisches und gesetzgeberisches Handeln („Generationenvertrag 2.0“). Der Ethikrat merkt an, dass Artikel 1 des Grundgesetzes einer Reform bedarf. „Die Würde des Menschen bis Alter X ist unantastbar.“ wird dabei als Vorschlag eingebracht. Ausgewählte Gäste in politischen Talkshows werben für dieses Vorhaben.
2038: Das Schulfach Ethik wird ergänzt um ein obligatorisch zu belegendes Seminar „Was ist lebenswertes Leben?“. Die katholische Kirche macht in Werbespots mobil dagegen. Die Kampagne „Gott entscheidet, wann Zeit ist“ ist die größte und teuerste in der Werbeindustrie und wird aus den bescheidenen Rücklagen der Kirche finanziert.
2041: Über 15 Millionen Bürger erhalten aufgrund des Wegfalls ihrer Arbeitsplätze, die überwiegend durch Roboter übernommen wurden, nur noch das „Respekt-Grundeinkommen“. Dies hatte der ehemalige Bundeskanzler Scholz in seiner Amtszeit initiiert. Aufgrund von neuen flexiblen Hinzuverdienstregelungen und gesenkten Hürden zur Aufnahme von Tätigkeiten in der Pflege erlebt die Branche einen nie gesehenen Personalzulauf.
2042: Aufgrund gestiegener Regulatorik und somit steigender Kosten sowie hoher Steuerabgaben auf Roboterarbeit werden Pflegeroboter zunehmend unbeliebter. Es setzt sich die Erkenntnis durch, dass Pflege im besten Fall von Mensch zu Mensch erfolgen sollte.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. So oder so wird die Bedeutung der Pflege einschließlich der organisatorischen und finanziellen Vorsorge zunehmen.