Allianz stampft Nebenvertrieb und Spezialvertrieb als eigenständige Vertriebswege ein

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Die Allianz schafft den nebenberuflichen Versicherungsvertrieb sowie den Spezialvertrieb als eigenständige Vertriebswege ab. Davon sind rund 800 Mitarbeiter sowie weitere 156 Agenturen betroffen. Die Vertriebs-Tochter des Versicherers in Deutschland bekommt zudem ein neues Zukunftsprogramm: Auch die Agenturen müssen sich folglich auf Neuigkeiten einstellen.

Die Umbauarbeiten im Hause Allianz gehen weiter: Flossen bereits Milliarden in ein digitales Umbauprogramm, so muss sich nun erneut der Vertrieb auf Änderungen einstellen. So hat die Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) kürzlich das „ABV Zukunftsprogramm“ verabschiedet, wie eine Allianz-Sprecherin dem Versicherungsboten bestätigte. „Es umfasst einerseits gezielte Investitionen in Zukunftsfähigkeit und Wachstum, andererseits Kosteneinsparungen zur Verbesserung der Wettbewerbsposition der Allianz und zur Refinanzierung der Investitionen“, teilte die Sprecherin mit.

Nebenberuflicher Versicherungsvertrieb verliert Eigenständigkeit

Eine Leidtragende der aktuellen Bestrebungen: Der nebenberufliche Versicherungsvertrieb der Allianz soll als eigenständiger Vertriebsweg eingestampft werden. Betroffen wären davon rund 800 Mitarbeiter. „Die Betreuung der Kundinnen und Kunden sowie der Nebenberufsvertreterinnen und -vertreter wird zukünftig überwiegend in eine neu gegründete, digitale Beratungs- und Verkaufseinheit überführt“, heißt es in einem Pressetext des Versicherers. Mit der Gründung dieses „modernen Vertriebswegs“ wolle man zudem bisher nicht erschlossene Kundengruppen gewinnen - „mit angestellten Verkäuferinnen und Verkäufern“.

Was das konkret für die Mitarbeiter heißt, geht aus dem Pressetext nur indirekt vor. Denn den Umbau werden erneut Stellen zum Opfer fallen. Die aktuellen Planungen „werden Auswirkungen auf einen Teil der Beschäftigten der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG haben. Wie in vergleichbaren Fällen der Vergangenheit auch, ist sich die Allianz ihrer Verantwortung als Arbeitgeber sehr bewusst. Es sollen daher einvernehmliche und sozialverträgliche Lösungen gefunden werden – auch unter Nutzung der Chancen, die der interne Stellenmarkt bietet“ schreibt der Versicherer. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden.

Neues Programm betrifft alle Agenturen

Die Vertreter im Nebenberuf standen bei der Allianz ohnehin unter Beobachtung. 2019 hatte die Allianz intern eine Beobachtungsfrist von fünf Jahren kommuniziert, um zu entscheiden, wie sie mit dem Vertriebskanal weiter verfahren will. Vermittler im Nebenberuf haben hierbei oft die Aufgabe, in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld über Versicherungen zu informieren: zum Beispiel ein Autohaus-Besitzer, der Kfz-Policen anbietet. Ob im Sportverein, bei der Feuerwehr, beim Tierschutz oder an der Uni: an vielen Orten sind derartige Nebenberufsvertreter aktiv und sprechen die Menschen auf Versicherungen des blauen Riesen an. Vakant sind nun aber auch die Stellen jener Mitarbeiter, die diesen Vertriebsweg koordinieren und begleiten.

Doch auch die anderen der mehr als 8.000 Vertreterinnen und Vertreter sind vom neuen Umbauprogramm betroffen. Und nicht allein der Nebenerwerbs-Vertrieb wird abgebaut, auch der Spezialvertrieb verliert seine Selbstständigkeit:

  • Die 156 Agenturen des Spezialvertriebs sollen in die regionale Organisation der 60 ABV-Geschäftsstellen integriert werden. Das soll ihnen den Zugang zu den vorhandenen Supportstrukturen verschaffen: Bedeutet aber auch, dass sie ihre Eigenständigkeit verlieren. „Die bisherige Betreuungsstruktur des Spezialvertriebs wird abgebaut“, heißt es hierzu im Pressetext, womit in diesem Bereich ebenfalls Stellen vakant sein dürften. Hinter dem Spezialvertrieb verbergen sich hochspezialisierte Agenturen, die sich auf bestimmte Zielgruppen oder Produkte konzentrieren und folglich entsprechendes Fachwissen brauchen: etwa Versicherungsschutz für Geophysiker oder die Konzentration auf beratungsintensive Risiken wie Berufsunfähigkeits-Policen oder die private Krankenversicherung.
  • Grundsätzlich will die Allianz Strukturen im Ausschließlichkeits-Vertrieb straffen. “Die fachliche Betreuungsstruktur für die Allianz Agenturen wird effizienter organisiert, die Spezialistenausstattung im Bereich der Sachversicherung gestrafft und die digitale Betreuung und Beratung durch Spezialistinnen und Spezialisten verstärkt“, heißt es hierzu im Pressetext. Ein Instrument hierfür ist die Initiative "Agentur der Zukunft". Gezieltes Coaching soll hierbei Agenturabläufe optimieren. Ein neues Agentursystem namens NOVA soll zudem erlauben, dass eine Vielzahl einzelner Anwendungen zu einem integrierten System zusammengefasst werden.