Die Verbundene Wohngebäudeversicherung (VGV) bleibt ein schwieriger Geschäftszweig: Extreme Wetterereignisse und teure Leitungswasserschäden setzen den Unternehmen zu. Das Geschäftsjahr 2020 aber war das Jahr der Ruhe vor dem Sturm: Das Wetter schonte die Versicherer, bevor 2021 zum teuersten Naturgefahren-Jahr der Geschichte wurde. Versicherungsbote stellt ausgewählte Kennzahlen der Marktführer vor.
Hintergrund: Die hier vorgestellten Zahlen geben den Status Quo vor dem teuerstes Naturgefahren-Jahr der deutschen Versicherungswirtschaft wieder – 2020 war, wie 2019, ein recht mildes Jahr. Von Katastrophen wie Unwettertief Bernd 2021 blieb die Branche 2020 verschont. Wie sich aber die Unwetter des Katastrophenjahrs 2021 auf die Bilanzen auswirkten, werden erst kommende Kennzahlen zeigen.
Und dennoch stieg auch 2020 die durchschnittliche Schadenhöhe aufgrund moderner Haustechnik auf einen Rekordwert. Aussagekräftig ist insbesondere die Entwicklung ab 2015: Bei durchschnittlich 83,82 Mio. Euro je Versicherer lagen die Aufwendungen damals noch. Bereits bis 2019 wuchsen sie aber auf 103,70 Mio. Euro an, kletterten in 2020 erneut – auf 103,92 Mio. Euro.
2020: Ein gutes Jahr vor der Katastrophe
Aber durch die milden Wetter war 2020 dennoch ein gutes Jahr für die Wohngebäudeversicherung – nur sechs Versicherer wiesen eine Combined Ratio (CR) von über 100 Prozent aus und konnten folglich Schadenaufwendungen und weitere Kosten nicht durch die Prämieneinnahmen decken. Hingegen wirtschaften 44 Versicherer auskömmlich. Dies hatte auch günstigen Einfluss auf die durchschnittliche Combined Ratio über 50 Versicherer hinweg – sie sank von 93,79 Prozent auf 89,50 Prozent. Das ist der beste Wert des Erhebungszeitraums 2015 bis 2020.
Schon der Kontrast zum Sechs-Jahres-Schnitt aber zeigt, dass solch milde Jahre für die Wohngebäudeversicherer eher die Ausnahme denn die Regel sind: Bildet man Durchschnittswerte der Jahre 2015 bis 2020, schreiben schon 21 Versicherer rote Zahlen und erwirtschaften für die Combined Ratio einen kritischen Wert über 100 Prozent. Mit Blick auf das Gesamtgeschäft 2015 bis 2020 konnten demnach schon 21 Versicherer Schadenaufwendungen und Kosten nicht durch Prämieneinnahmen decken.
Die Nachfrage stagniert
Auch die Nachfrage in der Wohngebäudeversicherung stagniert: Um nur 845 Verträge nimmt der durchschnittliche Bestand branchenweit zu und liegt in 2020 bei 373.937 Verträgen je Versicherer. Für 18 Versicherer schwindet gar der Bestand. Prämienanpassungen sorgen aber dafür, dass gebuchte Bruttoprämien dennoch von 155,69 Mini. Euro auf 167,22 Mio. Euro steigen.
2021: Teuerstes Naturgefahren-Jahr der Geschichte
Und die Zukunft lässt Schlimmes erahnen. Denn die Flutkatastrophe Mitte Juli 2021 durch Unwettertief Bernd und der verheerende Hagel im Frühsommer machen das Jahr voraussichtlich zum teuersten Naturgefahren-Jahr überhaupt für deutsche Versicherer, meldet der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV). Auf rund 11,5 Milliarden Euro werden versicherte Unwetterschäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen geschätzt (Versicherungsbote berichtete). Dies dürfte sich besonders in den Bilanzen der Wohngebäudeversicherer negativ niederschlagen. 2020 ist also das letzte Jahr, in dem Fortuna die Bilanzen der Versicherer schonte.
Versicherungsbote stellt die Marktführer vor
Versicherungsbote stellt in seiner Bildstrecke die Marktführer in der Wohngebäudeversicherung vor. Alle Zahlen sind dem "Branchenmonitor Wohngebäudeversicherung 2015-2020" der V.E.R.S. Leipzig GmbH entnommen, der 95 Prozent des Marktes abdeckt. Das Analyse-Instrument kann auf der Webseite der Leipziger Experten bestellt werden.